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Warum sind Asteroiden so interessant für die Menschheit?

In der Astronomie gibt es schon lange die Theorie, dass ein großer Teil des Wassers auf der Erde von Asteroiden stammt, die mit unserem Planeten kollidiert sind. Asteroiden könnten aber noch ganz andere Dinge auf die Erde gebracht haben, etwa  Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin oder die Grundlagen für die Entstehung des Lebens.

Zucker in Meteoriten

Ein internationales Forscherteam hat am Montag verkündet, in Meteoriten (also Bruchstücken von Asteroiden, die auf die Erde gestürzt sind) Ribose entdeckt zu haben. Diese Zuckervariante ist ein Bestandteil von Ribonukleinsäure (RNA), die als Vorstufe der DNA gesehen wird.

"Diese Entdeckung ist großartig", sagt Tetyana Milojevic vom Institut für biophysikalische Chemie an der Universität Wien. "Niemand konnte erwarten, dass dieses fragile Material Ribose in Meteoriten so gut konserviert wird."

Milojevic untersucht beruflich  auch winzige Lebensformen, die sich von Metall ernähren und theoretisch auf dem Mars überlebensfähig wären. Ihrer Meinung nach bieten Asteroiden ein reichhaltiges Forschungsfeld für die Astrobiologie, das durch die neue Entdeckung noch attraktiver wird. Asteroiden sind aber noch aus weiteren Gründen interessant für die Menschheit.

Sonnensystem

Die kleinen Himmelskörper stellen die Überreste einer Zeit dar, in der das Sonnensystem geformt wurde. Vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren formten sich die ersten Planeten aus einer Materialwolke, die um die junge Sonne rotierte. Erkenntnisse über den Aufbau von Asteroiden könnten der Menschheit mehr darüber verraten, wie Planeten geformt werden und warum sie so unterschiedlich aufgebaut sein können.

Wo man dazu am ehesten Auskunft erhalten könnte ist im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter, der etwa Ziel der Raumsondenmission Dawn war (siehe Infokasten). Leichter zu erreichen sind freilich solche Asteroiden, deren Umlaufbahn jener der Erde manchmal sehr nahe kommt.

Missionen zur Erforschung von Asteroiden

Die NASA-Raumsonde Galileo (nicht zu verwechseln mit dem europäischen Satellitennavigationssystem) war die erste, die Asteroiden im All besuchte. Sie wurde 1989 vom Space Shuttle Atlantis ins All gebracht. 1994 beobachtete Galileo den Einschlag des Kometen (Schweifstern aus Eis) Shoemaker-Levy 9 auf dem Jupiter. Erstmals konnte die Menschheit dadurch den Zusammenprall zweier Objekte im Weltraum analysieren.

Landung

In den Jahren darauf flogen weitere Raumsonden an Asteroiden vorbei. Einen Schritt weiter ging die japanische  Raumsonde Hayabusa. Sie wurde 2003 gestartet und setzte 2005 auf dem Asteroiden Itokawa auf. Obwohl die Sammlung von Partikeln von dessen Oberfläche nicht wie geplant klappte, wurde etwas Staub eingefangen. 2010 landete der Sammelbehälter in Australien. Die erste Probenentnahme von einem Asteroiden mit anschließendem Rücktransport zur Erde war gelungen.

Mehr Gesteinsproben

Das Kunststück soll mit Hayabusa 2 wiederholt werden. Die Sonde setzte 2018 auf dem Asteroiden Ryugu auf und beschoss diesen mit einem Projektil. Die dadurch aufgewirbelten Gesteinsbrocken sind derzeit am Rückweg zur Erde und sollen 2020 eintreffen. Die NASA-Sonde OSIRIS-REx umkreist derzeit den Asteroiden Bennu und sucht nach einem geeigneten Ort für eine Probenentnahme, die 2023 auf der Erde eintreffen soll.

Die ESA-Raumsonde Rosetta traf 2014 beim Komet Tschurjumow-Gerassimenko ein und machte dort eine Fülle neuer Entdeckungen, obwohl die Landung des Moduls Philae scheiterte. Die 2007 gestartete NASA-Sonde Dawn besuchte 2011 und 2015 die beiden größten Objekte des Asteroidengürtels, Vesta und Ceres.

Rohstoffe

Genau jene interplanetaren Besucher sind es auch, auf denen in Zukunft "Asteroid Mining" betrieben werden soll. Die Idee ist, bestimmte Rohstoffe, die auf der Erde bereits knapp werden, im All zu besorgen. Vor allem die erwähnten Edelmetalle stehen dabei im Fokus, aber auch Materialien wie Kobalt oder Kupfer, die für die wachsende Elektronikindustrie von Bedeutung sind.

"In die Rohstoffgewinnung auf Asteroiden müsste man aber Milliarden Euro hineinstecken. Ob sich das auszahlt, ist fraglich", sagt Rudolf Schmidt. Der ehemalige ESA-Generalinspekteur wird am Donnerstag den futurezone Day 2019 in Wien eröffnen.

Viele Asteroiden enthalten aber auch Wasser, was sie als Tankstellen für Missionen in die Tiefen des Alls interessant macht. Das Wasser könnte einerseits zur Flüssigkeitsversorgung von Besatzungen eingesetzt werden, andererseits zur Herstellung von Sauerstoff und Wasserstoff mittels Elektrolyse. Wasserstoff dient unter anderem als Raketentreibstoff.

Kollisionen

"Asteroiden können Leben geben, aber auch Leben zerstören", sagt Astrophysiker Mattia Galiazzo von der Universität Wien. Während die meisten Teile aus dem All, die auf die Erde treffen, harmlos sind, kann ein Brocken von mehr als einem Kilometer Durchmesser die Menschheit auslöschen. Es sei daher extrem wichtig die Flugbahn von Asteroiden präzise zu berechnen – und in Zukunft eventuell sogar zu verändern.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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