Digital Life

Generation Z überschätzt ihre digitalen Fähigkeiten am meisten

Zum zweiten Mal nach 2022 hat der Verein fit4internet eine österreichweite Untersuchung über die Fähigkeiten der Bevölkerung beim Umgang mit digitalen Medien durchgeführt. Mit 3.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde eine Online-Befragung durchgeführt. Aus den Antworten wurde der Digital Skills Barometer 2023 erstellt. Dieser wurde am Dienstag präsentiert.

Vermutetes Wissen oft nicht vorhanden

Bei der Untersuchung wurde ein starker Fokus darauf gelegt, wie die Befragten ihre digitalen Fähigkeiten selbst einschätzen, wie ausgeprägt ihr tatsächliches Wissen ist und wie viel Verständnis sie für digitale Technologien haben. Wie sich zeigt, liegt die Selbsteinschätzung weit über dem tatsächlich vorhandenen Wissen.

Im Schnitt werden 76 von 100 möglichen Punkten bei den eigenen Fähigkeiten vermutet, in der Realität aber nur 50 Punkte erreicht. Für den Privatbereich sei das ausreichend, für das Berufsleben aber ein recht geringer Wert, sagt Markus Schaffhauser, Präsident von fit4internet und CEO des Technologieunternehmens Eviden (gehörte bis vor Kurzem zu Atos).

Unterscheidet man nach bestimmten Bevölkerungsgruppen, zeigt sich die größte Selbstüberschätzung bei der Generation Z (Geburtsjahrgänge ab 1995). Ihre Eigenbewertung liegt bei 83 Punkten, mit ihrem real vorhandenen Wissen erreicht sie aber nur 50 Punkte. "Beim Konsumieren von Medienformaten sind junge Menschen sehr geübt. Sie verbringen viel Zeit mit ihrem Smartphone und haben dadurch vielleicht den Eindruck, sich gut auszukennen. Aber zwischen Konsum und aktivem Nutzen neuer Technologien ist ein Unterschied", sagt Schaffhauser.

Die Selbsteinschätzung und reales Können bei digitalen Fähigkeiten klaffen auseinander

Bildungsgrad entscheidend

Den größten Rückstand bei digitalen Fähigkeiten haben die Babyboomer*innen (Jahrgänge 1946 bis 1964) und die Generation X (1965 bis 1979). Sie seien digital am wenigsten fit und hätten nur eine geringe Bereitschaft, sich weiterzubilden, sagt Schaffhauser.

Was sich durch alle Generationen ziehe, seien Unterschiede je nach Bildungsweg, sagt Sabine Herlitschka, Vizepräsidentin von fit4internet und CEO von Infineon Technologies Austria. Das im Schnitt größte Wissen hätten Menschen mit BHS-Matura. Sie lassen AHS-Maturant*innen sowie Menschen mit Lehrabschluss oder Fachschulausbildung hinter sich. Es gebe aber auch andere wichtige Faktoren, die sehr ausschlaggebend dafür sind, welche digitalen Fähigkeiten man besitzt.

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Deutliche Geschlechterunterschiede bei der Technikaffinität

Gender Gap

Ein auf der Hand liegender Faktor ist die Technikaffinität. Wer sich eher für Technik begeistert, konnte Fragen besser beantworten. Hier zeigt sich ein deutlicher Geschlechterunterschied. Bei Männern ist die Begeisterung um einiges höher. Sie arbeiten außerdem eher in Branchen, in denen digitale Fähigkeiten gefragt sind, etwa in der Industrie.

Verbesserung bei Cybersicherheit

Beim Digital Skills Barometer wurde auch konkretes Wissen zu verschiedenen Themenbereichen abgefragt. Hier habe sich gezeigt, dass es gegenüber dem Vorjahr vor allem im Bereich Cybersicherheit eine starke Verbesserung gegeben hat. "Offentlichtlich war das für viele Menschen ein Fokusthema im vergangenen Jahr", sagt Christoph Becker, Geschäftsführer des Enterprise Training Center. Mediale Präsenz und Auseinandersetzung mit Cybersicherheit am Arbeitsplatz hätten die Kompetenzen erhöht. Das zeige, was möglich sei, wenn man bestimmte Themen verstärkt adressiere, meint Becker.

Digitales Wissen bringen sich Menschen in erster Linie selbst bei. Ein Großteil der Bevölkerung gewinnt am ehesten neue Fähigkeiten, indem digitale Dienste und Produkte einfach ausprobiert werden, in erster Linie am Arbeitsplatz. Das Interesse an Lernangeboten sei vorhanden, die Bereitschaft, dafür selbst Zeit und Geld zu investieren, haben jedoch nur 30 Prozent der Befragten. Arbeitgeber*innen und der Staat seien also gefragt, wenn es darum gehe, die digitale Fitness in Österreich zu steigern.

Markus Schaffhauser, Ulrike Domany-Funtan und Christoph Becker bei der  Präsentation des Digital Skills Barometer 2023

Digitales Upgrade für AHS-Schüler*innen

Anhand der Erkenntnisse aus der Untersuchung schlägt fit4internet konkrete Maßnahmen vor, um "die digitale Ausdauer und die digitale Kraft der Östereicher*innen anzukurbeln". Ulrike Domany-Funtan, Generalsekretärin von fit4internet, gibt Beispiele. An AHS sollte es ein "digitales Upgrade" geben: "In der fünften Schulstufe hat man noch das Fach Digitale Bildung, danach gibt es bis zur Matura nichts mehr." Hier gebe es ein riesiges Potenzial. 2 Schulstunden pro Woche in den Schuljahren vor dem Abschluss würden nur einen relativ geringen Aufwand bedeuten und kurzfristig großen Nutzen nach sich ziehen.

Mehr Kooperation, mehr Geld

Eine weitere Maßnahme sei das "Corporate Digital Volunteering". Wirtschaft und Bildung sollten sich stärker vernetzen, Expert*innen von Unternehmen sollten ihre Fähigkeiten im Unterricht vermitteln, um praxisrelevante Inhalte zu vermitteln, die viele Pädagog*innen gar nicht kennen. Ein drittes Beispiel für eine vorgeschlagene Maßnahme sei mehr finanzieller Anreiz. Früher habe es eine Bildungsprämie gegeben. Menschen, die bereit seien, sich digital weiterzubilden, sollten erneut besser unterstützt werden.

Gut für Wirtschaft und Gesellschaft

"Alles, was bei der Digitalisierung besser läuft, führt zu mehr Wohlstand", zeigt sich Schaffhauser überzeugt. "Hier haben wir einen Riesenhebel." Aber nicht nur für die Wirtschaft sei das gut, auch für das gesellschaftliche Leben. Digitale Fähigkeiten helfen etwa dabei, Falschinformationen zu erkennen. Die Bedeutung von Bildung betonen alle Expert*innen. Sie wünschen sich eine verstärkte Kooperation zwischen Wirtschaft und Bildungswesen. Die Bereitschaft sei vorhanden, es fehle aber an geeigneten Rahmenbedingungen durch die Politik.
 

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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