© Fraunhofer Austria

Orientierungshilfe

Grazer Fraunhofer Institut testet Leitsysteme

Damit sich Passanten in großen Gebäudekomplexen oder Verkehrsdrehscheiben wie Bahnhöfen schnell zurechtfinden, müssen die Personenströme effizient gelenkt werden. Forscher des Fraunhofer Austria Research in Graz haben eine virtuelle realitätsnahe Umgebung entwickelt, in der zum Beispiel der Wiener Hauptbahnhof begangen und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Benutzer hin getestet werden kann - bevor er noch ganz fertiggestellt ist.

Es ist nicht immer einfach, sich in fremder Umgebung in großen Infrastrukturen wie Bahnhöfen, Flughäfen oder Einkaufszentren zurechtzufinden. Unsicherheit und Orientierungslosigkeit lassen sich vermeiden, wenn ein klares Leitsystem signalisiert, wo man sich befindet und wie man zum Ziel kommt. „Für viele Menschen bringt die Komplexität der Verkehrsknotenpunkte eine verstärkte Desorientierung, erhöhte subjektive Unsicherheit und in weiterer Folge eine psychische Mobilitätsbarriere mit sich. Diese Aspekte müssen bereits bei der Planung berücksichtigt werden, da nachträgliche Adaptierungen teuer werden können“, so Eva Eggeling, Leiterin des Geschäftsbereiches „Visual Computing“ im Grazer Fraunhofer Institut, bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Virtuelle Begehung

Daher sei es wichtig zu verstehen, wie Menschen mit ihrer Umgebung interagieren und vor allem auch, wie die Information von Leitsystemen das Orientierungs- und Navigationsverhalten beeinflussen. Mit DAVE (Definitely Affordable Virtual Enviroment) betreiben die TU Graz und Fraunhofer ein hochkarätiges 3D-Rundumprojektionssystem, das es u.a. ermöglicht große Gebäudekomplexe virtuell zu begehen, in ihm Gegenstände darzustellen und diese auch beliebig zu verschieben. Und es bietet die Möglichkeit in diesen Gebäuden Leitsysteme zu testen.

An die 120 Probanden wurden jüngst beispielsweise zur Evaluierung des künftigen Personenleitsystems am Wiener Hauptbahnhof durch den „virtuellen Bahnhof“ am Grazer Fraunhofer-Institut geschleust. „Dabei zeigt sich, ob die Passanten tatsächlich den kürzesten Weg finden können, wo sich Schwachstellen oder Lücken im Hinweissystem befinden oder ob zum Beispiel die mobilen Navigationshilfen mit den Hinweisschildern vor Ort richtig abgestimmt sind. Im laufenden Projekt für den Wiener Hauptbahnhof habe das bereits zu “leichten Anpassungen„ im geplanten System geführt, so Eggeling.

Eye-Tracking

Das vorliegende Testsystem wird nun auch noch mit einem zusätzlichen Eye-Tracking-System ausgestattet. “So werden wir noch besser analysieren können, wohin die Passanten auf der Suche nach dem richtigen Weg schauen, bei welchen der vielen Informationsangebote ihr Blick hängen bleibt oder wovon sie abgelenkt werden“, so die Grazer Wissenschafterin.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare