© ESA/ATG medialab

Science

Klimaschutz: ESA-Satellit Sentinel-6 startet am Samstag

Durchschnittlich steigen die Ozeane um 3,2 Millimeter pro Jahr. Nach Schätzungen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) soll dieser Wert bis Ende des Jahrhunderts auf bis zu 20 Millimeter jährlich ansteigen. Für Länder wie die Malediven, das durchschnittlich nur 1,5 Meter über dem Meeresspiegel liegt, ist dies eine düstere Aussicht.

Um diese Messungen und Vorhersagen noch genauer zu machen, soll nun der Satellit "Copernicus Sentinel-6 Michael Freilich" zum Einsatz kommen. Er startet am Samstag Richtung Orbit. Er wird höchst präzise vermessen, wie es um unsere Ozeane steht. 

Ursachen für den Anstieg der Meeresspiegel

Dass die Meere steigen, liegt vor allem am Klimawandel. Schmelzendes Eis an den Polen und Gletschern haben daran an einen großen Anteil (45 Prozent). Allerdings ist auch die Erwärmung der Ozeane selbst ein kritischer Faktor. In den vergangenen 50 Jahren haben sie 90 Prozent der Wärme aus der Atmosphäre aufgenommen, die durch Treibhausgase entstand. Das führt zu einer Wärmeausdehnung.

Dabei steigt der Meeresspiegel an einigen Orten stärker, während er an anderen Orten sogar absinkt. Das hat mit verschiedenen Faktoren, wie etwa schwankende Temperaturen des Meerwassers, Meeresströmungen und Atmosphärendruck zu tun.

6 Instrumente messen den Meeresspiegel

Sentinel-6 ist mit 6 Instrumenten ausgestattet. Das wichtigste ist ein Radarhöhenmesser. Damit werden Radiowellen in Richtung der Meeresoberfläche gesendet. Desto schneller Sentinel-6 dann ein Echo dieser Radiowellen empfängt, desto höher ist der Meeresspiegel.

Mit weiteren Instrumenten kann die exakte Höhe und Position des Satelliten bestimmt werden. Dafür werden etwa zwei Navigationssysteme und ein Laser zur Vermessung der Satellitenumlaufbahn eingesetzt. "Die genaue Ortsbestimmung in der Umlaufbahn ist eine große Herausforderung der Mission", erklärt EUMETSAT-Programmleiter Manfred Lugert in einem Pressegespräch. Europas meteorologischen Satellitenagentur wird die Steuerung des Satelliten übernehmen.

Lokale Probleme voraussagen

Um Ungenauigkeiten wie Wellen oder Gezeiten auszugleichen, misst der Satellit die gleichen Stellen Tausende Male. Aus allen Messungen wird schließlich ein Durchschnittswert ermittelt. Damit sollen die Messungen millimetergenau sein. Das gesamte Projekt soll alle 10 Jahre 95 Prozent der Ozeane kartieren. 

Die Daten sollen vor allem lokale Probleme voraussagen, etwa ob Deiche und Gebäude verstärkt werden müssen. Zudem sollen die Daten für die Gestaltung von Klimagesetzen herangezogen werden. Zudem sollen auch bessere Wettervorhersagen getroffen werden können, insbesondere für Stürme.

Messreihe bis 2030

Nach dem Start am 21. November wird zunächst wird ein Team der ESA dafür sorgen, dass Sentinel-6 seinen Orbit in 1.300 Kilometer Höhe erreicht. Drei Tage nach dem Start wird die Kontrolle über den Satelliten an EUMATSAT übergeben. Dafür wird ein neues Kontrollzentrum in Darmstadt (Deutschland) genutzt, erklärt Manfred Lugert.

In etwa einem Monat werden die Instrumente dann in Betrieb genommen, nach etwa 6 Monaten werden die ersten Messungen bereitstehen. Seinen vollen Betrieb wird er in einem Jahr aufgenommen haben. 2025 soll dann der Zwillingssatellit, Sentinel-6b, den Betrieb aufnehmen. So soll die Messreihe bis 2030 fortgeführt werden.

Live-Stream des Starts

Den Launch von "Copernicus Sentinel-6 Michael Freilich" kann man am Samstag live über ESA-TV verfolgen. In den Orbit gebracht wird er von SpaceX mit einer Falcon 9 Rakete. Der Start von der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien ist für 18:17 Uhr MEZ (9:17 Ortszeit) geplant.

Die Copernicus-Mission ist ein Gemeinschaftsprojekt der ESA, NASA, EUMATSAT, der europäischen Kommission und der US-Wetter- und Ozeanografie­behörde NOAA. Laut ESA-Direktor Josef Aschbacher kostete das gesamte Projekt die Beteiligten in Europa und den USA jeweils 400 Millionen Euro.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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