Medizin

Nobelpreisträger: Smartphones schuld an Stress

Der Medizin-Nobelpreisträger Thomas Südhof warnt vor zu viel Stress durch Smartphones und Überstunden. „Es wundert mich nicht, dass viele Menschen an Burnout erkranken, wenn man sich anschaut, wie wir heute leben“, sagte der 59-jährige Hirnforscher von der Universität Stanford in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Ein Grund seien die vielen Smartphones: „Wir sind nie mehr unerreichbar, nie außer Dienst. Per Mail stehen wir quasi minütlich im Kontakt zu unserer Arbeit. Das kann auf Dauer nicht gut sein.“ Das führe häufig zu chronischem Stress, der den Menschen und sein Gehirn verändere.

Keine Therapie

Eine erfolgreiche Therapie kenne er nicht, sagt der gebürtige Göttinger, es erscheine aber am sinnvollsten, den Lebensstil zu ändern. „Immer hängen wir an den Smartphones, haben sie überall dabei. Schauen sie, meins steckt hier in der Brusttasche, obwohl ich es doch heute auf dem Kongress hier gar nicht brauche.“ Er rät zu gezielten Auszeiten. „Das sagt uns unser gesunder Menschenverstand.“ Alles, was den Geist ablenke, helfe. „Das kann Sport sein, Yoga, ein gutes Buch oder Musik.“ Eltern empfiehlt der siebenfache Vater, den Medienkonsum ihrer Kinder zu überwachen: „Eine zeitliche Begrenzung ist notwendig.“

Das gelte für alle Medien. „Multimediale Berieselung, ob am Fernseher, iPad oder iPhone, ist keine Abkoppelung vom Alltag, sondern eine schlechte Gewohnheit. Zu lange zu arbeiten ist übrigens eine andere“, betont Südhof. In seinem Labor in Stanford habe er 40 Mitarbeiter. „Die leben zum Teil im Labor. Die muss ich stoppen, regelrecht nach Hause schicken. Wenn man acht Stunden oder zehn produktiv gearbeitet hat, ist die elfte nicht mehr produktiv.“ Dann leide die Qualität.

Über Handy zum Nobelpreis

Eine überbordende Arbeitsmenge sei ein Risikofaktor für Burnout, es gebe aber weitere wie wenig Anerkennung, ein Mangel an Teamgefühl und Existenzängste. „Aber im Gehirn muss zusätzlich etwas schieflaufen, so dass der Mensch mit den Belastungen nicht mehr umgehen kann.“

Südhof untersucht, wie Hirnzellen untereinander kommunizieren und was etwa bei einem Burnout geschieht. Der Anruf des Nobelkomitees erreichte ihn 2013 auf der Autofahrt zu einem Kongress - offensichtlich über ein Handy. Er versichert jedoch: „Ich selbst schalte um 20 Uhr alle elektronischen Geräte aus und erst nach dem Frühstück wieder an.“

Starke Ablenkung

Auch bereits jeder vierte junge Mensch im Alter von 8 bis 14 Jahren fühlt sich durch die häufigen Handy-Nachrichten über WhatsApp und andere Dienste gestresst. Jeder zweite lässt sich vom Smartphone ablenken, etwa bei den Hausaufgaben. Das ergab eine repräsentative Studie im Auftrag der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen unter 500 Kindern und Jugendlichen. Andererseits sind diese schnell von ihren Gruppen ausgeschlossen, wenn sie kein Smartphone haben.

Die Polizei Düsseldorf und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat warnten kürzlich vor Handys am Steuer: 14 Meter fahre ein Auto bei Tempo 50 pro Sekunde - das entspricht einem kurzen Blick auf das Smartphone.

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