100 Millionen Euro für 2500 Start-ups
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2500 Start-ups werden pro Jahr unterstützt, 100 Millionen Euro an Zuschüssen, Garantien und diversen anderen „Finanzinstrumenten“ fließen pro Jahr in Firmengründungen. In den vergangenen Jahren waren Unternehmen wie Runtastic, TTTech, MySugr, Rolf Brillen, Tractive oder Die Koje darunter, die teilweise schon seit geraumer Zeit für internationales Aufsehen sorgen. Das AWS (Austria Wirtschaftsservice) ist sozusagen die Förderbank der Republik und hilft beim Aufbau von Klein- und Mittelbetrieben. „Es ist gut, dass es uns gibt, denn Start-ups haben in einer sehr frühen Phase ein Finanzierungsproblem“, sagt AWS-Geschäftsführerin Edeltraud Stiftinger im futurezone-Interview. Denn von privater Seite gäbe es kaum Geld. Noch.
AWS first
Dennoch ortet sie gegenwärtig eine Aufbruchsstimmung, die von vielen bereits als „neue Gründerzeit“ bezeichnet wird. „Ich spüre eine ähnliche Stimmung, wie Mitte der 90er Jahre, als der Lifeball begann, abzuheben“, sagt Stiftinger. Beim Pioneers-Festival etwa, das das AWS unterstützt, sei diese Stimmung besonders spürbar. „Die Gründung eines Unternehmens muss in diesem Land eine Berufsoption sein“, so Stiftinger. Daher setze man in den Schulen, in der Ausbildung an, um bereits in einer frühen Phase auf Unternehmensgründungen aufmerksam zu machen. Bislang sei es so, dass eine eigene Firma nur dann eine Option ist, wenn es einen entsprechenden familiären Hintergrund gibt. „Das wollen wir ändern“, so Stiftinger, mit AWS first hat man im Sommer ein Programm gestartet, um bei Schulabsolventen einen „Entrepreneur Spirit“ entstehen zu lassen.
Business-Angel-App
Obwohl das AWS die offizielle Förderstelle der Republik ist, versucht man, auch Private für Unternehmen zu interessieren und hat deshalb ein eigenes Business-Angel-Netzwerk aufgebaut, in dem sich 250 Business Angels befinden. „Mit diesen stehen wir in einem direkten Dialog und versorgen sie regelmäßig mit Projekten“, sagt Stiftinger. Via App werden sie pro Jahr über 50 bis 60 spannende Projekte informiert.
Nachhaltig für Österreich
„Für uns ist es einfache eine Freude, junge Unternehmen begleiten zu dürfen“, schwärmt Stiftinger. Im AWS arbeiteten viele Mitarbeiter, die früher selbst bei einem Start-up beschäftigt waren und daher die Phasen eines Start-ups kennen. Die guten genauso wie die schlechten. „Für uns ist es aber auch entscheidend, dass die Start-ups, die wir begleiten, lange in Österreich bleiben“, sagt Stiftinger. „Eine Internationalisierung ist wichtig, aber es darf nicht ein Entweder Oder sein, die Gründer sollen nie vergessen, woher sie kommen. Die Nachhaltigkeit für Österreich sollte gegeben sein.“ Da viele grandiose Ideen aus Österreich kommen, legt man beim AWS auch auf eine Patent-Beratung großen Wert. Stiftinger: „Dass man das geistige Eigentum schützen muss, wir leider immer wieder übersehen, daher verbinden wir die Unternehmer mit Patent-Anwälten, erklären ihnen Patent-Strategien und vor allem, wie sie ihr Know-how schützen können.“
Kultur des Scheiterns ist wichtig
„Wir brauchen junge Menschen mit Selbstbewusstsein“, sagt Stiftinger, die das Fehlen einer Kultur des Scheiterns bemängelt. „Hierzulange ist man leider risikoavers, es gilt als Makel zu scheitern und man ist stigmatisiert. Aber auch ein Scheitern muss einkalkuliert werden.“ Auf die Frage, wie oft man beim AWS scheitern dürfe, meint sie: „Man muß sich genauer ansehen, warum jemand gescheitert ist. Oft sind Start-ups gestrauchelt, weil sie mit ihrer Idee zu früh auf dem Markt waren, ihn falsch eingeschätzt haben oder keine Kooperationspartner oder Unterstützer hatten.“ Auch deshalb gibt es beim AWS auch einen Schwerpunkt „Unternehmensgründungen nach einem Scheitern“.
60.000 Euro im Durchschnitt
Ein Durchschnitt bei der Förderungshöhe ist aufgrund der extrem unterschiedlichen Programme (VC-Investments oder 1000 Euro Start-up-Scheck) nicht aussagekräftig. Ein Indikator für ein typisches Start-up Projekt der AWS stellt die Durchschnitthöhe von AWS Start-up-Garantien dar, die bei einem Kreditvolumen von rund 60.000 Euro liegt.
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