Über ihr Io2 Hub will die Unternehmerin Isabelle Richard in den nächsten fünf Jahren 300 Start-ups finanzieren und Investoren aus aller Welt nach Wien locken.
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Noch ist alles ruhig im „Io2 Hub“ zwischen Nestroyplatz und Praterstern im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Spätestens im Herbst wird es mit der Ruhe in der loftartigen Büroetage aber vorbei sein. Dann sollen hier Start-ups und Firmengründer einziehen, die von Wien aus die Welt mit innovativen Produkten erobern wollen. Zumindest 20 Start-ups will die Unternehmerin Isabelle Richard im Jahr 2017 im Hub aufnehmen.
Der ehrgeizige Plan sieht 300 Start-ups in fünf Jahren vor, die vom Hub finanziert werden. Als Start-Kapital will Richard 16 Millionen Euro aufstellen, von denen zehn Millionen Euro in die direkte Finanzierung der Start-ups fließen. Zusätzliches Kapital will der Hub über die Erträge und Exits der Start-ups aufstellen. Gespräche mit amerikanischen, chinesischen und arabischen Groß-Investoren sollen bereits fortgeschritten sein.
Schnell, günstig, global
„Wir hoffen natürlich, bereits in der Anfangsphase auch europäische Investoren für den Hub zu gewinnen, aber das ist ja bekanntermaßen nicht so einfach“, sagt Richard im Exklusiv-Interview mit der futurezone. „Go fast, go cheap, go global“ lautet die Devise, die Richard den jungen Firmen als oberste Prämisse mitgibt. „Viele Gründer machen den Fehler, dass sie zu klein und vorsichtig denken. Wenn ein Produkt funktioniert, muss ich die Kosten durch Massenproduktion schnell senken und es global anbieten“, erklärt Richard.
Neben dem weltweiten Investoren-Netzwerk, das die gebürtige Französin aufbaut, verfügt sie über das nötige Know-how und die Kontakte mit chinesischen Fabriken und Produktentwicklern, die für die günstige Produktion notwendig sind. Schon vor der Jahrtausendwende sammelte Richard erste Erfahrungen im Verkauf von Produktdesigns nach China, um die dort produzierten Geräte anschließend wieder nach Europa zu importieren. Nach einigen Jahren in der Immobilienbranche kehrt sie nun in die Technologie-Branche zurück.
Internet of Things
Der Fokus des Hubs liegt auf dem Trend-Thema „Internet der Dinge“, was Geräte und physische Objekte aller Art umfasst, die über Sensoren und Internet-Anbindung „intelligent“ gemacht werden. Das Ziel ist ambitioniert: Wien soll zum europäischen Zentrum für smarte Hardware werden. Produktdesign, Marketing, Patentierung und Strategieplanung werden von Wien aus gemacht, die Produktentwicklung und Massenproduktion findet mit eigenen Hub-Mitarbeitern im chinesischen Shenzhen statt.
Für die globale Expansion knüpft der Hub an bestehende Netzwerke in Hongkong und im Silicon Valley an bzw. baut den Start-ups die notwendigen Brücken. Der Hub soll nicht nur österreichische Start-ups anlocken, sondern Gründer und folglich auch Investoren aus der ganzen Welt. Letztere beteiligen sich über ihre Investitionen am Hub und nicht an einzelnen Firmen. Die Start-ups wiederum erhalten mit dem Hub eine Anlaufstelle, über welche Investitionen, die strategische Planung, aber auch die oft mühseligen Produktionsprozesse in Asien abgewickelt werden können.
Österreichische Start-ups an Bord
Unter den Firmen, die bereits angedockt haben, sind aber auch einige spannende Entwicklungen aus Österreich zu finden. Das Start-up Viracube spezialisiert sich auf Sensoren-basierte Gartenbewässerung. Timeular hat einen smarten Würfel entwickelt, der die Zeiterfassung für unterschiedliche Aufgaben durch einfaches Umdrehen ermöglicht. Livin farms, das sich auf die Zucht essbarer Insekten spezialisiert (die futurezone berichtete), versucht mit der Unterstützung des Io2 Hubs von Hongkong aus global zu expandieren.
Start-ups, die in das Programm aufgenommen werden, können mit Investitionen bis zu 100.000 Euro rechnen. Eine erste Runde mit Bewerbungen läuft noch bis 31. Juli, alle Infos finden sich unterio2hub.com. Von den Gründern erwartet Richard viel Einsatz, Eigeninitiative und auch die Bereitschaft, selbst Geld in die Hand zu nehmen. „Auch wenn es nur einige Tausend Euro sind, ist das psychologisch wichtig. Ohne harte Arbeit geht es nicht. Das ist kein Förderprogramm, bei dem man sich zurücklehnen kann“, sagt Richard.
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