Hightech-Lösungen für den Wintersport
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Digitalisierung und Hightech haben auch im Wintersport Einzug gehalten, was mehr Spaß und Sicherheit bedeutet. Unterschiedliche Projekte aus der heimischen Kreativwirtschaft haben sich dieser Branche verschrieben, benötigen bei der Realisierung oftmals aber Unterstützung. Hier setzt die Austria Wirtschaftsservice (aws) im Auftrag des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort an.
Mit dem Förderprogramm „aws impulse“ werden Entwicklungen im Kontext von Digitalisierung, Design, Architektur, Gaming und Audiovision unterstützt. Prototypen und erste Anwendungen werden mit „aws impulse XS“ mit bis zu 50.000 Euro gefördert. Mit dem Zuschussprogramm „aws impulse XL“ werden Unternehmen bei der Marktüberleitung von Innovationen zudem mit bis zu 200.000 Euro finanziert.
Ski durch KI
Unter anderem folgende zwei Unternehmen haben vom aws-Zuschussprogramm bereits profitiert. Eines davon ist das Salzburger Start-up ORIGINAL+, gegründet von Siegfried Rumpfhuber. Entwickelt werden Alpinski, die per künstlicher Intelligenz (KI) maßgeschneidert werden. Unterschiedliche Parameter wie Fahrkönnen, Körpergewicht oder Größe werden auf der Webseite abgefragt und im Anschluss berechnet. Holzkern, Lagenaufbau der Ski oder das Dämpfungsverhalten werden somit an die Biometrie des jeweiligen Nutzers angepasst. „Die Technologie ist dem Rennsport entlehnt“, sagt Rumpfhuber. So hat auch Marcel Hirscher von seinen individuell angepassten Ski profitieren können. ORIGINAL+ will die maßgeschneiderten Modelle nun auch Hobby-Skifahrern zugänglich machen.
Sicherer fahren
Die Feedback-Daten der Nutzer ergeben: Sowohl die Fahrperformance wird verbessert als auch das Sicherheitsgefühl gesteigert. Wintersportlern wird aber auch die Wahlentscheidung nach den perfekten Skiern erleichtert. Aktuell gibt es nämlich 1.400 Modelle am Markt. Die Angebotspalette an Basismodellen von ORIGINAL+ ist hingegen überschaubar – sie können aber auf 1.800 Arten umgebaut werden. „Wir können individuell auf fast alles eingehen“, sagt Rumpfhuber. Einzige Einschränkung bestehe bei blutigen Anfängern, die sich weniger mit dem eigentlichen Skifahren beschäftigen, sondern vielmehr mit sich selbst. Bald werden auf Tourenski angeboten.
Rückenprotektor
Ebenfalls von der aws gefördert wurde das Unternehmen Edera Safety mit dem Produkt adamsfour RSP (Rotational Spine Protection). Der entwickelte Wirbelsäulenprotektor bietet neben herkömmlichem Schlagschutz erstmals Schutz vor Extrembelastungen durch Verdrehung. „Wissenschaftlich kann unser System den Wirkungsgrad um einen Faktor 5 steigern“, sagt Peter Schreckensberger. Kommt es zu einer Überdrehung, blockiert das System – die einwirkenden Kräfte werden über das textile Exoskelett absorbiert und nicht auf die Wirbelsäule übertragen.
Bei Verletzungsgefahr
Edera Safety konnte in Kooperation mit der MedUni Wien-Abteilung Biomechanik und dem MedUni Graz-Bereich Anatomie nachweisen, dass marktübliche Rückenprotektoren kaum Schutz vor biomechanischer Überbelastung, beispielsweise durch Verdrehung, Überstreckung und Stauchung bieten, sondern nur vor externer Krafteinwirkung, etwa durch Stöße oder Schläge. Biomechanische Überbelastungen begründen laut Schreckensberger jedoch ein weitaus höheres Risiko an irreversiblen Rückenmarksverletzungen. Angenehm ist der Protektor auch: „Unser Designteam legte den Fokus auf Usability und Tragekomfort“, sagt der Experte. Geeignet sei er für sämtliche Sportarten, bei denen eine erhöhte Verletzungsgefahr herrscht – angefangen bei Low-Gravity-Wintersportarten wie Skifahren oder Snowboarden bis hin zu High-Gravity-Sportarten wie Mountainbike oder Motorcross. Die Innovation erlaubt aber auch eine Übertragung in diverse andere Anwendungsbereiche und kann künftig auch in der Reha oder im Arbeitsschutz eingesetzt werden.
Die Entwicklung des Produkts erfolgt nach dem sogenannten „Hardware-in-the-loop Prozess“. Erste Prototypen werden mit Sensorik ausgestattet und von Team-Ridern aus unterschiedlichen Sportdisziplinen getestet. Hierzu werden hauptsächlich digitale Bewegungsmuster und -abläufe für die weitere Produktentwicklung gesammelt und weiterverarbeitet. „Die aws ermöglichte uns gemeinsam mit einem High-End-Konsortium aus wissenschaftlichen Partnern und österreichischen Industriepartnern, das Projekt in diesem Umfang zu realisieren“, so Schreckensberger.
aws impulse XS und XL gehen auch schon in die nächste Runde. Die Einreichung für die kommende Initiative läuft noch bis 7. Februar 2020.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer redaktionellen Kooperation zwischen futurezone und aws.
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