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Funktechnologie

„NFC setzt sich mit oder ohne Apple durch“

Denn ob Apple beim iPhone 5 NFC integriere, sei mittlerweile zweitrangig, waren Branchenvertreter beim von AT&S und Joanneum Research organisierten Euripides Forum vergangene Woche in Graz überzeugt. Mit Google und seinen starken Android-Partnern wie Samsung und HTC hat NFC mittlerweile Einzug in die Smartphone-Welt gehalten und könnte eher früher als später auch bei weniger leistungsstarken Handys zum Einsatz kommen.

Asien als NFC-Vorreiter
„Wir statten aktuell bereits mehr als 130 Modelle mit NFC aus“, sagt Michael Jerne, zuständig für External Relations beim Halbleiterhersteller NXP, im Gespräch mit der futurezone. „Smartphones eignen sich durch das größere Display und die Bedienmöglichkeiten über angebundene Apps besonders gut, aber der Trend geht gerade in Asien dazu, auch billigere Mobiltelefone mit der Technologie auszustatten. Dort ist die Verbreitung von RFID-Systemen – etwa im öffentlichen Verkehr – historisch schon sehr groß“, meint Jerne.

Dass die Integration von NFC im neuen iPhone 5, das im Herbst 2012 erwartet wird, der Verbreitung der Technologie sowie damit verbundenen Anwendungen einen weiteren Schub geben würde, bezweifelt naturgemäß auch niemand. „Falls NFC im iPhone 5 kommen sollte, ist das hinsichtlich der ohnehin guten Wachstumsraten sicher kein Nachteil. Durch die anderen Smartphone-Hersteller hat sich NFC gerade im vergangenen Jahr aber ohnehin etabliert“, meinte Frank Kriebel vom RFID-Produzenten Smartrac Technology.

US-Handel und Automobilindustrie interessiert
Bis Ende 2012 soll die Zahl der verkauften NFC-fähigen Geräte auf über 100 Millionen anwachsen, was praktisch einer Verdreifachung der Stückzahlen im Vergleich zum Jahr 2011 entspricht. Neben dem riesigen asiatischen Markt, wo RFID-Anwendungen boomen und auch die entsprechenden Handy-Hersteller zuhause sind, wittert auch der US-Handel das Geschäft. So haben sich die US-basierten Kreditkartenfirmen schon beim Thema NFC in Stellung gebracht. Handelsketten wie Walmart hingegen wollen RFID-Technologie stärker bei ihrem Bekleidungsangebot einsetzen und somit Engpässe beim verfügbaren Angebot verhindern.

Im deutschsprachigen Raum wird das Thema vor allem durch die Automobil-Industrie vorangetrieben. „Die elektronischen Autoschlüssel, die heute bereits Funktionen wie Wegfahrsicherung und Zutritt zum Auto ohne mechanisches Sperren ermöglichen, werden zukünftig über NFC-Schnittstellen die Vision der „vernetzten Mobilität“ Realität werden lassen", meint Jerne.

Durch die Kopplung des NFC-fähigen Mobiltelefons mit dem smarten Autoschlüssel könnten Services, wie Routenplanung, Standortbestimmung, Auto-Selbstdiagnose, aber auch das verbleibende Benzin im Tank von zuhause eingesehen und verwaltet werden. Damit die generierten Daten - wie etwa die ausgewählte Fahrroute - schließlich wieder im Navigationssystem des Autos landen, genügt die NFC-Übertragung mittels Smartphone bzw. Schlüssel im Auto. Denkbar wäre in der Zukunft sogar, dass das Smartphone selbst zum smarten Autoschlüssel umfunktioniert wird.

Österreichischer Standort forscht an Sicherheitsthema
Anders als andere Übertragungstechnologien wird NFC nur auf kurzen Distanzen bis wenige Zentimeter Entfernung eingesetzt und erfordert eine bewusste Handlung des User bzw. den nahen physikalischen Kontakt zwischen RFID-Empfänger und NFC-Gerät. Deshalb ist die Technologie auch für das drahtlose Bezahlen interessant. „Am österreichischen NXP-Standort Gratkorn beschäftigen wir uns intensiv mit den sicherheitstechnischen Aspekten von RFID und NFC, die naturgemäß für eine Reihe von Anwendungen eine große Rolle spielen“, ortet Jerne führendes Know-how in Österreich bei diesem Thema.

Durch den Einsatz von NFC-Chips in Mobiltelefonen sehen die Branchenvertreter zumindest das bisherige Infrastruktur-Problem gelöst, da Konsumenten über ihre Handys nun mit entsprechenden Lesegeräten ausgestattet werden. Die Voraussetzungen, die Technologie zu nutzen, sind ebenfalls längst geschaffen. Allein 2012 sollen fünf Milliarden RFID-Chips verbaut werden. In Zukunft könnte die Chiptechnologie mit mit zusätzlicher Sensorik ausgestattet werden. Bei hochwertigen Lebensmitteln könnte Konsumenten nachvollziehen, ob die  Kühl- und Lieferkette einwandfrei funktionierte.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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