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Digital Life

Wie man Betrug beim Online-Shopping verhindert

Weil Menschen momentan mehr als sonst auf Besorgungen im Internet angewiesen sind, hat der E-Commerce-Bereich einen großen Aufschwung erfahren. Viele Händler versuchen, Umsatzverluste durch ein verstärktes Online-Angebot zu minimieren. Im Zuge der Corona-Pandemie haben laut dem Handelsverband 14 Prozent der heimischen Klein- und mittelgroßen Händler einen Webshop erstellt, weitere 24 Prozent haben ihren bestehenden Onlineshop ausgebaut.

"Schon in den letzten zehn Jahren sind die Ausgaben der Österreicher im eCommerce stetig angestiegen. Die Corona-Krise und insbesondere der Shutdown haben diese Entwicklung noch verstärkt", meint Rainer Will, der Geschäftsführer des Handelsverbands. Der Anstieg gelte für alle Altersgruppen: "Insbesondere auch für die Corona-Risikogruppe der älteren Konsumenten über 65, die vor der Krise eigentlich nur im stationären Handel eingekauft haben."

Gefundenes Fressen

Für Online-Betrüger ist die Krise ein gefundenes Fressen. "Die Täter spezialisieren sich immer auf Trends, die eine große Nachfrage mit sich bringen", meint Claus-Peter Kahn, Büroleiter zur Bekämpfung von Betrug, Fälschung und Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt. Für Online-Händler wie Online-Shopper ist das eine große Herausforderung. Wie man damit umgeht, war zuletzt auch Thema eines Sicherheitsgipfels, der Anfang März von Handelsverband, dem Bundeskriminalamt und dem Lösungsanbieter CRIF veranstaltet wurde.

Ein Thema, das bei dem Sicherheitsgipfel besonders behandelt wurde, ist der klassische Bestellbetrug. Kahn schildert ein Beispiel: "Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Online-Händler. Jemand bestellt zehn Laptops bei ihnen. Sie freuen sich über den Auftrag, überprüfen jedoch den Namen nicht, weil er nicht verdächtig erscheint. Sie bieten dem Kunden Kauf auf Rechnung an und liefern ihm die Ware. Dann warten Sie, doch die Rechnung wird nicht bezahlt. Sie schicken in Folge eine Mahnung. Dann genügt es Ihnen irgendwann und sie wenden sich an ein Inkassobüro. Und dann kommt heraus: Den Kunden gibt's eigentlich gar nicht."

Absicherung für Händler

Laut Kahn gibt es Möglichkeiten, sich gegen die virtuellen Betrugsformen zu schützen. Das Bewusstsein dafür sei aber noch nicht genug ausgeprägt: "In der analogen Welt haben wir Geschäftsinhabern geraten, ihre Geschäfte abzusichern, zuzusperren und sich eine Alarmanlage zuzulegen. Durch die Ausweitung des Online-Handels sehen wir nun, dass es auch da Maßnahmen braucht. Es gibt für Online-Händler mehrere Stellschrauben." Am wichtigsten für Online-Händler seien sauber programmierte Webshops, um Betrügern keinen Ansatzpunkt zu liefern. Gerade bei größeren Bestellungen seien Identitäts-Checks wichtig - etwa durch einen telefonischen Rückruf.

Entscheidend sei auch die Frage, welche Zahlungsmöglichkeiten man Kunden bietet. Der Kauf auf Rechnung bedeutet für Händler ein höheres Risiko. Für Kunden zählt die Zahlungsart allerdings zu einer der beliebtesten, weshalb es für viele Online-Händler inakzeptabel ist, darauf zu verzichten.

Spezialisten vertrauen

Als wirkungsvolles Instrument für Online-Händler gelten Fraud-Prevention-Lösungen, die u.a. Sicherheitsgipfel-Mitveranstalter CRIF anbietet. Bestellungen werden dabei in Echtzeit und voll automatisiert auf Anomalien überprüft. Betrugsmerkmale bei z.B. Antragsdaten, Lieferadresse sowie dem genutzten Endgerät können auf einen möglichen Betrug hinweisen. Das System erkennt, wenn bei der Bestellung Namens- oder Adressdaten verfälscht oder die Identität gänzlich erfunden wurde.

Laut Kahn sollten im E-Commerce tätige Unternehmer im Allgemeinen stärker auf Spezialisten vertrauen. Ein besonderes Risiko gehe man ein, wenn man es mit einem Kunden erstmals zu tun habe. Sowohl als Händler als auch als Konsument sei man sicherer unterwegs, wenn es keine Zweifel über die eigene Identität gebe (Stichwort Identitätsmissbrauch). "Ich glaube, dass langfristig Lösungen entwickelt werden müssen, um Identitäten im Internet zu legitimieren. Das gesicherte Auftreten als Claus Kahn im Internet sollte - wie im echten Leben auch - nur mir vorbehalten sein."

Schutz für Shopper

Auch für Konsumenten, die einen Online-Shop erstmals besuchen, besteht das Risiko, auf einen Fake-Shop zu stoßen, meint Kahn. Es sei aber oft nicht so schwierig, sich Gewissheit über einen seriösen Anbieter zu verschaffen. "Nutzen Sie das Internet zu Ihrem Vorteil!", rät Kahn. "Eine Suchmaschine befragen hilft bereits." Bei vielen Online-Angeboten reiche oft eine Anfrage per Suchmaschine aus, um möglicherweise auf schlechte Kundenbewertungen oder gar explizite Warnungen zu stoßen.

Der Handelsverband empfiehlt, beim Online-Shopping auf eCommerce-Gütesiegel wie das Trustmark Austria zu achten. "Das Trustmark Austria des Handelsverbands steht für Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit und stellt für Konsumenten eine Orientierungshilfe dar, um auf einen Blick vertrauenswürdige Anbieter erkennen zu können. Für Konsumenten bieten wir zudem die Möglichkeit an, sich bei Problemen mit einem zertifizierten Onlineshop direkt bei unserer Ombudsstelle zu beschweren", meint Rainer Will.

Überzeugung und Scham

Kahn warnt jedenfalls vor der Überzeugungskraft von Online-Betrügern: "Wir haben es hier mit Tätern zu tun, die Ihnen alles erzählen, damit sie an Ihr Geld kommen." Im Gegensatz zu anderen Delikten gebe es bei Opfern oft eine gewisse Hemmschwelle, sich an die Polizei zu wenden, egal ob es sich um betrogene Online-Händler oder Konsumenten handelt.

"Wird jemand auf der Straße überfallen und die Geldbörse wird ihm gestohlen, dann wird niemand den Gang zur Polizei vermeiden. Beim Internetbetrug schämen sich die Leute oft und sagen sich: Ich war ja blöd und bin selber Schuld, dass ich dieses Angebot für echt gehalten hab." Unternehmen, die Opfer eines Betrugs wurden, fürchten oft, dass dies bei Bekanntwerden ihrem Image schade.

Zur Polizei gehen

Kahn rät sowohl Online-Händlern als auch Konsumenten, sich an die Polizei zu wenden - auch um andere Unternehmen und Personen vor zukünftigem Schaden zu bewahren. "Wenn Sie geschädigt wurden und ihr Geld nicht zurückbekommen, dann gehen Sie zur nächsten Polizeiinspektion. Es gibt keine Anzeigepflicht, aber Ermittlungen können wir als Polizei nur bei einer Anzeige aufnehmen."

Weil Internetbetrug ein internationales Geschäft ist, kooperiert die österreichische Polizei mit überregionalen Behörden. Die Europol hat zuletzt etwa eine "E-Commerce Action Week" durchgeführt, bei der betrügerischen Bestellungen nachgegangen wurde. Daran nahmen 23 Länder teil. In ganz Europa wurden dabei Hausdurchsuchungen vorgenommen. 95 Personen wurden verhaftet, davon vier in Österreich.

"Insgesamt konnten wir eine Schadenssumme von über einer Million Euro sicherstellen", meint Kahn. "Generell ist es uns am Ende aber lieber, Online-Händler schützen ihr Geschäft so, dass es keinen Schaden gibt und wir gar nicht erst ermitteln müssen." Dazu sei es jedoch für die Unternehmer auch notwendig, in geeignete Technologien zu investieren. "Sicherheit kostet Geld, weniger Sicherheit kostet mehr Geld."

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer redaktionellen Kooperation zwischen futurezone und dem Handelsverband.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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