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Start-up

Reef Interactive entwickelt 3D-Karten für Taucher

Üblicherweise greifen Taucher auf handgezeichnete Karten zur Planung ihrer Tauchgänge zurück. Das könnte sich in Zukunft ändern. Das Salzburger Start-up Reef Interactive erstellt mithilfe von Sonar-, Video- und Satellitendaten dreidimensionale Unterwasserkarten in hoher Auflösung und bietet so einen neuen Einblick in die Unterwasserwelt. Bisher wurden über 120 Riffe im Roten Meer eingescannt und in einer App verpackt. Verfügbar ist diese zum Start für Android-Handys und Tablets sowie für iOS. Aktuell kann man bereits fünf Tauchplätze erkunden, bis Anfang April sollen dann sämtliche gescannten Riffe und Wracks zur Verfügung stehen.

In den 3D-Karten kann man die abgebildeten Riffe drehen, zoomen und erhält Informationen beispielsweise zu Ankerplätzen, Temperaturen, Strömungen und Sichtweiten. Neben den 3D-Modellen bietet die Reef-Interactive-App den Nutzern auch die Möglichkeit virtueller Tauchgänge. Tauchern soll so zur Vorbereitung eine Orientierungsmöglichkeit in Unterwassergebieten verschafft werden, ohne zuvor dort gewesen zu sein. “Unser Ziel ist, die Welt unter Wasser sichtbar zu machen. Im ersten Schritt tun wir das für Taucher und Tauchbegeisterte, sowie für all diejenigen, die sich mit dieser Welt intensiv beschäftigen wollen”, sagt Benjamin Roth, Geschäftsführer von Reef Interactive.

Freemium-Modell

Die Basissoftware kann kostenlos heruntergeladen werden. “Danach bezahlt jeder User 9,99 Euro pro Tauchplatz bzw. gibt es Preisstaffelungen für Tauchplatz-Bundles”, erklärt Roth. Man arbeite sehr eng mit Tauchbasen zusammen, da diese Reef Interactive auch als Briefing-Tool einsetzen könnten, um mit den Tauchern detailgenau die nächsten Touren zu besprechen. Die ersten Rückmeldungen von Tauchern sind laut dem Roth sehr positiv. “Erstmalig empfinden Taucher bei bisher unbekannten Tauchplätzen das Gefühl, schon oft dort gewesen zu sein. Orientierung, Sicherheit, ein besseres Taucherlebnis, weniger Luftverbrauch sind die Ergebnisse, die wir von den Tauchern als Rückmeldung erhalten.”

Weitere Karten in Planung

Bei den bislang verfügbar gemachten Karten soll es nicht bleiben. “Wir sind gerade dabei, internationale Tauchplätze umzusetzen”, verrät der Reef-Interactive-Geschäftsführer. Das dauere natürlich etwas, weil es sehr aufwändig sei, die Riffe exakt zu vermessen. “Anhand der Sonar-, Satelliten- und Videodaten haben wir jedoch Workflows entwickelt, die uns sehr effizient machen.”, so Roth.

Ergänzend zu den Riffen sind auch einige Wracks in der App zu begehen. “Zusätzlich werden in Zukunft Seen, Höhlen, Canyons und viele weitere spannende Unterwasserwelten dazu kommen”, sagt Roth. Aktuell arbeite das Start-up am Attersee als einem der wichtigsten Tauchseen in Österreich und dem Kreidesee Hemmoor in Norddeutschland. “Ziel ist es, weltweit alle interessanten Tauchplätze mit einer gewissen Frequenz an Tauchern zu integrieren.” Außerdem will Reef Interactive Plätze ergänzen, die von den meisten Menschen nie betaucht werden könnten - “damit man zumindest virtuell und in 3D einen interaktiven Tauchgang in der Region machen kann”, so Roth.

Idee einige Jahre alt

Die Idee zu Reef Interactive entstand bereits vor einigen Jahren. Die Taucherin und 3D-Designerin Claudia Bruckschwaiger hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass es eine bessere Möglichkeit geben müsse, Tauchplätze abzubilden als durch handgezeichnete Karten. Infolge begann sie damit, Tauchplätze im Roten Meer in Ägypten per Hand zu vermessen. Ihr zur Seite stand der Taucher und Forscher Stefan Bachmann. So kam es zur Umsetzung der ersten interaktiven Riffe aus realen Messdaten. Geschäftsführer Roth kam 2013 an Bord des Projekts. “Reef Interactive hat es in einer Pilotphase bereits 2011 gegeben, damals war aber weder das Geschäftsmodell noch die Software auf dem aktuellsten Stand”, sagt Roth. Man konnte die Software damals ausschließlich auf DVD kaufen.

Inzwischen hat das Start-up Investoren gefunden und erhält auch Förderungen von der aws (Austria Wirtschaftsservice GmbH).

Was die technische Umsetzung betrifft, hat Reef Interactive laut Roth im Bereich Sonar bestehende Technologien für seine Zwecke adaptiert. “Wir wollen hier jedoch noch deutlich besser werden und eventuell auch eigene Hardware mit Partnern entwickeln.” In Sachen Software, stecke sehr viel eigener Programmieraufwand dahinter. “Zur visuellen Darstellung der realen Daten haben wir Unity als Plattform gewählt, da aus unserer Sicht eine 3D-Spiele-Engine die besten Möglichkeiten bietet”, erklärt der Geschäftsführer.

Für die Zukunft sieht man sich bei Reef Interactive auch als spannendes Projekt im Bereich Umweltschutz. Schon jetzt kämen von NGOs und anderen Naturschutzorganisationen, aber auch National Geografic und Co. viel Input und Nachfragen.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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