Uber: “Wir erfüllen ein universelles Bedürfnis"
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Erst vor vier Jahren gegründet wird der US-Limousinendienst Uber mittlerweile mit 17 Milliarden Dollar bewertet und gilt derzeit als eines der “heißesten” Start-ups in den USA. Kürzlich erhielt das Unternehmen, das mittlerweile auch international den Durchbruch geschafft hat, eine Finanzspritze von stolzen 1,2 Milliarden Dollar. Gleichzeitig sieht sich Uber jedoch laufend mit Protesten seitens traditioneller Taxi-Unternehmen und mitunter auch der eigenen Fahrer konfrontiert. In Österreich startete Uber offiziell im März mit seinem Service “Uber Black”. Die futurezone hat das Hauptquartier von Uber in San Francisco besucht und mit Pressechefin Nairi Hourdaijan über das Erfolgsgeheimnis der Firma, Expansionspläne und die internationalen Proteste gesprochen. Im Headquarter arbeiten inzwischen 500 Mitarbeiter, international zählt Uber 1000 Angestellte.
“Universelles Bedürfnis”
“Als wir mit Uber gestartet sind, stand die Hoffnung im Vordergrund, das Problem für die Bewohner und Besucher von San Francisco zu lösen, dass man oft einfach kein Taxi finden konnte, wenn man eines brauchte”, sagt Hourdaijan. Das explosive Wachstum von Uber erkläre sich dadurch, dass dieses Bedürfnis eines sei, das man überall auf der Welt habe. “Wir erfüllen dieses universelle Bedürfnis.” Man müsse sich nur die Zahl und die unterschiedlichen Städte vor Augen halten, in denen Uber mittlerweile vertreten sei. “Man kann sich etwa New York oder London anschauen, das sind Städte, in denen Taxis eigentlich allgegenwärtig sind. Und trotzdem gibt es eine riesige Nachfrage nach Uber - es ist zuverlässig, sicher, man muss sich nicht erst darum kümmern, ein Taxi anzuhalten”, erklärt die Uber-Pressechefin.
Es sei eigentlich egal, welche spezifischen Bedürfnisse in einer Stadt vorherrschten, Uber sei bislang immer in der Lage gewesen, diese zu erfüllen. Das gelte nicht nur für konzentrierte Großstädte, sondern auch für kleinere Städte, die sich auf breiteren Flächen ausdehnen. Die Leute haben laut Hourdaijan schlichtweg den Wunsch nach einem besseren “Taxi-Erlebnis”.
Bei Uber ist man überzeugt davon, dass das Konzept des Limousinendienstes auf der ganzen Welt erfolgreich sein kann. Bislang ist der Service in 39 Ländern vertreten. Was Uber unter anderem von herkömmlichen Taxis unterscheidet, ist das einfache Bestellen eines Fahrzeugs via App, die anzeigt, ob gerade ein Wagen in der näheren Umgebung ist. Über GPS wird dann dem jeweiligen Fahrer mitgeteilt, wo sich der Kunde gerade befindet. Bezahlt wird ebenfalls direkt per App (via Kreditkartendaten), die auch schon vorab den zu erwartenden Fahrpreis für die vorgesehene Strecke ermittelt. Uber selbst spielt in erster Linie die Vermittlerrolle zwischen selbstständigen Fahrern und den Kunden.
Einstieg in Europa
“Paris war unsere erste Stadt in Europa und auch dort beobachten wir ein sehr schnelles Wachstum”, so Hourdaijan. Auch da habe sich gezeigt, dass es ein Bedürfnis nach einer besseren Auswahl bei Taxis bzw. Fahrdiensten gebe. “Natürlich kann man unser Konzept nur umsetzen, wenn man auch die notwendigen Fahrer dafür findet. Wir haben auch auf dieser Seite eine enorme Nachfrage bemerkt.”
In Österreich ist Uber bislang nur in Wien verfügbar. Angeboten wird der Service “Uber Black”, der in der Regel etwas teurer ausfällt als ein herkömmliches Taxi - dafür werden aber auch höhere Wagenklassen eingesetzt. Wann man mit der billigeren Schiene “Uber X” hierzulande starten will, ist derzeit noch offen. Man denke aber natürlich darüber nach, sagt Uber-Österreichchef Johannes Wesemann zur futurezone. Konkrete Nutzerzahlen zu Wien gibt es nicht, es haben sich aber “viele Tausend User die App heruntergeladen”, so Wesemann. Davon würden zumindest 50 Prozent Uber regelmäßig in Anspruch nehmen. Was die Fahrer betrifft, so seien “mehrere Dutzend” in Wien im Einsatz.
Mit der Entwicklung in Wien zeigt sich Wesemann äußerst zufrieden. “Der Zuspruch ist groß. Wir geben uns aber auch sehr viel Mühe - etwa mit Zusatzaktionen.” So gab es laut dem Österreichchef kürzlich eine Aktion, bei der Fruchtsäfte geliefert wurden, im Juli stehe eine Eiscreme-Lieferaktion, im August ein “BBQ & Bier”-Lieferspecial an.
Expansionspläne
Nach der kräftigen Finanzspritze von 1,2 Milliarden Dollar im Juni will Uber seine Expansionspläne weiter vorantreiben. “Wir wollen vor allem in Asien und Lateinamerika, aber auch in Afrika expandieren. Es geht bei unseren Erweiterungsplänen jedoch nicht nur um neue Städte, sondern auch um Expansion innerhalb der Städte, in denen wir bereits vertreten sind”, sagt Hourdaijan.
Man versuche das Angebot von Uber sowohl auf Kunden- als auch auf Fahrerseite laufend auszubauen. “Wir experimentieren viel”, sagt die Pressechefin und spielt beispielsweise auf die Auslieferung von Eiscreme an. Der Fokus liegt derzeit jedoch auf dem Kerngeschäft des Fahrdienstes.
Was die Bewertung von 17 Milliarden Dollar betrifft, will Hourdaijan die Einschätzung darüber, ob dies ein realistischer Wert sei, lieber Investoren überlassen. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Uber, den vielen Leuten, die den Dienst nutzen, die zuvor gar nicht Taxi gefahren seien, sieht die Pressechefin den Hype um das Unternehmen aber zumindest bestätigt.
Unterschiedliche Services
Üblicherweise startet Uber mit seinem Angebot “Uber Black” in neuen Städten. Erfolgreich sind laut Hourdaijan aber alle Uber-Angebote, die in jeder Stadt unterschiedlich sein können. “Wir bieten eine breite Palette an Services - je nach Stadt und deren spezifischen Anforderungen”, erklärt Hourdaijan. Welche das im Detail sind, werde danach entschieden, wie das Kundenfeedback ausfällt. Dass der Basisdienst “Uber Black” grundsätzlich teurer ist als normale Taxis sieht die Uber-Pressechefin nicht als Problem. “Das Angebot ist zum Beispiel für diesen einen schönen Abend gedacht, wenn man ausgehen will. Man hat seinen persönlichen Fahrer, man wird zuhause abgeholt, man muss sich nicht um Geld für die Bezahlung kümmern. Man kommt schlichtweg in den Genuss eines besonderen Erlebnisses”, erklärt Hourdaijan.
Außerdem gebe es direkt in der App eine Funktion, über die man mit anderen Mitfahrenden den Fahrpreis aufteilen könne. Einen typischen “Uber-Fahrgast” gebe es zudem nicht, die Kunden reichten von jungen Studenten bis hin zu Pensionisten in hohem Alter, die damit zum Arzt fahren. “Es gibt Manager, die Uber für Fahrten in der Arbeitszeit nutzen, ebenso gibt es Mütter, die mit ihren Kindern fahren”, sagt Hourdaijan.
Fahrer-Überprüfung und Bewertungssystem
“Wir überprüfen jeden Fahrer, der neu auf unsere Plattform kommt. Das kann je nach Land und angebotenem Service leicht variieren. Bei Uber Black fahren beispielsweise nur professionelle Fahrer, die bereits in irgendeiner Form eine Lizenz dazu haben”, versucht Hourdaijan etwaige Bedenken zu zerstreuen. Bei “Ride-Sharing”-Angeboten, also wo de facto jeder Bürger mit seinem Auto mitmachen kann, werde genauer nachgeforscht, wie es um bisherige Unfälle, Anzeigen und dergleichen stehe.
Zusätzlich setzt man - wie bei vielen anderen Online-Plattformen - auf ein Bewertungssystem. Nach jeder Fahrt können Kunden Fahrer und Fahrterlebnis direkt über die Uber-App mit Sternen bewerten. Wer will, könne auch zusätzlich einen Kommentar abgeben, erklärt die Uber-Pressechefin. Komme es tatsächlich zu einem Problem, sei Uber auch darum bemüht bei der Aufklärung zu helfen. Dafür gebe es in jeder Stadt lokale Teams, an die man sich wenden könne.
Heftige Proteste
So erfolgreich sich Uber international durchsetzen konnte, so stark ist der Gegenwind, den der Service erfährt. Nahezu überall auf der Welt, wo der Limousinendienst startete, gab es bisweilen Proteste dagegen. Diese stammen hauptsächlich von traditionellen Taxifirmen, die ihr Geschäft bedroht sehen und unter anderem kritisieren, dass Uber nicht denselben strengen Kriterien unterworfen ist wie in der Branche üblich. Hourdaijan zeigt sich dem gegenüber gelassen: “Wir kooperieren in vielen Städten mit Taxi-Unternehmen. Als es in Europa mit den starken Protesten losging, haben wir den Service UberTaxi gestartet. Wir wollen damit zeigen: Wir sind hier und wir wollen unsere Plattform auch für Taxifahrer öffnen.”
“Immer wenn sich etwas am Status quo ändert, gibt es Widerstände. Hier kamen diese vor allem von einer Handvoll sehr mächtiger und wohlhabender Taxiunternehmen”, sagt Hourdaijan. “Wir sehen es so: Von Uber profitieren die Fahrgäste, die Fahrer und die Städte.” Mehr Auswahl sei besser als weniger Auswahl. “Lasst die Kunden entscheiden”, so die Uber-Pressesprecherin.
Die Zukunft
Wo Uber in fünf Jahren stehen wird, wagt Hourdaijan nicht zu prognostizieren - angesichts dessen, dass sich allein in den ersten vier Jahren dermaßen viel entwickelt habe. “Sicher ist, dass wir mit unserer Expansion weitermachen werden. Wir wollen sicherstellen, dass jeder Fahrgast, rund um den Erdball, in seiner Stadt die App aufmachen kann und einen zuverlässigen Fahrservice vorfindet.”
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