Grape: Wiener Start-up macht Firmen-Chat intelligent
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Das Wiener Start-up Grape hat seine auf Unternehmen spezialisierte Chat-Lösung um einige nützliche Funktionen erweitert. Ein neues Spracherkennungssystem macht es möglich, dass aus Chat-Nachrichten heraus automatisch To-Do-Listen und Kalendereinträge erstellt werden können.
Dazu werden die Nachrichten von dem Grape-eigenen NLP (Natural Language Processing)-System analysiert, mit Schlagwörtern versehen und automatisch mit Arbeitsabläufen verbunden. So kann etwa aus der Nachricht "Ruf mich bitte unter 88888 an" mit einem Mausklick eine Aufgabe erstellt werden, die einer Liste hinzugefügt wird. Aus Zeitangaben, wie etwa "2.2. 13:00 Uhr", wird auf Knopfdruck automatisch ein Eintrag im Kalender der am Chat beteiligten Personen generiert.
Textanalyse
Insgesamt erkennt das Grape-System 15 unterschiedliche Textarten, sagt Grape-Mitgründer Leo Fasbender zur futurezone. Künftig sollen etwa auch Fragen, wie etwa: "Soll der Banner in grün oder blau gehalten sein?", in Checkboxen umgewandelt und von Chat-Teilnehmern einfach und schnell beantwortet werden können.
Die Textanalyse ermögliche aber auch intelligente Suchen nach Gesprächsinhalten. So könnten etwa Fragen wie "Zeige mir alle Präsentationen aus der Marketingabteilung von Markus aus der letzten Woche" beantwortet werden.
Entwickelt wurde das Spracherkennungssystem gemeinsam mit dem Austrian Research Center for Artificial Intelligence (ÖFAI). Seit Juli wurde im kleinen Rahmen damit experimentiert. Seit Dezember können Grape-Kunden das System ausprobieren. Dazu muss es in den Einstellungen der Chat-Software aktiviert werden.
"Erweiterte Intelligenz"
Fasbender spricht im Zusammenhang mit der neuen Spracherkennungslösung von "Erweiterter Intelligenz". Im Gegensatz zur "Künstlichen Intelligenz" (KI), bei der Maschinen eigenständig entscheiden und handeln, gehe es bei IA (Intelligence Amplification) darum, die Fähigkeiten des Nutzers durch Technik zu verbessern: "Wir helfen dabei, die Arbeit effizienter zu machen und Zeit zu sparen."
Die Idee zu der Lösung habe man vor etwa drei Jahren gehabt, so der Grape-Mitgründer. Im Unterschied zu Konkurrenzprodukten, bei denen etwa mittels selbstgeschriebenen Programmierbefehlen ebenfalls Kalendereinträge oder To-Do-Listen aus Nachrichten generiert werden können, wollte man die natürliche Sprache als Ausgangspunkt nehmen. Das hat auch den Grund, dass das junge Unternehmen, dessen Lösung derzeit vorwiegend bei Start-ups und kleinen Unternehmen zum Einsatz kommt, zunehmend auch große Unternehmen und Konzerne als Kunden gewinnen will. "Auch nicht tech-affine Nutzer sollen problemlos damit umgehen können", sagt Fasbender.
Getrenntes System
Rund zehn Prozent der Firmen, die Grape nutzen, haben die Spracherkennung bereits aktiviert. Das System laufe getrennt vom Chat und führe deshalb bei der Unternehmenskommunikation zu keinen Verzögerungen, sagt Fasbender. Dass durch die Analyse von Inhalten Außenstehende Einblick in unternehmensinterne Kommunikation bekommen könnten, sei nicht zu befürchten. Inhalte würden durchgehend verschlüsselt übertragen und könnten auch von Grape-Mitarbeitern nicht eingesehen werden.
Der Grape-Firmenchat, früher auch als ChatGrape bekannt, kommt derzeit bei rund 10.000 Firmen zum Einsatz, der Großteil der Nutzer kommt aus dem deutschsprachigen Raum. Das Start-up punktet auch damit, dass seine gesamte Infrastruktur in Europa angesiedelt ist. "Viele Kunden wollen aus verständlichen Gründen nicht, dass ihre interne Kommunikation über US-Server läuft", sagt Fasbender. "Die Enthüllungen über die Internetüberwachung des US-Geheimdienstes spielen uns in die Hände." Das 2013 gegründete Start-up beschäftigt mittlerweile 14 Mitarbeiter in fünf Ländern und zählt unter anderem den Risikokapitalgeber Betaworks (Twitter, Pinterest) und Zynga-Gründer Marc Picus zu seinen Investoren.
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