„Unternehmen machen bei Big Data Pause“
Während die von Usern, aber auch von Maschinen erzeugten Datenberge weiterhin ungebremst anwachsen – IDC rechnet mit einer Verzehnfachung auf 44 Zettabyte (48 Billionen Gigabyte) bis 2020 – tun sich Unternehmen weiterhin schwer, daraus einen konkreten Geschäftsnutzen zu ziehen. Eine umfassende Studie des Harvard Business Review kommt etwa zum Schluss, dass Erkenntnisse aus derartigen Datenanalysen selten in die Praxis umgesetzt werden, da firmeninterne Entscheidungsabläufe und Vertriebsprozesse radikal verändert werden müssten, wozu die meisten Unternehmen nicht bereit seien.
Rand- statt Leitthema
Auch auf der diesjährigen Hausmesse des Speicherherstellers EMC, der vor drei Jahren noch Big Data zum Motto der Konferenz machte, blieb das Thema auffallend unterbelichtet. „Als das Thema vor zwei Jahren groß rauskam, war da natürlich viel Hype dabei, von Analysten, Medien, und natürlich auch den Herstellern. Dass es aber Zeit braucht, um eine neue Technologie in die Geschäftsprozesse zu integrieren, war allerdings auch klar“, sagt Bill Schmarzo, Chief Technology Officer und Big-Data-Stratege bei EMC, im Gespräch mit der futurezone.
„Was viele Unternehmen erst lernen müssen: Man braucht keine Big-Data-Strategie, sondern eine Business-Strategie, die Big Data berücksichtigt“, ist Schmarzo überzeugt. Das hätten vor allem Konzerne und große Unternehmen erkannt, die auf dem Höhepunkt des Hypes in Hadoop-Infrastruktur, Big-Data-Werkzeuge und angebliche Datenwissenschaftler investierten. „Die Vorgabe, interessante Dinge herauszufinden, haben diese Leute auch meist erfüllt. Das Problem war nur, dass die Erkenntnisse interessant, aber für das Kerngeschäft der Firmen irrelevant war. Deshalb machen diese Unternehmen bei Big Data jetzt erst einmal Pause.
KMUs profitieren am meisten
Während also Großkonzerne nach der richtigen Business-Strategie suchen, haben Schmarzo zufolge derzeit gerade kleinere und mittlere Unternehmen beim Thema Big Data die Nase vorne. „Die Erklärung ist recht einfach: Während in den Großkonzernen riesige IT- und Business-Departments oftmals gegeneinander arbeiten, haben KMUs diesen Luxus nicht. Da müssen die ITler und Business-Verantwortlichen an einem Strang ziehen und konnten so gemeinsam Projekte umsetzen, bei denen das Kerngeschäft von einer profunden Datenanalyse profitiert“, sagt Schmarzo.
Beispiele, wo mit Big Data bereits Geld verdient werden kann, gibt es aber ebenfalls. Einige Windturbinen-Hersteller etwa setzen bereits auf Analysetools, die den notwendigen Austausch von Turbinenteilen berechnen, bevor durch einen tatsächlichen Ausfall der gesamten Maschine große Kosten entstehen. Das Reisevergleichsportal Checkfelix berechnet aus den riesigen Datenbeständen, ob ein Flug für potenzielle Käufer bald teurer oder billiger wird. Und in den USA versucht die Apollo Group, mit Online-Universitätslehrgängen, die mittels Big-Data-Erkenntnissen optimiert werden, das Bildungssystem auf den Kopf zu stellen.
Zeitreise
„Indem wir die genauen Bedürfnisse und Lernkurven unserer Studenten kennen und analysieren, können wir die Lernprogramme völlig individuell zuschneiden und adaptieren. Das hat mit unpersönlichem Online-Lernen oder dem Sitzen in überfüllten Hörsälen nur mehr wenig zu tun. Wenn man so will, landet man jetzt wieder da, wo wir vor 500 Jahren schon einmal waren: dass Auszubildende ganz persönlich betreut werden – sei es nun auf Universitäten oder über entsprechende Online-Kurse“, meinte Mike Sajour, Chief Information Officer der Apollo Group, während einer Diskussion auf der EMC World.
Hinweis: Die Reisekosten zur EMC World wurden von der futurezone und von EMC bezahlt.