Österreich will Zentrum für Blockchain-Technologie werden
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Die Blockchain-Technologie ist vor allem durch die Digitalwährung Bitcoin bekannt geworden. In verteilten Datenbanken auf den Rechnern der Nutzer werden alle Transaktionen zwischen Bitcoin-Nutzern aufgezeichnet, sie können von jedem eingesehen werden, auf diese Art wird Transparenz und Sicherheit vor Manipulationen gewährleistet.
Die Möglichkeiten der Technologie gehen aber weit über die Kryptowährung hinaus. "Mit der Blockchain ist ein großer Technologiesprung möglich", sagt Wirtschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP). Anwendungen seien etwa in der Verwaltung ebenso denkbar wie im Energiehandel. Das Potenzial der Technologie vergleicht er mit dem Internet. Die Blockchain werde ähnliche Umwälzungen mit sich bringen, ist Mahrer überzeugt: "Es braucht aber den Freiraum, um neue Anwendungen ausprobieren zu können."
Unternehmensfinanzierungen
Eine solche Anwendung sind Unternehmensfinanzierungen mit Kryptowährungen, sogenannte Initial Coin Offering (ICOs). Weltweit wurden auf diese Art heuer bereits mehr als zwei Milliarden Dollar investiert. In Österreich setzt das Wiener Start-up Herosphere, das Sportwetten zwischen Nutzern vereinfachen will, als erstes auf die innovative Finanzierungsmethode. Aktuell habe man rund 1,3 Millionen Euro an Finanzierungen sichergestellt, erzählt Herosphere-Gründer Paul Polterauer. Sie wurden dem Start-up weltweit von Investoren in der Kryptowährung Ether überwiesen.
Kompetenzzentrum
Auch Business-Angel-Netzwerk startup 300 setzt auf die Blockchain. In dem von dem Netzwerk betriebenen Start-up-Campus factory 300 in der Linzer Tabakfabrik wird am Aufbau eines Blockchain-Kompetenzzentrums gearbeitet. "Wir wollen in Europa die erste Ansprechstelle werden, wenn es um die Blockchain geht", sagt startup300-Vorstand Michael Eisler.
Anfang Oktober findet in Linz eine Konferenz zur Blockchain und zu Initial Coin Offerings (ICOs) statt, bei der sich wie Eisler sagt, das globale "who is who" der Kryptoszene treffen wird. Gemeinsam mit der Softwarefirma Catalysts wird im Oktober ein Programmierwettbewerb veranstaltet. "Wir wollen uns als Talenteschmiede etablieren", sagt Pöltner: "International ist das eine große Chance. Es darf nicht passieren, dass das Thema an Österreich vorbeizieht."
"Regulatorische Sandkästen"
Offen ist die Regulierung der neuen Technologie. Dabei will man in Österreich experimentieren , kündigt Wirtschaftsminister Mahrer an. Sogenannte "regulatorische Sandkästen" sollen sicherstellen, dass innovativen Anwendungen der Technologie genügend Spielraum gewährt wird: "Wir müssen mit Fingerspitzengefühl herangehen, um sicherzustellen, dass nichts abgewürgt wird."
Gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien hat das Wirtschaftsministerium auch ein Forschungsprojekt zur "Krypto-Ökonomie" ins Leben gerufen, das mit 500.000 Euro unterstützt wird und das als Anlaufstelle für Forschungsaktivitäten rund um die Technologie fungieren soll.
Auch auf Regierungsebene wird über Anwendungen nachgedacht, erste Pilotprojekte würden bereits angedacht, sagt Mahrer. Meldedaten könnten künftig ebenso in der Blockchain gespeichert werden, wie Grundstücks- oder Wohnungsverkäufe. Die Technologie eigne sich aber auch, um die Nachvollziehbarkeit der landwirtschaftlichen Produktion zu gewährleisten oder für den Einsatz im digitalen Gesundheitsbereich. "Die Technologie ist transparent, bringt Transaktionsqualität und ist sicher und kostengünstig", sagt Mahrer: "Das kommt der gesamten Wirtschaft zugute."
Kommentare