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Science

Hitzewelle in Sibirien: Natürliche Ursache fast ausgeschlossen

Spitzentemperaturen von 38 Grad Celsius und seit Monaten durchgehend um fünf Grad Celsius höhere Durchschnittstemperaturen: Die jüngste Hitzewelle in Sibirien wäre nach Einschätzung eines internationalen Forscherteams ohne den menschengemachten Klimawandel "fast unmöglich".

Ohne ihn gäbe es eine derartige Hitzeperiode demnach höchstens alle 80.000 Jahre, schreiben sie in einer am Mittwoch veröffentlichte Studie. Ihr Fazit: Es ist höchste Zeit zu handeln. Die Auswirkungen des Klimawandels auf extreme Wetterereignisse wie Monsterstürme oder Dürren sind inzwischen wohlbekannt, doch bis vor relativ kurzer Zeit waren die Wissenschafter nicht in der Lage, ein einzelnes Wetterextrem eindeutig mit der Erderwärmung in Verbindung zu bringen.

Computersimulation zeigt Ursache

Dank einer noch recht jungen Disziplin - der sogenannten Zuordnungsforschung - gelang es dem Team der Initiative "World Weather Attribution" mit Hilfe von Computersimulationen, den Einfluss des Klimawandels auf die Hitze in Sibirien zu ermitteln. Sie kommen zu dem Schluss, dass die Hitzewelle "in einem Klima, das nicht durch den Ausstoß von Treibhausgasen erwärmt wurde, fast unmöglich" wäre. Die CO2-Verschmutzung der Atmosphäre habe die ungewöhnlich hohen Temperaturen 600 Mal wahrscheinlicher gemacht.

Hauptautor Andrew Ciavarella vom britischen Wetterdienst (Met Office) bezeichnete die Ergebnisse der Studie "niederschmetternd". Diese seien "ein weiterer Beweis für die extremen Temperaturen, die wir in einem sich erwärmenden Klima weltweit häufiger zu erwarten haben", erklärte er.

Die Studie wurde von anderen Wissenschaftern noch nicht begutachtet. Mitautorin Sarah Kew vom Royal Netherlands Meteorological Institute sprach dennoch von einem der "überzeugendsten Ergebnisse aller bisherigen Zuordnungsstudien".

Gravierende Folgen für die ganze Welt

Dem Forscherteam zufolge hat die Hitzewelle in Sibirien gravierende Folgen für die gesamte Welt. Sie erinnerten daran, dass inzwischen rund 1,15 Millionen Hektar Wald in Flammen aufgingen und Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre freisetzten. Der gleichzeitig auftauende Permafrostboden führte wiederum im Mai zur Beschädigung eines Öltanks und einer der bisher schwersten Umweltkatastrophen in der Region.

Nach den Worten von Forscherin Kew ist die Botschaft der Studie eindeutig: "Uns bleibt nur noch wenig Zeit, um das Klima auf das Niveau des Pariser Abkommens einzupendeln." Das Klimaabkommen von 2015 sieht vor, den Anstieg der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst sogar 1,5 Grad gegenüber den vorindustriellen Werten zu begrenzen. Um das zu erreichen, müssten die CO2-Emissionen zwischen 2020 und 2030 um jährlich 7,5 Prozent gedrosselt werden.

Waldbrände im vergangenen Sommer

Im Sommer vergangenen Jahres haben Waldbrände in den nordrussischen Weiten mehrere Millionen Hektar Land zerstört. Umweltschützer warnten damals, dass die Zerstörung riesiger Waldflächen in Sibirien eine gefährliche Klimawandel-Spirale auslösen und somit direkt zur Eisschmelze in der Arktis beitragen könnte.

Auch damals wurde die Region von ungewöhnlich hohen Temperaturen geplagt. Die russische Forstbehörde gab an, dass die Feuer durch eine für diesen Landesteil "anormale" Hitze von um die 30 Grad und heftige Winde angefacht wurden.

 

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