Amazon Prime Day: Experten warnen vor „Psychotricks“
Am Dienstag startet der alljährliche Amazon Prime Day. Etwa eine Million Angebote in 19 Ländern will Amazon dabei zwei Tage lang für seine Prime-Mitglieder bereit halten. Verbraucherschützer warnen allerdings vor Fallen. Grundsätzlich versucht der Online-Riese an diesen beiden Tagen primär, seine hauseigenen Geräte wie den smarten Lautsprecher Echo, das Fire-Tablet oder den E-Reader Kindle mit Preisnachlässen von bis zu 40 Prozent zu verkaufen.
Von den Rabatten profitieren Nutzer, die über ein kostenpflichtiges Amazon Prime-Abo verfügen. Nicht-Mitglieder haben jedoch die Möglichkeit, ein kostenloses Test-Abo für 30 Tage abzuschließen und ebenfalls beim Einkaufen Geld zu sparen. Laut Walter Hager vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) steige man preislich aber nicht unbedingt besser aus – egal ob Prime-Mitglied oder Test-Abonnent. „Der Amazon Prime Day suggeriert zwar große Vorteile – unterm Strich ist das aber oft nicht so.“ Einer Untersuchung zufolge würden Prime-Mitglieder laut Hager in manchen Fällen sogar mehr bezahlen als Nicht-Mitglieder.
„Mondpreise“
Im Online- sowie im stationären Handel würden oft „Psychotricks“ angewandt. So gehen die Rabatte laut dem Konsumentenschützer oft nicht vom Marktpreis aus, sondern von den unverbindlichen Hersteller-Richtpreisen (UVP), die meist signifikant höher sind. Dabei spricht man von sogenannten „Mondpreisen“: Der Hersteller ermöglicht dem Handel, den Eindruck besonders niedriger Preise zu erwecken. „Man spielt mit der Psyche der Menschen, die immer schon Jäger und Sammler waren“, meint Hager.
Auch Blitzangebote, die nach einer bestimmten Zeit ablaufen, sollen zum Kaufen drängen. Dem Nutzer werde suggeriert, dass er dieses Produkt nie wieder so günstig bekäme. Laut dem AK-Konsumentenschutz zeichnen sich Aktionstage wie der Prime Day vor allem durch Preisnachlässe bei älteren Modellen aus.
Preisvergleich
Um sicherzugehen, dass es sich tatsächlich um einen Preisvorteil handelt, empfiehlt Hager, Preisvergleichsportale heranzuziehen. „Erste Anlaufstelle ist Geizhals, aber auch Idealo. Hier sieht man auf den ersten Blick, ob es sich um ein gutes Angebot handelt“, sagt er. Ratsam sei auch, vorab eine Einkaufsliste zu erstellen, um in der Angebotsmasse den Überblick zu bewahren.
War man voreilig, könne man seine Käufe innerhalb von 14 Tagen widerrufen.
Dafür sei während dieser Frist eine Mitteilung über den Widerruf an den Verkäufer zu schicken und die Ware zurückzusenden. Das kann man ohne Angabe von Gründen tun. Der Umwelt zuliebe sollte man sich aber nicht dazu verleiten lassen, 10 Pakete zu bestellen und 9 davon wieder zurückzusenden.
Online-Betrug
Die Konsumentenschützer warnen auch vor Online-Betrug. Derartige Aktionstage würden oft genutzt, um an sensible Daten von Verbrauchern zu gelangen. Via E-Mails locken Betrüger Kunden auf gefälschte Seiten, die der Amazon-Webseite zum Verwechseln ähnlich sehen. Dort werden ihre Zugangsdaten und Kreditkartennummern erfragt. Hager: „Kein seriöser Online-Anbieter würde eine E-Mail schicken, über die ich meine Zugangsdaten eingeben soll.“ Er rät dazu, die E-Mails zu ignorieren und wenn möglich auf Rechnung zu zahlen.
Generell ist beim Online-Shopping von einer Bezahlung im Voraus abzuraten. Wer mit Kreditkarte zahlt, bekomme im Falle eines Betrugs laut Hager zudem schwieriger sein Geld zurück. Wählt man dennoch diese Zahlungsart, sollte man auf eine verschlüsselte Verbindung achten. Werden keine unterschiedlichen Zahlungsmöglichkeiten, wie Pay Pal oder auf Rechnung, angeboten, sollte man ebenfalls hellhörig werden.