© PLoS ONE, Grau et al.

Telepathie

“Unser Ziel ist Gedankenübertragung”

Telepathische Kommunikation, die direkte Übertragung von Gedanken zwischen Personen, gilt gemeinhin als unmöglich. Ein erster Schritt in diese Richtung ist spanischen Forschern jetzt aber gelungen, indem sie eine einfache Botschaft - das Wort "Hallo" - mithilfe von Computern von Gehirn zu Gehirn übertragen haben. Die Übertragung des Signals erfolgt dabei via Internet.

“Versuchsperson A stellt sich vor, einen Arm oder ein Bein zu bewegen. Die Änderungen der EEG-Messungen im betreffenden Teil des motorischen Cortex werden dann in digitale Signale umgewandelt und via E-Mail an Person B geschickt. Dort wird das Signal in einen magnetischen Impuls verwandelt, der den visuellen Cortex stimuliert, was vom Probanden als Lichtblitz wahrgenommen wird (Anm.: solche Lichtblitze werden Phosphene genannt, siehe Grafik)”, erklärt Carles Grau von der Universität Barcelona gegenüber der futurezone. Im Experiment wurden die Signale von einem Probanden in Thiruvananthapuram in Südindien zu einem Empfänger in Straßburg übertragen. Das Verfahren ist komplett nicht-invasiv.

Morsecode fürs Hirn

Versuchsperson A muss eine EEG-Haube (Elektroenzephalogramm) tragen, während der Empfänger an ein Gerät zur transkraniellen Magnetstimulation angeschlossen wird. “Die Signale, die wir mit dem EEG messen sind kleinste Änderungen in der elektrischen Aktivität des Gehirns, in der Größenordnung von Mikrovolt. Wir haben in unserem Versuch tatsächlich das erste Mal zwei menschliche Gehirne mit nicht invasiver Technologie miteinander verbunden und eine Botschaft verschickt”, so Grau.

Der Informationsaustausch ist allerdings sehr limitiert und funktioniert in diesem Versuchsaufbau nur in eine Richtung. Durch koordiniertes Auslösen der Lichtimpulse kann Person A einfache Botschaften in Binärcode an Person B schicken. Im Experiment entspricht eine imaginierte Handbewegung einer 1 und eine Fußbewegung einer 0. So konnte das Wort "hola" (Hallo in katalan beziehungsweise spanisch) erfolgreich übertragen werden. Die Botschaft wurde dazu in einen 20-Bit-Block verpackt und dann sieben Mal verrschickt, damit bei der Ankunft durch Vergleich der Botschaften Übertragungsfehler korrigiert werden konnten. Die Übertragungsgeswchwindigkeit betrug zwei Bit pro Minute.

Telepathie ist möglich

In Zukunft soll die Technik weiter verbessert werden. “Die tatsächliche Übertragung von Gedanken ist das Ziel in unserem Forschungsgebiet. Ich hoffe, dass wir das in zehn bis zwanzig Jahren erreichen können”, sagt Grau. Bis dahin ist aber noch einiges zu tun. Die heutige Technik zur Überwachung und Manipulation des Hirns ist primitiv und unser Wissen über die Funktionsweise de Denkapparats ist sehr unvollständig. Wir müssen große Fortschritte in unserem Wissen über das Bewusstsein machen. Auch die Verbindung zwischen Sprache und Denken und die zugrundeliegenden Prozesse im Gehirn sind unzureichend erforscht”, erklärt der Forscher.

Grau und sein Team wollen jedenfalls weiter auf ihr Ziel hinarbeiten. Der nächste Schritt ist bereits in Arbeit. “Wir werden einen Echtzeit-Dialog zwischen den Gehirnen zweier Testpersonen initiieren”, erzählt Grau. Bei diesem Experiment werden zwar ebenfalls nur einfache Signale übertragen, es repräsentiert aber einen weiteren Fortschritt gegenüber den bisherigen Versuchen.

Andernorts wird ebenfalls an dieser Technik gearbeitet. In einem vergleichbaren Versuch haben etwa Wissenschaftler der Universität Washington bewiesen, dass auch eine Art “Fernsteuerung” durch die Verbindung zweier Gehirne realisiert werden kann, wie extremetech berichtet. Der Aufbau ist identisch mit dem Versuch des Teams um Carles Grau, nur dass beim Empfänger statt des visuellen Cortex das Bewegungszentrum stimuliert wird, wodurch ein Reiz zur Bewegung des Fingers ausgelöst wird. So kann Person A durch die bildliche Vorstellung einer Bewegung bei Person B eine Bewegung auslösen.

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Markus Keßler

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