Ein Renderbild von Tiangong 1 der chinesischen Weltraumbehörde CMSE
Ein Renderbild von Tiangong 1 der chinesischen Weltraumbehörde CMSE
© CMSE

Tiangong 1

Raumlabor stürzt auf Erde, keine Gefahr für Österreich

Teile des 2016 außer Kontrolle geratenen chinesischen Raumlabors „Tiangong 1“ werden nach Einschätzung von Raumfahrtexperten voraussichtlich in einigen Wochen auf der Erde einschlagen. „Wir rechnen irgendwann zwischen Mitte März und Mitte April mit dem Eintritt in die Erdatmosphäre“, sagte Holger Krag von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA am Montag in Darmstadt. „Die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Erde etwas passiert, ist aber sehr, sehr gering.“ Dass Teile des rund 8,5 Tonnen schweren „Himmelspalasts“ in Österreich oder Deutschland runter kommen, sei sogar ausgeschlossen.

Das Gebiet, über dem die Trümmer eintreten können, ist riesig. Krag spricht von „einem Gürtel von 43 Grad südlich bis 43 Grad nördlich des Äquators mit allen Längen“. Damit kann es alle Kontinente - bis auf die Antarktis - und alle Ozeane treffen. „Die Wahrscheinlichkeit ist innerhalb dieses Gebietes nahezu gleich verteilt.“ Lediglich der nördliche und der südliche Rand seien etwas mehr gefährdet. Dazu gehörten beispielsweise Italien und Spanien. Österreich liegt beim Breitengrad zwischen 46,5 und 49 und gilt damit nicht als gefährdet.

Weil die mögliche Absturzregion auch so viel Wasser und Wüsten umfasse, sei es fraglich, ob sich nach dem Absturz überhaupt ein Teil des „Himmelspalasts“ finden lasse. „Es fällt auch nicht alles auf einen Fleck, sondern verteilt sich über eine Schleppe von 1000 bis 1200 Kilometer“, sagte Krag.

Wiedereintritt

Wann genau die Trümmer von „Tiangong 1“ auf die Erde fallen, lasse sich aber nicht exakt sagen. Denn das Raumlabor kreise innerhalb eines Tages 16 Mal um die Erde. Zehn Tage vor dem Eintritt in die Atmosphäre gebe es immer noch eine Ungenauigkeit von plus/minus zwei Tagen.

Etwa 1,5 bis 3,5 Tonnen des 8,5 Tonnen schweren „Himmelspalasts“ würden voraussichtlich den Wiedereintritt überstehen, „nicht in einem Stück, sondern in mehreren Fragmenten“, sagt Krag. „70 bis 80 Tonnen Raumfahrtschrott kommen durchschnittlich in einem ganzen Jahr unkontrolliert runter.“ Darunter sei alle drei bis vier Jahre auch etwas Größeres wie die „Tiangong 1“.

China hatte „Tiangong 1“ im September 2011 ins All geschossen, wo das Raumlabor über die Jahre sechs Kopplungsmanöver mit chinesischen Raumschiffen der „Shenzhou“-Reihe absolvierte. Seit 2016 umkreist auch der Nachfolger der „Tiangong 1“ die Erde. In dem neuen chinesischen Raumlabor können zwei Astronauten länger als im Vorgängermodell leben. Auch hat „Tiangong 2“ eine höhere Ladekapazität und lässt sich erstmals auftanken.

Die Labore dienen der Vorbereitung für den Bau und Betrieb einer eigenen chinesischen Raumstation, die um 2022 fertig werden soll. Sollte die Internationale Raumstation (ISS) wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China danach die einzige Nation mit einem permanenten Außenposten im All. Chinas Raumstation dürfte mit rund 60 Tonnen aber deutlich kleiner sein als die ISS mit ihren 240 Tonnen.

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