Blackout: Nach 30 Minuten sind Mobilfunk und Internet weg
„Unsere Welt ist so vernetzt. Wenn wir wirklich unsere Systeme resilient aufsetzen wollen, können wir das nur gemeinsam. Wir müssen eng zusammenarbeiten“, sagt Martin Resel von A1 am Donnerstag bei der Eröffnung der Veranstaltung „30 Minuten nach dem Blackout - Resilienz und Sicherheit der Infrastruktur in Österreich" von Austrian Digital Value (ADV) und A1.
A1 wird im Jahr 2023 600 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur stecken, um in Krisenfällen noch mehr Konnektivität liefern zu können. Zusätzlich werden 40 Millionen Euro in Cyberschutz investieren. „Wird das reichen? Es ist ein guter Anfang“, so Resel.
Ausfall betrifft fast alle Bereiche
Der Telekommunikations- und Mobilfunkanbieter zählt zur kritischen Infrastruktur, wenn es zu einem Blackout, also einem lange andauernden Stromausfall im ganzen Land, kommt. „Ein Ausfall hat einen wesentlichen Einfluss auf nahezu alle digitalen Prozesse“, erklärt Peter Uher von der A1 Telekom Austria AG in seinem Vortrag. Das sind Bankomatkassen genauso wie etwa digitale Produktscanner im Supermarkt sowie Cloud-Infrastruktur in Büros.
Als Anbieter von Konnektivität müssen im Betrieb daher möglichst resiliente und redundante Wege gefunden werden, damit die Kommunikation so lange wie möglich aufrechterhalten werden kann, wenn der Strom ausfällt.
Menschen müssen sich allerdings darauf einstellen, dass es bei einem „echten“ Blackout, also einer großflächigen Störung, bereits nach 30 Minuten zu einem Ausfall des Mobilfunks und Festnetzes kommen wird.
Keine Internet-Nutzung, keine Telefonie
16.000 Mobilfunkstationen und Access Remote Units (ARUS), das sind graue Kästen am Straßenrand, die für die Versorgung der Bevölkerung mit schnellem Internet sorgen, fallen dann aus. Ihre Batterie hält ohne Stromversorgung nur rund 30 Minuten. „Es wird über weitere Strecken keinen Mobilfunkempfang geben, keine Apps, keine Internet-Nutzung, keine Sprachtelefonie und kein Fax“, sagt Uher. Auch kein WhatsApp oder Signal.
Sämtliche Anwendungen, die man zur Kommunikation nutzt, sind dann schlagartig nicht mehr verfügbar. Menschen sind im Krisenfall daher weitgehend auf sich alleine gestellt und sollten daher private Vorsorgepläne für den Notfall haben.
Doch im Ernstfall wird es auch Notversorgung geben für all jene, die diese benötigen. Sei es, wenn ein Unfall passiert, oder aber, wenn es um die Versorgung von kritischen Infrastukturdiensten geht. Im Katastrophenfall gilt es daher, sich mit anderen Betreibern kritischer Infrastruktur zu koordinieren, wie etwa dem Bundesministerium für Inneres.
Notstromanlagen und Batterien
Für Einsatzkräfte und Betreiber von kritischer Infrastruktur wie Energieversorger und Krankenhäuser gibt es im Krisenfall seitens A1 sehr wohl Möglichkeiten zur Kommunikation, die länger als 30 Minuten gewährleistet sind. In den sogenannten „Hauptvermittlungsstellen“ sei die Stromversorgung mittels Dieselnotstromanlage für mindestens 72 Stunden sichergestellt, so Uher.
Was nach 72 Stunden passiert, weiß keiner so genau. Man habe prinzipiell zumindest Verträge abgeschlossen, dass man im Fall der Fälle auch Diesel-Lieferungen bekommen sollte, um die Kommunikation noch weiter aufrechtzuerhalten, wenn ein Ausfall noch länger dauern sollte. Das gilt jedoch als extrem unwahrscheinlich.
Dann gibt es noch 1.600 Vermittlungsstellen in Österreich, die überall im Land verteilt sind, bei denen es eine Batterieanlage gibt, die zumindest 8 Stunden hält. „Wir sind hier einigermaßen abgesichert, aber nach dem Zeitfenster endet die Versorgungsfähigkeit“, so Uher.
Bezirkshauptstädte bekommen Resilient Network
A1 hat außerdem mit dem „Resilient Network“ eine redundante Wegführung durch Glasfaserringe mit einer Verfügbarkeit von 72 Stunden nach einem Stromausfall im ganzen Land. Diese Infrastruktur wird nun 2023 soweit ausgebaut, dass alle Vermittlungsstellen in Bezirkshauptstädten damit ausgerüstet werden.
„Wir bieten Kund*innen, die am Weg zur Leitstelle liegen, auch über Lichtwellenleiter eine Anbindung an“, sagt der A1-Experte. Das setzt aber freilich voraus, dass am jeweiligen Standort ebenfalls ein Notstromaggregat vorhanden ist. Damit können Kund*innen, die wichtige Services betreiben, den Notbetrieb aufrechterhalten. Internetsurfen oder Telefonie ist dadurch aber nicht verfügbar“, heißt es.
Kleine Betriebe müssen sich aktiv melden
Die Versorgung von normalen Bürger*innen mit Mobilfunk und Internet sei bei einem Stromausfall auch nicht geplant. Im Idealfall gibt es bereits Konzepte, die man mit seiner Familie ausarbeitet, wo und bei wem man sich im Krisenfall trifft, um die Zeit des Ausfalls gut zu überstehen. „Jede*n Bürger*in zu erreichen, wäre im Krisenfall eine Illusion. Es ist wichtig, kritische Infrastruktur am Leben zu erhalten“, sagt auch Christoph Moser von A1.
Doch wie sieht es eigentlich mit klein- und mittelständischen Unternehmen (KMUs) aus? „Da müssen wir in Dialog gehen. Wenn wer wirklich einen Bedarf hat, kann man den anbinden. Jeden einzelnen Betrieb zu versorgen, werden wir nicht schaffen. Das ist wichtig, dass man das transparent kommuniziert, damit man Eigenvorsorge treffen kann“, sagt Moser.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und A1.