Chinas neue Mega-Gasturbine soll 240.000 Haushalte mit Strom versorgen
China präsentierte erstmals eine Mega-Gasturbine, die vollständig im eigenen Land gebaut wurde. Die Turbine namens Taihang 110 (Code-Name: AGT-110) rollte am Montag vom Band und wird nun für die kommerzielle Nutzung in einem Kraftwerk vorbereitet.
Mit einer Leistung von 110 Megawatt fällt die Turbine in die Kategorie der Schwerlastturbine. Sie bildet eine Produktfamilie mit den Leichtgasturbinen Taihang 7, 15 und 25. Von der Forschung über die Entwicklung bis hin zum Bau sollen alle Herstellungsstufen der Turbine in China durchgeführt worden sein.
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150 Megawatt in Kombi-Kraftwerk
Im Kombikraftwerksbetrieb kann die Taihang 110 mehr als 150 Megawattstunden Strom pro Stunde erzeugen. Das ist genug, um rund 10.000 Haushalte einen Tag lang zu versorgen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.
Im 24-Stunden-Betrieb können somit 3.600 Megawattstunden Strom produziert werden - genug für bis zu 240.000 Haushalte. Aufs Jahr gerechnet wären das rund 1,3 Terawattstunden - etwa so viel, wie die gesamte erneuerbare Energieerzeugung von Wien Energie.
Dass bei dieser Betriebsart mehr Elektrizität erzeugt wird, als die Gasturbine überhaupt liefern kann, liegt daran, dass die heißen Abgase der Turbine zusätzlich genutzt werden, um Dampf zu erzeugen. Dieser treibt dann eine zusätzliche Dampfturbine an, die Strom liefert. Die Effizienz dieser Kraftwerke ist dadurch sehr hoch und die Emissionen können vergleichsweise niedrig gehalten werden.
Wie funktioniert ein Gas-und-Dampf-Kombikraftwerk?
Strom wird in einem solchen Kraftwerk an 2 Stellen erzeugt - einerseits durch die Gas- und andererseits durch die Dampfturbine. Durch die Kombination beider Prozesse gehört zu den effizientesten fossil befeuerten Kraftwerksarten. So funktioniert es:
Gasturbine
- Luft wird angesaugt und verdichtet.
- Die verdichtete Luft wird mit Erdgas in einer Brennkammer vermischt und verbrannt.
- Die dabei entstehenden Gase treiben die Gasturbine an, wodurch Strom erzeugt wird
Dampfturbine
- Die heiße Abluft wird dazu genutzt, um Wasser zu verdampfen. Dabei handelt es sich um vollentsalztes Wasser, damit sich in den Anlagen keine Mineralien (Kalk) ablagern können.
- Der rund 500 Grad Celsius heiße Wasserdampf treibt dann eine Dampfturbine an. Diese ist meist mehrstufig, die Stufen sind auf verschiedene Drücke ausgelegt.
- Der Wasserdampf wird dann wieder kondensiert und dem Kreislauf hinzugeführt.
Kein Leistungsrekord aus China
110 Megawatt sind für eine Gasturbine zwar anständig, aber beileibe kein Rekord. Bereits das Kraftwerk Simmering in Wien betreibt in seinem Block 3 eine Gasturbine von Siemens mit einer Leistung von über 80 Megawatt.
Von Siemens stammt auch die leistungsstärkste Gasturbine der Welt. Ihre SGT5-9000HL liefert allein eine Leistung von bis zu 593 Megawatt, in einem Kombikraftwerksbetrieb sind bis zu 840 Megawatt möglich. Eine solche Turbine wird seit 2020 im Kraftwerk Keadby2 in Nordengland eingesetzt, das damit bis zu 840.000 Haushalte versorgen kann.