Österreich hat im Cybersicherheitsbereich Nachholbedarf
Österreich hat im Cybersicherheitsbereich Nachholbedarf
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Unternehmen wollen Sicherheitslösungen aus Europa

"Unternehmen wollen Sicherheitslösungen aus Europa"

"In der Informationssicherheitsbranche gibt es in Europa und auch in Österreich sehr wenige Unternehmen", sagt Markus Klemen, Geschäftsführer von SBA Research. "Wir wollen damit beginnen, diese Lücke zu füllen", sagt Klemen. Vor kurzem hat das in Wien ansässige Forschungszentrum für Informationssicherheit den ersten österreichischen Inkubator für Start-ups im Cybersicherheitsbereich gegründet. Mit einem Accelerator-Programm will man junge Unternehmen unterstützen. „Wir wollen Zugänge erleichtern“, sagt Andreas Tomek, Co-Geschäftsführer des Kompetenzzentrums: „Zu Geld, zu Kunden und zu Forschungsmittel.“

Lokale Sicherheitslösungen seien gefragt. Dazu hätten auch die Enthüllungen über die Internet-Überwachung der US- und anderer Geheimdienste beigetragen, so Tomek. „Viele Unternehmen wollen Sicherheitslösungen aus Europa, die gibt es aber zur Zeit nur rudimentär.“

Herausforderungen

Die größten Herausforderungen im Cybersicherheitsbereich sehen Klemen und Tomek beim Internet der Dinge und bei der Digitalisierung von Produktionsabläufen in der Industrie 4.0. Das Internet der Dinge dringe immer stärker in die Privatsphäre der Menschen ein. Die Sicherheit werde von vielen Anbietern aber vernachlässigt. Auch im Bereich der Digitalisierung von Produktionsabläufen in der Industrie 4.0 gebe es für Anbieter von Sicherheitslösungen einiges zu tun: „Sobald Produktionsinfrastrukturen mit dem Internet verbunden werden, stellen sich ganz neue Herausforderungen.“

Knackpunkt für Start-ups im Sicherheitsbereich seien Referenzkunden, sagt Tomek. Vertrauen sei in dem Bereich zentral. „Wenn man nicht ein oder zwei Referenzkunden habe, bei denen sich andere Unternehmen erkundigen könnten, sei man “relativ chancenlos.“

Referenzkunden

Im Rahmen des Gründer-Programms wolle man Start-ups Zugänge zu großen Unternehmen in Österreich und Deutschland verschaffen und ihnen die Möglichkeit geben, sich vor Entscheidern zu präsentieren. “Es gibt unter großen Konzernen einen breiten Konsens, dass man europäische Technologien fördern will“, erzählt Klemen. "Entsprechend versuchen viele Unternehmen gute Ideen zu unterstützen." Auch bei der Finanzierung will SBA Research den Start-ups unter die Arme greifen. In Österreich sei es zwar vergleichsweise einfach Erstfinanzierungen aufzustellen, sobald man in die Wachstumsphase komme und größere Summen notwendig seien, habe man Schwierigkeiten Investoren zu finden, erläutert Klemen.

Erstes Start-up

Ein Start-up wurde bereits in das Programm aufgenommen, nämlich UberGrape, das die Unternehmens-Chatlösung ChatGrape betreibt. UberGrape sei zwar kein reines Sicherheits-Start-up, meint Tomek, Sicherheit sei aber bei Lösungen der Unternehmenskommunikation ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Im Gegensatz zu anderen Diensten in diesem Bereich, wie etwa dem US-Senkrechtstarter Slack, laufe ChatGrape nicht nur in der Cloud, sondern könne auch im Unternehmen installiert werden. "Sicherheit ist ein wichtiger Punkt, es werden sehr viele vertrauenswürdige Daten hin- und hergeschickt."

Start-ups im Sicherheitsbereich seien gut beraten, den Markt zu analysieren und Kooperationen mit anderen Unternehmen anzustreben, sagt Klemen: „Dann können Produkte gebündelt verkauft werden.“ Daneben müsse auch auf die in Unternehmen zum Einsatz kommende Software Rücksicht genommen werden. "Man muss gewachsene Strukturen berücksichtigen und Plattformen bauen, die interoperabel sind", sagt Tomek: "Keine Firma wird etwas komplett ablösen, nur weil ein Start-up daherkommt und sagt, wir haben da etwas Cooles."

SBA Research ist auch Organisationspartner des Wettbewerbs"Start Secure 2015", den die futurezone gemeinsam mit dem Bundesministerium für Inneres (BMI) veranstaltet. Gesucht werden Start-ups und Ideen aus dem Cybersicherheitsbereich. Einreichungen für den Wettbewerb sind noch bis zum 30. September möglich. Teilnehmen können Start-ups in der Gründungsphase aber auch Unternehmen, die Ideen und Konzepte für Cybersecurity-Lösungen entwickelt haben, und in der Europäischen Union ihren Sitz haben.

Teilnahmebedingungen

Für die Teilnahme erforderlich ist

  • eine detaillierte Beschreibung des Projekts/der Idee inklusive eines technischen Konzepts,
  • kurze Informationen zu den Initiatoren bzw. dem Start-up,
  • falls vorhanden ein Business-Plan

Die Einreichungen können in deutscher oder englischer Sprache erfolgen.

Der Gewinner des Wettbewerbs erhält 10.000 Euro Preisgeld, für den zweiten Platz gibt es 5000 Euro, der dritte Platz ist mit 3000 Euro dotiert und die Ränge vier und fünf erhalten je 1000 Euro.

Präsentation der Sieger im Oktober

Anfang Oktober wählt eine Jury die fünf besten Ideen aus. Den dahinter stehenden Start-ups oder Personen werden Workshops zur Weiterentwicklung ihrer Ideen und zur Finanzierung ihres Projekts angeboten. Die Sieger werden Ende Oktober bei einem Abschlussevent präsentiert.

Der Wettbewerb "Start Secure 2015" ist eine entgeltliche Kooperation zwischen dem Innenministerium und der futurezone. Als Organisationspartner fungieren SBA Research, das die Sieger-Start-ups auf Wunsch auch als Inkubator bei der Investorensuche berät, sowie das Kuratorium Sicheres Österreich.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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