Warum Leugner des Klimawandels leichtes Spiel haben
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Wer im Netz nach „Klimalüge“ sucht, wird auf diversen Blogs schnell fündig. Das Fazit ist erstaunlich einhellig. „Die CO2-basierte Klimaerwärmung ist (…) eine der größten Lügen aller Zeiten“, fasst der Blog wahrheiten.org den Konsens unter den Klimaskeptikern zusammen. Als Argumente werden die minimale Konzentration von CO2 in der Atmosphäre und der geringe Anteil an menschenerzeugtem CO2 im Vergleich zu den natürlich freigesetzten Emissionen angeführt. Auch die Erwärmung an sich wird angezweifelt. Der Blog klimaskeptiker.info etwa verweist auf die kalten Winter 2007/2008 und 2009/2010 als Beweise gegen den Klimawandel.
Klimaerwärmung und Chemtrails
Auch auf dem Blog „Sauberer Himmel“, der sich hauptsächlich dem Verschwörungs-Dauerbrenner „Chemtrails“ widmet, wird die CO2-basierte Klimaerwärmung als „eines der größten Theater“ beschrieben, „das uns die Technokraten jemals vorgespielt haben“. Dass sich das Klima verändert, will der Betreiber der Seite, Dominik Storr, im futurezone-Interview gar nicht bestreiten.
Wahrscheinlicher sei da schon eher, dass die permanente chemische Einwirkung auf die Wolkenerzeugung das Klima beeinflusse, so Storr. Chemtrail-Verfechter gehen bekanntlich davon aus, dass mittels Flugzeuge chemische Substanzen am Himmel verteilt werden, die das Wetter manipulieren. Eine andere weitverbreitete Theorie, dass über die Substanzen die Menschheit langsam, aber sicher vergiftet wird, hält Storr zumindest nicht für den „Hauptzweck dieser Maßnahmen“.
Millionen Leser
Den eigenen Blog, der seit 2011 über 4,7 Millionen Mal von über 1,6 Millionen Besuchern aufgerufen wurde, sieht Storr als Möglichkeit, um abseits der Massenmedien wenigstens Teile des Mainstreams zu erreichen. Die Reichweite solcher Plattformen ist jedenfalls nicht zu unterschätzen. Auch der seit Anfang 2013 nicht mehr aktualisierte Blog Klimaskeptiker.info weist 1,3 Millionen Gesamtbesucher auf der Seite auf.
Über Plattformen wie Facebook potenziert sich die Verbreitung von einzelnen Artikeln nicht zuletzt auch deswegen, weil diese gleich dargestellt werden wie Beiträge etablierter Medien. Wie gut das funktioniert, zeigt das Verbreiten von Gerüchten und Falschmeldungen in der Flüchtlingskrise, aber auch der enorme Erfolg von Satire-Plattformen wie der Tagespresse.
"Pseudowissenschaft zugenommen"
„Die Verbreitung von pseudowissenschaftlichen Theorien hat durch das Internet und soziale Medien sicherlich zugenommen. Die Vorgangsweise ist stets die gleiche: Wissenschaftliche Daten werden ignoriert oder selektiv präsentiert. Gegner der eigenen Theorie werden als bezahlte Lobbyisten diffamiert, anstatt wissenschaftliche Argumente zu bringen“, erklärt Wissenschaftsredakteur Florian Aigner von der TU Wien, der für die futurezone eine wöchentliche Kolumne über „Wissenschaft und Blödsinn“ schreibt.
Verschwörungstheorien
Auch auf ein weiteres Phänomen weist Aigner hin. So wird auf vielen der Portale, die sich mit Nachdruck der „Klimalüge“ widmen, auch die „Wahrheit über 9/11“ oder die angebliche „Entführung der MH370“ diskutiert. „Die Verschwörungstheorie-Communities sind stark vernetzt. Man liest Seiten von Klimawandel-Leugnern und mit einem Klick ist man plötzlich auf einer Chemtrail-Seite, mit zwei weiteren landet man bei den reptiloiden Außerirdischen, die dabei sind, die Weltherrschaft an sich zu reißen“, sagt Aigner. Durch die sogenannte Filter-Blase in Facebook werde der Effekt verstärkt, wenn der eigene Freundes- und Bekanntenkreis ebenfalls solche Artikel poste.
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