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Science

Linzer entwickeln erstes Skateboard aus Meeresplastik

Die Ski, der Tennisschläger oder das Skateboard: Sportgeräte bestehen in ihrer ursprünglichen Form aus Holz. Während viele im Wandel der Zeit weiterentwickelt wurden und heutzutage etwa aus robusten Karbonfasern bestehen, machen Skater ihre „Ollies“ und „Kickturns“ seit den 1970er-Jahren immer noch auf einem Brett aus kanadischem Ahorn mit vier Rollen. 

Holz hat im Sport aber seine Grenzen: Bei regelmäßiger Nutzung splittert es und bricht. Laut Daniel Jahn, Mitgründer des Linzer Start-ups Kape, wechseln professionelle Skater*innen ihre Boards daher knapp jeden dritten Tag – das Skateboard wird  zum kurzlebigen Einwegprodukt. Alternativen gibt es bisher nicht am Markt. 

Deck aus Plastik

Das soll sich bald ändern. „Wir wollen das Skateboard besser machen. Dabei führt kein Weg herum, sich mit besseren Materialien und besseren Formen zu beschäftigen, welche bei Holz beschränkt sind“, sagt Jahn gegenüber der futurezone. Da Kunststoff eine besonders hohe Abriebfestigkeit und somit eine deutlich höhere Lebensdauer aufweist, geht das Start-up einen für die heutige Zeit eher ungewöhnlichen Weg: Es will das natürliche Material durch Plastik ersetzen.  

Allerdings mit Bedacht. „Will man ein Holzprodukt durch ein Kunststoffprodukt ersetzen, läuft man Gefahr, noch mehr künstlichen Müll zu erzeugen. Das wollen wir nicht“, unterstreicht Jahn. Um bei der Verwendung von Kunststoff dennoch ökologisch und nachhaltig zu agieren, kommt Plastik zum Einsatz, das aus den Weltmeeren gefischt und recycelt wird. Seit etwa 3 Jahren arbeitet Kape an dem Skateboard namens Vanguard, das weder splittern noch brechen kann.

Erste Tests haben gezeigt, dass es im Vergleich zu ihren hölzernen Pendants eine 8 Mal höhere Lebensdauer aufweist. Im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft peilt Kape an, ein Skateboard aus 100 Prozent recyceltem Meeresplastik zu erzeugen, das wiederum selbst zu 100 Prozent recyclebar ist, so Jahn.

Mehr Pop

Das gesammelte Plastik werde ihm zufolge zuvor chemisch speziell aufbereitet, sodass es erneut als reines Endmaterial zur Entwicklung des Skateboards nutzbar wird. Generell werde der Abrieb durch den Kunststoff minimiert – an jenen Stellen auf dem Brett, wo es üblicherweise allgemein mehr Abrieb gibt, werde zudem noch mehr Material eingesetzt.  

Neben der Lebensdauer soll das innovative Board auch bei der Umsetzung von Tricks sowie beim Fahrstil unterstützen. Wesentlich dabei sei laut Jahn unter anderem der sogenannte „Pop“. Beim „Poppen“ schlägt die hintere Kante des Skateboards auf den Boden auf, sodass der oder die Skater*in mit dem Board in die Höhe springen kann. „Während Holz schnell alt und letschert wird, sorgen die Eigenschaften der Kunststofffasern für einen viel längeren und konstanten Pop“, sagt er.  

Verbesserte Geometrie

Während konventionelle Skateboards üblicherweise in mehreren Schichten gepresst werden, wird Vanguard als erstes Board gegossen. „Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, auch die Geometrie zu verbessern, was bisher nie möglich war“, sagt der Fachmann. Aktuell befindet sich Vanguard noch in der Forschungsphase und soll speziell an die Bedürfnisse der Skater*innen-Gemeinschaft angepasst werden. 

Insbesondere an der idealen Fasermenge und -dichte sowie am optimalen Gewicht des Skateboards werde laut Jahn noch intensiv gearbeitet. „Wir wollen etwas leichter und trotzdem fester werden“, sagt er. Sehr viel leichter als 1,2 Kilogramm – so das übliche Gewicht eines herkömmlichen Skateboards – soll Vanguard aber nicht sein und nicht zu sehr davon abweichen, was Skater*innen bisher vom Holzboard kennen. Dabei spielt auch die Geräuschkulisse beim Fahren eine wesentliche Rolle: „Wir wollen den gewohnt geliebten Klang eines frischen Skateboards, das bisher aus Holz gefertigt wurde, weiterhin bringen“, sagt der Experte. 

Deck in Entwicklung

Produziert wird nur das Deck, also das Brett, auf dem der Sportler steht. Achsen und Rollen werden zugekauft und montiert. Forschung und Entwicklung wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert. 
Vanguard soll Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres auf den Markt kommen und rund 200 Euro kosten. 

Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).

Elektrisches Skaten mit 50 km/h

Unser Mobilitätsverhalten ändert sich zunehmend – nicht nur im Kfz-Bereich, sondern auch hinsichtlich der Fortbewegung mit Kleinst- und Leichtfahrzeugen. Neben E-Autos, E-Bikes und E-Scooter können auch Skater*innen schon seit einigen Jahren elektrisch fahren. Eines der neueren Fahrgestelle ist etwa das deutsche E-Skateboard Evolve Hadean Carbon, an dem 13 Jahre lang geforscht wurde. 

Mit einer Ladung kommt es 60 Kilometer weit und kann mit 50 Kilometer pro Stunde die Straßen hinab- bzw. hinaufrollen. Demnach schafft das Hadean Steigungen bis zu 38 Prozent und wird durch 2 Motoren angetrieben. Das handgemachte Brett  besteht aus Kohlenstoff-Fasern und sorgt damit für die nötige Robustheit und sein Leichtgewicht. 

120 Kilogramm

Während das All-Terrain-Modell mit 13,5 Kilogramm über den Asphalt rollt, darf sein*e Passagier*in bis zu 120 Kilogramm auf die Waage bringen. Zusätzlich verfügt das Elektroskateboard über ein speziell entwickeltes Belüftungssystem. Damit wird Hitze effizient abgeleitet, sodass die verbaute Elektronik nicht überhitzt wird. 

Beim Bremsen leuchten 2 LED-Warnleuchten unterhalb des Boards rot auf. Die Beleuchtung kann per App angepasst werden – so gibt es die Möglichkeit einer Mehrfarbenbeleuchtung. Mit der sogenannten Phaze-Fernbedienung werden Beschleunigung und Bremsen per Hand gesteuert. 

Zwei Varianten

Das geländegängige Elektro-Skateboard kostet 2.750 Euro. Es gilt die Rechtslage zu beachten: In Österreich ist nur eine bis zu 25 km/h schnelle Variante zulässig. Mit Skateboards darf nicht auf öffentlichen Straßen gefahren werden. Ausnahme: Schrittgeschwindigkeit in Wohn- und Spielstraßen.   

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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