Gefährliches Phänomen: Neues Erdloch in Sibirien entstanden
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Ein tiefes schwarzes kreisrundes Loch, das sich plötzlich am Boden auftut, klingt eigentlich wie der Anfang eines Katastrophenfilmes. In Sibirien tauchen aber immer wieder solche Erdlöcher auf. Zuletzt öffnete sich ein solcher Krater auf der Jamal-Halbinsel. Er ist 50 Meter tief und das größte der 17 Erdlöcher, die sich in dieser Region in den vergangenen Jahren aufgetan haben.
Es gibt verschiedene Theorien dazu, wie diese Krater entstehen. So könnten sie durch plötzliches Einfallen von Hügeln oder schwellender Tundra verursacht werden. Letzteres entsteht, wenn der Permafrost, also der dauerhaft gefrorene Boden, auftaut und sich Methangas an der Oberfläche bildet. Im Permafrost sind zudem schätzungsweise 1,7 Billionen Tonnen Kohlenstoff eingeschlossen, das durch verrottetes organisches Material entstand.
Treibhauseffekt
Durch den Klimawandel taut dieser in einer sehr hohen Geschwindigkeit auf. Das dadurch freigesetzte Methangas könnte den Treibhauseffekt sogar noch beschleunigen. Es ist deutlich stärker als CO2 und trägt mit 20 Prozent zum menschgemachten Klimawandel bei. Je mehr dieser großen Methanvorkommen durch das Auftauen des Permafrosts freigesetzt werden, desto stärker könnte das den Treibhauseffekt also vorantreiben.
Wissenschaftler untersuchten die Erdlöcher 2017 und fanden heraus, dass es seit 1970 immer häufiger zu solchen Kraterbildungen kam und dass der Klimawandel eine Ursache dafür ist. Zudem konnten die Forscher 7.000 weitere Gasblasen auf der Jamal-Halbinsel finden.
Beobachtung Schwierig
Allerdings sind die Erdlöcher schwierig zu beobachten. Bevor die Krater auftauchen, bilden sich dort Erhebungen. Der gesamte Prozess dauert aber nur ein bis zwei Jahre – eine sehr kurze Zeit für Wissenschaftler, um sie zu finden und zu untersuchen. „Wir haben nur bruchstückhafte Beweise von Anwohnern, die von Lärm, Rauch und Flammen berichten. In ein bis zwei Jahren wird aus den Kratern ein See“, erklärte der Forscher Evgeny Chuvilin vom Skolkovo Institute of Science and Technology. Er hat die Erdlöcher mit seinem Team untersucht.
Krankheiten und Umweltkatastrophen
Der steigende Treibhauseffekt ist aber nur ein Problem, das die vermehrt platzenden Methanblasen mit sich bringen könnten. So könnten die Krater auch Viren oder Bakterien enthalten, die Krankheiten übertragen. 2016 brach etwa Milzbrand in einem Teil von Sibirien aus, dessen Wasserversorgung und Boden durch den schmelzenden Permafrost mit den Bakterien verseucht wurde.
Ein weiteres Problem, das durch den schmelzenden Permafrost entsteht, sind beschädigte Infrastruktur und Gebäude. Im Mai platzte deshalb ein Öltank. Das Öl gelangte ins Erdreich und in Gewässer und führte zu einer der größten Umweltkatastrophen, die die Stadt Norilisk je erlebt hat.
Das nun neu aufgetauchte Erdloch hat bisher noch keine solchen Schäden verursacht. Trotzdem sei es „einzigartig“, erklärten Wissenschaftler der Sibirian Times. Es liefere zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse – wie genau sich das riesige Erdloch von den anderen unterscheidet, konnten sie allerdings noch nicht verraten.
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