Playbrush ist einer der Partner von bsurance

Playbrush ist einer der Partner von bsurance

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Start-ups

Zur Zahnbürste gibt's noch eine Versicherung dazu

Das Abschließen einer Versicherung ist oft eine etwas mühsame Angelegenheit. Will man sich gegen diverse Unannehmlichkeiten absichern, muss man jede Menge Papierkram erledigen. Und ob man im Ernstfall geschützt ist, weiß man dank komplizierter Vertragsklauseln oft nicht genau. In Zeiten der Digitalisierung, wo Kunden Komfort und Schnelligkeit gewohnt sind, scheinen solche Kundenerfahrungen nicht zeitgemäß. Doch die Digitalisierung macht auch vor der Versicherungsbranche nicht halt. Start-ups zeigen, wohin die Reise gehen könnte. Ein Beispiel dafür ist bsurance.

Komplexe Produkte

Das Wiener Jungunternehmen wurde 2017 mit der Idee gegründet, Produkte und Dienstleistungen mit speziellen Versicherungsangeboten zu kombinieren. Einer der ersten Partner ist Playbrush. Der Hersteller smarter, elektrischer Zahnbürsten für Kinder bietet bei einem Kauf seiner Produkte gleich eine Zahnunfallversicherung dazu an. Die Bestellung läuft einfach und schnell ab. Die Bezahlung und Abwicklung von Schadensfällen laufen über den Verkäufer der Zahnbürsten.

"Versicherungen kämpfen mit mehreren Problemen", sagt Lorenz Gräff, CEO von bsurance, bei einem Gespräch mit der futurezone im Wiener Start-up-Zentrum weXelerate. "Eines ist die Komplexität der Produkte, ein weiteres ist die fehlende Nähe der Kunden zum Produkt. Wir haben uns überlegt, wie wir das moderner machen können." bsurance steht nicht als eigenständiges Versicherungsunternehmen da. Stattdessen sieht sich das Start-up als Vermittler, der Versicherungen, Firmenpartnern und Endkunden mit seiner Plattform verknüpft. Die Geschäftskategorie, in die sich das Start-up einordnet, nennt sich deshalb "B2B2C" (Business to Business to Consumer).

Lorenz Gräff (Mitte), Hermann Fried (re. daneben) und das restliche Team von bsurance

Große Veränderungen in der Branche

"Wir kooperieren mit mehreren Versicherungen und entwickeln einfach konfektionierbare Produkte. Wir sind quasi eine Versicherungsmanufaktur", sagt Gräff. Unterstützt wird bsurance u.a. von Uniqa Ventures. Die Entwicklungssparte der Versicherung existiert seit drei Jahren, wie ihr CEO Andreas Nemeth erklärt. "Die Gründung war eine klare Ansage, dass Uniqa für die Zusammenarbeit mit Start-ups offen ist. Wir sehen, dass es in unserer Branche große Veränderungen gibt. Das Grundbedürfnis nach einer Versicherung hat sich nicht verändert, aber die Art und Weise, wie wir Versicherungen kaufen, ist einem normalen Wandel unterzogen. Wir wollen den Kunden dort abholen, wo er einen Bedarf hat."

Traditionell seien Versicherungen sehr integrierte, monolithische Unternehmen, führt Nemeth aus. bsurance sei hingegen ein "Unternehmen der Netzwerkökonomie": "Das Produkt kommt von Unternehmen A, geht über einen Partner und die Schadenerledigung übernimmt ein Dritter. bsurance ist in diesem Spiel ein Orchestrator. In der Versicherungsbranche ist so etwas noch sehr wenig ausgeprägt. Banken machen das schon in größerem Umfang."

Verständlicher und zugänglicher

Gräff stimmt zu: "Die Digitalisierung ist da schon weiter. Fast jeder hat heute eine Banking-App. Doch nur bei einigen wenigen Versicherungen - wie der Uniqa - kann man am Handy nachschauen, welche Versicherungen man besitzt. Da gibt es großes Potenzial und Nachholbedarf." Diese Erkenntnis hat auch Hermann Fried bewogen, zum Start-up zu wechseln. Der ehemalige Vorstand der Wiener Städtischen Versicherung setzt sich stark dafür ein, Versicherungsprodukte verständlicher und zugänglicher zu machen: "Welche Erfahrung würden Sie als Kunde bevorzugen? Bei Vertragsabschluss sieben Tage lang auf einen Packen Papier zu warten oder innerhalb weniger Sekunden ein E-Mail zu bekommen?"

Wie Nemeth meint, gebe es diesbezüglich auch Bemühungen, international einheitliche Regeln zu schaffen. Beispiel dafür sei die europäische Insurance Distribution Directive (IDD). Diese mache es auch Unternehmen leichter, Versicherungsprodukte europaweit anzubieten. bsurance deckt mit seinen Versicherungen etwa 31 Länder ab. Das Start-up beschäftigt einen eigenen Rechtsberater, um sicherzustellen, dass alle juristischen Auflagen erfüllt sind.

Uniqa-Ventures-CEO Andreas Nemeth (re.) mit seinem Team

Zufriedenheit erhöhen

Für Endkunden will bsurance sicherstellen, dass es im Schadensfall möglichst selten zu Missverständnissen kommen kann. Gräff: "Die allgemein zu spürende niedrige Kundenzufriedenheit in der Versicherungsbranche hängt aus unserer Sicht sehr stark mit der Komplexität der heutigen Versicherungsprodukte zusammen." Wie Untersuchungen gezeigt hätten, weise die Versicherungsbranche im Allgemeinen im Vergleich zu anderen Branchen einen eher geringen Grad an Weiterempfehlungen auf. Gräff: "Das hat damit zu tun, dass man das Produkt nicht versteht. Oft herrscht dann große Enttäuschung. Die Kunden denken: Wenn ich wirklich ein Problem habe, stehe ich erst recht alleine da."

Gerade für schnelllebige Güter sei es wichtig, einfach und rasch zu einem Versicherungsabschluss zu kommen. Hermann Fried: "Bei einer Lebensversicherung ist das etwas anderes. Da lese ich mir alles in Ruhe genau durch. Kauf ich mir einen E-Scooter, interessiert mich die Versicherung nicht. Da möchte ich mich draufstellen und fahren."

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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