Die Sensormatte von CubileHealth lässt sich in Betten integrieren. In Patientennähe ist sie strom- und elektronikfrei.
Die Sensormatte von CubileHealth lässt sich in Betten integrieren. In Patientennähe ist sie strom- und elektronikfrei.
© /jeangill/IStockphoto.com

MedTech

CubileHealth: Matte erfasst Schlaf- und Gesundheitsdaten

Während auf Intensivstationen das Monitoring gut funktioniere, weil Patienten immer verkabelt seien, sei die Erhebung von Vitaldaten in anderen Stationen recht aufwendig, sagt Johannes Hilbe vom Innsbrucker MedTech-Start-up CubileHealth. Das Pflegepersonal müsse durch die Zimmer gehen und Puls und Blutdruck messen. Das von Hilbe mitgegründete Start-up will mit einer Lösung für berührungsloses Vitaldaten-Monitoring diese Lücke schließen und klinisches Personal in Krankenhäusern entlasten.

CubileHealth
Die von CubileHealth entwickelte Sensormatte, die sich in Liege- und Sitzmöbel integrieren lässt, basiert auf Ballistokardiografie. Gemessen werden dabei kleinste Erschütterungen, die vom Körper ausgehen. "Immer wenn das Herz einen Schlag macht, entstehen Beschleunigungen. Die Erschütterungen gehen durch Körper und Matratze auf unser Pad", erläutert Hilbe. Die Druckschwankungen werden dann digitalisiert und über WLAN an den Stations-PC oder Ausgabesoftware auf Handy oder Tablet übertragen.

Herz- und Atemfrequenz

Zur Anwendung kommt die Matte zur Messung der Atem- und Herzfrequenz. "Es geht darum Probleme zu erkennen, um früh einschreiten zu können", sagt Hilbe. Auch zur Sturzprophylaxe kann der vernetzte Schaumstoff genutzt werden. Ein "bed-exit-alarm" signalisiert in einem solchen Fall dem Pflegepersonal, wenn Patienten ihr Bett verlassen. Ein weiterer Anwendungsfall ist das Verhindern von Wundliegen, bei dem Bewegungen der Patienten gemessen werden. In Patientennähe sei die Lösung des Start-ups strom- und elektronikfrei. Die Sensorik sei rein luftbetrieben, erläutert Hilbe: "Die digitale Welt fängt außerhalb des Bettes an."

CubileHealth
Um als Medizinprodukt zugelassen zu werden, wird die Lösung des Tiroler Start-ups derzeit an der Universitätsklinik getestet. Weitere Partner für Studien, entweder Pflegeheime oder Krankrenhäuser, werden gesucht. Die Zulassungshürden seien hoch, sagt Hilbe. "Die Zulassungskosten entsprechen den Entwicklungskosten." Geld verdienen will CubileHealth mit der Lizenzierung von Hard- und Software. Der Marktstart ist im ersten Quartal 2018 geplant, bis dann soll auch die Zulassung für Europa als Medizinprodukt vorliegen.

Professioneller Gesundheitsbereich

Zunächst will sich das Start-up mit seiner Lösung auf den professionellen Gesundheitsbereich konzentrieren. "Da sind wir daheim", sagt Hilbe, der Pflegeinformatik studiert hat. Sein Mitgründer Karl Fritscher ist Medizininformatiker und hat unter anderem in Harvard zu Bild- und Signalverarbeitung geforscht. "Wir wollen möglichst rasch in Europa ein Netzwerk aufbauen", sagt Hilbe. Sobald Luft da ist, wolle man auch die USA und weitere Länder in Angriff nehmen.

Danach stehen auch Lösungen für Konsumenten auf der Agenda. Sensoren für die Heimpflege sind ebenso angedacht wie Anwendungen im Bereich der Schlaf-Analyse und -Unterstützung im Wellnessbereich. Auch im Transportbereich könne der Schaumstoffsensor zum Einsatz kommen, beispielsweise zur Messung von Vitaldaten von Zugführern oder Piloten, sagt Hilbe: "Es ist ein riesiger Markt."

Dass Lösungen im Bereich der Schlafanalyse durchaus gesucht sind, zeigt die Übernahme des Schlaftrackers Beddit durch Apple, die Anfang Mai erfolgte.

Seed-Finanzierung

Bis auf weiteres ist das Tiroler MedTech-Start-up ausfinanziert. Dafür sorgte eine vor kurzem abgeschlossene Seed-Finanzierung im sechsstelligen Bereich, an der sich die Investoren Peter Koch (Martin Global), Manfred Lener von der Sport und Reha Klinik Medalp und Dominik Greiner (Camouflage Ventures) beteiligt haben. Gegründet wurde CubileHealth bereits im Jahr 2013. "Wir haben drei Jahre in der Garage gewerkelt und viel an Vorleistung hineingesteckt", sagt Hilbe. "Wir gehen davon aus, dass wir ein interessantes Wachstum hinkriegen und keine zusätzlichen Investments brauchen."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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