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Forschung

Mit digitaler Verkehrsinformation gegen Geisterfahrer

Mit deutlicher Verspätung im Vergleich zu anderen Märkten wird in Österreich in den kommenden Jahren digitales Radio eingeführt. Seit 28. Mai gibt es im Raum Wien 15 Programme im Testbetrieb über den DAB+-Standard zu empfangen. Mit der Implementierung der digitalen Technik wird auch ein neuer Verkehrsfunk-Standard ausgerollt. TPEG (Transport Protocol Experts Group) ist ein Standard zur Übertragung von Verkehrs- und Reiseinformationen, der das übermitteln von Verkehrsinformation etwa über Digitalradio ermöglicht. So bekommen kompatible Navigationsgeräte, Autoradios und auch die Verkehrsfunk-Meldungen, die im Radio vorgelesen werden, viel genauere Informationen als mit dem derzeit gebräuchlichen Verkehrsinformationsstandard TMC (Traffic Message Channel). In Österreich sollen die ersten TPEG-Daten im kommenden Jahr über den Testsender Radio Technikum verschickt werden.

Harald Wahl
“In Zukunft können wir beispielsweise Unfallmeldungen viel präziser formulieren, weil wir den Ort über GPS-Koordinaten genau übermitteln können. Bei TMC kann ein Ereignis nur einem von 65.000 Referenzpunkten zugeordnet werden. Darum heißt es im Radio auch immer ‘zwischen x und y befindet sich etwas auf der Fahrbahn'”, erklärt Harald Wahl von der FH Technikum Wien. Zudem können Verkehrsinformationen selektiv nur an jene Autofahrer verschickt werden, die auch tatsächlich betroffen sind.

Sensorennetzwerk

Unfälle, Staus und andere Hindernisse werden auch in Zukunft von Autofahrern oder Polizei gemeldet und ins System eingespielt. Über TPEG können Informationen in Zukunft aber auch automatisch von Sensoren erfasst und an beliebige Geräte wie Smartphones übermittelt. “TPEG kann viele Informationen transportieren, beispielsweise Fahrbahnzuständen wie Schnee, Glatteis oder Nebel. Diese Daten werden in Tags erfasst und erlauben genaue Aussagen über den Straßenzustand”, sagt Wahl. Allerdings ist zum Empfang ein TPEG-kompatibles Gerät nötig. Bis sich der Standard etabliert hat und entsprechende Geräte größere Verbreitung finden, wird es aber noch dauern, vor allem weil es keine Pläne gibt, Digitalradio österreichweit auszurollen. “Der technische Vorteil ist allen bekannt, aber das geht nicht von heute auf morgen”, so Wahl.

TPEG wird ständig weiterentwickelt. Was aus den verfügbaren Daten gemacht wird, liegt vor allem an den Softwareentwicklern, die Anwendungen für die jeweiligen Endgeräte schreiben. “Es könnte etwa ein System implementiert werden, das freie Parkplätze anzeigt”, sagt Wahl. In Ländern wie Deutschland oder Großbritannien, in denen das digitale Radio schon früher gestartet ist, wird TPEG bereits erfolgreich eingesetzt. Weltweit vorangetrieben wird die Entwicklung von der Branchenorganisation TISA (Travel information Services Worldwide). Die österreichischen Mitglieder sind die FH Technikum Wien und die ASFINAG.

Dieser Artikel ist im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und FH Technikum WIen entstanden.

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