Kinderporno-Scans: Apple durchsucht iOS-Geräte vorerst nicht
Apple macht doch einen Rückzieher beim geplanten Scan von iOS-Geräten nach auf Inhalte, die sexuelle Gewalt an Kindern zeigen. Sicherheitsexpert*innen, Datenschützer*innen und Mitarbeiter*innen hatten kritisiert, das System könnte für eine staatliche Überwachung missbraucht werden. Nun wird das Vorhaben doch nicht kurzfristig umgesetzt. Apple will sein Konzept noch einmal überdenken.
"Ausgehend von den Rückmeldungen von Kunden, Interessengruppen, Forscherinnen und Forschern sowie anderen haben wir uns entschlossen, in den kommenden Monaten noch mehr Zeit zu investieren", erklärte Apple. Man wolle nun "Input sammeln und Verbesserungen vornehmen, bevor wir diese äußerst wichtigen Funktionen zum Schutz von Kindern veröffentlichen werden".
Maßnahme gegen Kinderpornographie
Der iPhone-Konzern hatte Anfang August Maßnahmen für mehr Kinderschutz angekündigt. Dazu gehört auch, dass zunächst nur in den USA auf den Geräten der Nutzer*innen Bilder mit kinderpornografischem Material entdeckt werden sollen, wenn sie den hauseigenen Online-Speicherdienstes iCloud für Fotos verwenden.
Dabei geht es nicht darum, den Inhalt aller vorhandenen Bilder zu analysieren. Stattdessen soll auf die Geräte eine Datei mit sogenannten "Hashes" von bereits bekannten kinderpornografischen Inhalten geladen werden - eine Art digitaler Fingerabdruck des Bildes. Damit lässt sich bei einem Abgleich mit speziellen Verfahren eine Kopie des Fotos erkennen, das Original kann aus dem Hash aber nicht wiederhergestellt werden.
Schlupfloch für autoritäre Regierungen
Unter anderem einige Kryptografie-Expert*innen und IT-Sicherheitsforscher*innen hatten kritisiert, allein schon die Schaffung eines solchen Systems öffne autoritären Regierungen die Möglichkeit, von Apple die Aufnahme anderer Inhalte in die Datenbank mit den Hashes zu fordern und damit politische Überwachung zu betreiben. Als Beispiel wurden etwa bekannte Bilder von dem gewaltsam niedergeschlagenen Protest auf dem Platz den Himmlischen Friedens in Peking 1989 genannt.
Kritiker*innen sprachen von einem Dammbruch, weil Apple anlasslos und permanent eine Durchsuchung nach illegalen Inhalten auf den Geräten der Anwender durchführen wolle. Gegen die Pläne von Apple hatte auch der Vorsitzende des Bundestagsausschusses Digitale Agenda, Manuel Höferlin (FDP), in einem offenen Brief an Apple-Chef Tim Cook protestiert.