Was immer bei den Beratungen herauskommen wird: Im Mittelpunkt werden auch die Antikörper stehen, die ihren Ursprung in Austria's most famous Muthgasse haben - und nicht irgendwo in "Australia", wie manche internationale Medien berichteten.
Was immer bei den Beratungen herauskommen wird: Im Mittelpunkt werden auch die Antikörper stehen, die ihren Ursprung in Austria's most famous Muthgasse haben - und nicht irgendwo in "Australia", wie manche internationale Medien berichteten.
© Jeff Mangione

Private Equity

"Es gibt Kapital, aber keiner weiß wohin damit"

Die heimische Risikokapital-Firma Speedinvest hat einen Start-up-Fonds aufgelegt und bei 90 Investoren rund 58 Millionen Euro eingesammelt. Der neue Wiener Finanzinvestor Venionaire plant einen Venture Capital Fonds für deutsche und österreichische Start-ups mit einem Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro. Doch neben den großen Risikokapitalgebern gibt es auch weniger bekannte, die Forschung und Entwicklung am Wirtschaftsstandort Österreich fördern. Arax Capital Partners hat sich auf Hightech- und Biotech-Unternehmen spezialisiert und in österreichische Start-ups bereits mehr als 55 Millionen Euro investiert.

Gefahr Finanzministerium

„Es gibt in Österreich viel Kapital und keiner weiß wohin damit“, sagt der CEO von Arax Capital Partners, Christian Tiringer im futurezone-Gespräch. „Es gibt in Österreich auch viele Ideen, Möglichkeiten und die Technologie, sinnvolle Projekte zu realisieren.“ Kritisch sieht er allerdings – neu ausgerufene Gründerzeit hin oder her – die Gesetzgebung. Abgesehen von fehlenden Steuervorteilen für Start-ups und Investoren, kritisiert Tiringer vor allem die mangelnde Rechtssicherheit. „Es werden Gesetze gestern so und morgen anders interpretiert, und dieser Interpretationsspielraum bringt eine Unsicherheit mit sich.“ Die Gesetze hätten zu viele Eventualitäten drinnen. Wenn man Zusatzeinnahmen oder neue Steuern lukrieren will, würden Gesetze einfach anders interpretiert. „Der Vollzug im Finanzministerium zerstört die Saat des Harald Mahrer“, ist Tiringer überzeugt. „Der Umgang des Staates mit Start-ups, Business-Angels und anderen Investoren muss fair sein. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass man eine Gründeroffensive wirklich schafft.“

Christian Tiringer, CEO von Arax Capital Partners

Tiringer hat sich auf Start-ups mit einem hohen F&E-Anteil (Forschung und Entwicklung) in Österreich spezialisiert, seit 2007 finanziert er junge Unternehmen in den Bereichen Lifescience, Biotec und Hochtechnologie. Tiringer vertritt als sozusagen 1200 Anleger, die jährlich pro Anleger im Schnitt 14.000 Euro investieren. Aktuell hat Arax Capital Partners 55 Millionen Euro in verschiedene Start-ups investiert.

Die Start-up-Findung

Die spannenden Start-ups findet Tiringer vor allem über sein Netzwerk, an Universitäten und in Forschungseinrichtungen. „Es melden sich freilich viele Start-ups und wir bekommen auch viele Exposes. Oft sind die darunter, die schon viele anderen Geldquellen abgeklopft aber keine Reaktion erhalten haben.“ Tiringers Geheimnis ist, dass er Unternehmen, lange bevor er einsteigt, zwei, drei Jahre beobachtet. Dank Förderstellen wie die AWS oder FFG gäbe es ja bei vielen Unternehmen die Grundstrukturen, auf die man aufbauen könne. „Viele Start-ups haben ja das Problem, dass sie keine Anschlussfinanzierung finden“, sagt Tiringer. „Das ist eben unser Part, dass wir diesen Gap auffüllen und dabei helfen, dass sich das Unternehmen weiter entwickelt.“ Und erfolgreich wird. Pro Jahr werden vom 12-köpfigen Team 50 Start-ups genauer unter die Lupe genommen, „zwei bis drei unterstützen wir mit Kapital.“

Gute Nase

Tiringer und sein Team dürften ein Gespür für spannende Unternehmen haben, denn erfolgreiche Beispiele aus dem Arax-Portfolio gibt es reichlich. Meist handelt es sich um Start-ups, die bereits für internationales Aufsehen sorgen, in Österreich aber nur Branchenkennern bekannt sind:

AFFiRiS zum Beispiel; das Unternehmen mit fast 80 Mitarbeitern entwickelt drei Impfstoffkandidaten gegen Alzheimer, Parkinson und MSA (Multisystematrophie) und konnte mehr als 100 Millionen an Kapital einfahren. Das Unternehmen Nabriva entwickelt Antibiotika gegen krankenhausresistente Keime, hat bis Ende 2014 bereits mehr als 110 Millionen Euro in die Forschung investiert und gilt bereits als „Highflyer“. Oder Identec Solutions; der Technologieführer am Funkchip-Markt RFID hat jüngst ein System entwickelt, mit dem der gesamte Überwachungsprozess von Kühlcontainern in Häfen automatisiert werden kann. Das Unternehmen Crystalsol wiederum hat neue Photovoltaik- und Dünnschichtsolarfolien entwickelt, die in Gebäude integriert werden können.

Erfolg, wenn die Idee passt

Venture-Fonds, Acceleratoren, Inkubatoren, ein neuer Start-up-Campus hier, ein neues Gründerzentrum da – derzeit ist ein regelrechter Start-up-Hype zu beobachten. Dass es ein „Gerangel“ um die Start-ups geben und es mehr Interessenten als spannende Start-ups geben könnte, glaubt Tiringer nicht. „Der Markt reguliert sich von selbst, und es gibt bei den Fonds und Inkubatoren verschiedene Interessen“, so Tiringer. Wenn die Idee bzw. das Produkt eines Start-ups Potenzial hat und auch das Team passt, werde es erfolgreich sein.

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