Fujitsu-Gehhilfe
Fujitsu-Gehhilfe
© fujitsu/Godeke Harrack

Schlaue Spazierstöcke und Roboter-Bären

Schlaue Spazierstöcke und Roboter-Bären

Die Fujitsu Laboratories, eine hundertprozentige Tochter des Konzerns, haben ein Jahresbudget von 214 Millionen Euro. Insgesamt 1200 Angestellte forschen an 213 Standorten in Asien, Nordamerika und Europa. Das Hauptquartier des Forschungsarms des Unternehmens ist in Kawasaki angesiedelt, das rund eine Autostunde von der Konzernzentrale in Tokio entfernt liegt. Hier arbeitet Fujitsu an mehr oder weniger vielversprechenden technischen Entwicklungen für die Zukunft.

“Rund 30 Prozent unseres Budgets sind kurzfristige Projekte, die meist von Fujitsu-Unternehmen bei uns bestellt werden. 50 Prozent des Budgets fließt in unsere “Advanced Research”-Abteilung, die an Projekten arbeitet, die in drei bis fünf Jahren marktreif sein sollen. Der Rest des Budgets fließt in Projekte, die vielleicht erst in zehn Jahren oder auch überhaupt nie umgesetzt werden können”, erklärt Masayuki Kato, Chef der Strategie- und Planungsabteilung bei Fujitsu Laboratories gegenüber der futurezone.

In den verschiedenen Abteilungen in der Anlage in Kawasaki forscht Fujitsu an unterschiedlichsten Technologien. Der futurezone wurde bei einem Besuch eine Auswahl vorgestellt. Der smarte Gehstock ist ein Produkt, über das die futurezone bereits einmal berichtet hat. Die Gehhilfe für ältere Menschen beinhaltet ein GPS-Modul, mit dessen Hilfe über eine LED-Anzeige auf der Oberseite Navigationsanweisungen an den Nutzer gegeben werden können. Auch die Ortung älterer Stock-Nutzer via GPS wird so möglich.

Industrie-Lösungen

Daneben arbeitet Fujitsu auch an Lösungen für die Industrie. So ist es einem Team gelungen, einen Miniatur-Sensor für chemische Luft-Verunreinigungen zu entwickeln. Die Technologie basiert auf Gold- und Silber-Sensoren, deren Leitfähigkeit sich bei Kontakt mit diversen Schadstoff-Molekülen in spezifischem Ausmaß ändert. Damit lassen sich Verunreinigungen, etwa in Serverräumen- oder Produktionsstätten, in Echtzeit messen. Frühere Systeme brauchten dagegen bis zu einem Monat, um eine Messung vorzunehmen.

Im Bereich Bilderkennung ist Fujitsu ebenfalls aktiv. Ein System aus gewöhnlichen USB-Kameras, die an der Decke montiert werden, und einem PC erlaubt es, die Bewegungen von Personen in einem Raum in Echtzeit zu erfassen. In Zusammenspiel mit biometrischen Systemen können die Bewegungen sogar einer bestimmten Person zugeordnet werden. So ergibt sich ein System zur Zugangskontrolle, das etwa das Passieren von zwei Personen mit einer einzigen Zutrittsberechtigung verhindern kann.

Nutzer-Schnittstellen

Als mögliche Biometriekomponente würde sich Fujitsus Technik zur Venenmuster-Erkennung eignen, die ebenfalls von Fujitsu-Forschern weiterentwickelt wird. Im Zusammenspiel mit Fingerabdruck-Sensoren können Personen mittlerweile in Sekundenschnelle identifiziert werden. “Das System gleicht die biometrischen Daten innerhalb von zwei Sekunden mit einer Datenbank von bis zu zehn Millionen Einträgen ab. Fujitsus Vision ist es, eine kartenlose Gesellschaft zu realisieren, in der Menschen sich mit ihren Händen ausweisen oder Einkäufe bezahlen können”, erklärt Kato.

Ein robotischer Teddy-Bär, der eine Gesichtserkennungs-Kamera als Nase hat, gehört zu den gruseligeren Exponaten im Showroom der Fujitsu-Labs. “Der Bär verfügt über 300 verschiedene Bewegungsmuster. Er reagiert auf Umgebung und Menschen und hat verschiedene Launen. Das kommt bei Testpersonen normalerweise gut an”, so Kato. Pläne für eine Kommerzialisierung gibt es derzeit aber nicht. Der Bär dient lediglich der Erforschung von neuen User-Interface-Konzepten, die nonverbale Komponenten beinhalten sollen.

Prototypen

Neue Werkzeuge will Fujitsu auch für den Büro-Alltag entwickeln. Mit einer Art Overhead-Projektor können Textausschnitte vom Papier in Sekundenschnelle in digitale Form überführt werden. Das System, das aus einer hochauflösenden Kamera, einer Gestenerkennung und spezieller Software besteht, erlaubt es etwa, eine Zeitungsseite auf den Tisch zu legen, sie nach bestimmten Worten zu durchsuchen, Bereiche darauf zu markieren und diese in einer Datei zusammenzufassen und auszudrucken.

Daneben zeigt Fujitsu noch viele andere Projekte her, von der Software, die mittels Handykamera den Zustand der Haut analysieren soll, über Zugsimulatoren bis hin zu neuartigen Lasern für die Informationsübertragung. Mit Wandant gibt es sogar einen Schrittzähler für Hunde, der die Bewegungsmuster eines vierbeinigen Freundes sammelt und online verfügbar macht, damit die Besitzer frühzeitig erkennen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Ein Tablet, das über elektrische Manipulation der Haut Struktur vortäuschen kann, zeigt Fujitsu in Tokyo ebenfalls vor, allerdings dürfte hier noch einiges an Feinjustierung nötig sein. Die Struktur sei zwar zu erahnen, den Unterschied zwischen den präsentierten Oberflächen, zu denen auch Krokodilhaut gehört, habe er nicht verspürt, so eine testende Versuchsperson.

Disclaimer: Die futurezone reiste auf Einladung von Fujitsu nach Tokio.

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Markus Keßler

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