Rover der TU Graz sollen Mond zur Spielwiese machen
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Raumfahrtagenturen wollen möglichst bald wieder Menschen zum Mond schicken, auch ESA-Direktor Jan Wörner lanciert seine Vision von einem "Mond-Dorf" als Nachfolger der internationalen Raumstation ISS. Am Grazer "SpaceTech"-Masterlehrgang wurde dazu bereits ein entsprechendes Mondgefährt und Miniroboter konzipiert - sie könnten den Spielemarkt erobern.
Kommerzialisierung
Der Generaldirektor der ESA hat schon vor geraumer Zeit ein Konzept namens "Moon Village" in Diskussion gebracht. Im Rahmen ihres berufsbegleitenden Masterlehrganges "SpaceTech" der Technischen Universität Graz hat die ESA die Teilnehmer eingeladen, Ideen für ein kommerziell rentables Mondgefährt zu entwickeln. Sie haben das Konzept samt Machbarkeitsstudie im Juli im niederländischen ESA-Technikzentrum in Noordwijk präsentiert, wie "SpaceTech"-Lehrgangsleiter Otto Koudelka im Gespräch mit der APA schilderte.
Mutterschiff und Nanobots
Der am international besetzten Grazer Masterlehrgang konzipierte LUNATIX-Rover ist rund 150 Kilogramm schwer, hat Solarpaneele und soll fünf Miniroboter auf der Mondoberfläche transportieren sowie als Kommunikationszentrum mit der Erde dienen. Gamer könnten die fünf zehn Mal zehn Zentimeter kleinen Würfelchen, sogenannte "Nanobots", die mit jeweils vier Beinchen mit Rädern ausgestatten sind und auch bis zu drei Meter hoch springen können, von der Erde aus steuern. So sieht es zumindest das Konzept der acht Absolventen und Absolventinnen des "SpaceTech"-Lehrgangs an der TU Graz vor.
"Die Nanobots können als die ersten 'Bewohner' des Monddorfes gedacht werden. Menschen werden sie kontrollieren und durch ihre Kameras das Mond-Erlebnis in der Nähe-Echtzeit-fühlen; also den ersten Schritt zur menschlichen Telepräsenz auf der Mondoberfläche", hielt das "SpaceTech"-Projektteam in seiner Kurzfassung des sogenannten "LUNATIX"-Konzeptes fest.
Begeisterung wecken
Das Mondgefährt, die Main Mobile Platform (MMP), wird wiederum für die wissenschaftliche Gemeinschaft unterschiedliche Messinstrumente mit sich führen. Das Projekt solle laut den Konzept-Autoren "das Bewusstsein und die Begeisterung der Öffentlichkeit erhöhen", was den Weg für weitere Expansion auf dem Mond ebnen werde. Ein Launch wäre laut dem LUNATIX-Team für das Jahr 2021 denkbar.
"Am Dienstag haben die Absolventinnen und Absolventen in Graz ihre Graduierung gefeiert, die ESA hat das Konzept bereits unter 'Space in Images' auf seiner Homepage vorgestellt", sagte Koudelka gegenüber der APA. Die acht Graduierten stammen alle aus der Raumfahrtbranche: Etwa von Airbus Defence & Space, der ESA, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt - oder auch beispielsweise dem niederösterreichischen Unternehmen SVOENT, das in der Entwicklung und Herstellung von komplexen und hoch genauen Blechbaugruppen für unterschiedliche Hightech-Anwendungen tätig ist: "Für mich punktet das 'SpaceTech'-Studium mit der zeiteffizienten aber tief gehenden Theorievermittlung und den vielen Fachkontakten, die wir in ganz Europa knüpfen konnten", resümierte dessen Geschäftsführer und frisch gebackener Absolvent, Eugen Svoboda.
Raumfahrt-Spezialisten
Der englischsprachige Masterlehrgang "Space Systems and Business Engineering" - kurz "SpaceTech" - richte sich vor allem an Spezialisten der Raumfahrtbranche, die sich nach mehrjähriger Berufserfahrung auf künftige Führungsaufgaben vorbereiten wollen, schilderte Koudelka. Der Weltraumsektor brauche Expertinnen und Experten, die nicht nur in technischer Hinsicht glänzen, sondern auch moderne Geschäftspraktiken anwenden und multinationale Teams führen können.
Die Themen reichen daher von der Unternehmensführung im Ingenieurswesen zum System Engineering, Satelliten-Navigation und -Geodäsie bis zur Vermittlung interkultureller Kompetenzen. Neben vorbereitenden Online-Einheiten gibt es laut Koudelka zweiwöchige "Intensivsessions", je Modul an verschiedenen europäischen Weltraumforschungs-Standorten. Abgeschlossen wird mit dem "Master of Engineering". Der nächste Durchgang startet im März 2018, Bewerbungen sind bereits möglich. Die Gebühr für die drei Semester beläuft sich auf rund 34.000 Euro.
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