Österreichs Lehrer fühlen sich bei digitalen Medien schlecht ausgebildet
Schüler sind mit der Ausstattung mit digitalen Endgeräten im Schulbereich weitgehend zufrieden - allerdings bringen sie die verwendeten Smartphones, Tablets oder Laptops großteils von zuhause mit. Das ist ein Ergebnis einer OGM-Umfrage im Auftrag der Innovationsstiftung für Bildung. 76 Prozent der befragen Schüler gaben an, mehr als drei Stunden pro Tag schulbezogen vor PC und Co zu sitzen.
Für die am Dienstag in Wien präsentierte Umfrage mit dem Titel „Wie fit sind Österreichs Schulen für die digitale Welt?“ wurden insgesamt 805 Eltern, Lehrer sowie Schüler der Sekundarstufe II (Alter 14 Jahre und älter) befragt, darunter allerdings nur rund 200 Schüler. Die Umfrage ist laut OGM-Chef Wolfgang Bachmayer trotzdem repräsentativ.
Hauptsächlich private Geräte im Unterricht
Dass sich alle befragten Gruppen mit der technischen Ausstattung bezüglich Hardware zum großen Teil „zufrieden“ und „sehr zufrieden“ zeigten, „überrascht vielleicht“ auf den ersten Blick, sagte der Meinungsforscher. Die Erklärung finde sich vermutlich darin, dass im Unterricht vor allem auf private Geräte zurückgegriffen wird: Während etwa nur zwölf Prozent der Schüler und sieben Prozent der Lehrer angaben, täglich einen Schul-Laptop zu benutzen, drehen immerhin 51 Prozent der Schüler und 39 Prozent der Lehrer ihren Privat-Laptop unterrichtsbezogen auf, so die Umfrage.
Beim Smartphone gebe es mit 79 Prozent täglichem Gebrauch für die Schule unter den Jugendlichen quasi eine „Vollnutzung“, so der OGM-Chef. Immerhin auch 53 Prozent der befragten Pädagogen outeten sich als tägliche Smartphone-Nutzer. „Die notwendige Hardware wird also großteils mitgebracht“, sagte Bachmayer.
Fehlender Breitbandzugang an Schulen
Für den Vorstand der Innovationsstiftung für Bildung, Stefan Zotti, zeigt sich anhand dieser Daten, dass der Zugang zur digitalen Infrastruktur in Österreich großteils gegeben sei. Zwar bei weitem nicht alle, aber viele könnten sich die Geräte glücklicherweise leisten, so Zotti zu der seit Jahren schwelenden Diskussion, ob der Staat die Endgeräte möglichst flächendeckend zur Verfügung stellen sollte. Als größeres infrastrukturelles Problem sieht Zotti den Breitbandzugang an Schulen.
Als „recht gutes Zeichen“ wertete Bachmayer, dass nur sieben Prozent der Lehrer gar keine digitalen Lehr- und Lernmittel einsetzen. Die befragten Pädagogen sehen sich und ihre Kollegen im Einsatz digitaler Lernmedien auch engagiert: Immerhin 87 Prozent antworten mit „Ja“ oder „eher Ja“ auf die Frage „Bemühen sich die Lehrer im Unterricht neue digitale Lehr- und Lernmedien einzusetzen?“. Die befragten Schüler sehen das pädagogische Bemühen jedoch anders: Die Hälfte antwortet darauf mit „eher Nein“ oder „Nein“. Man habe es hier also mit deutlich unterschiedlichen Wahrnehmungen zu tun, so Zotti.
Schlecht ausgebildete Lehrer
Während alle befragten Gruppen den Schülern attestieren, mit digitalen Medien zumindest „eher gut“ umgehen zu können, gab eine „klare Mehrheit“ der Pädagogen an, „nicht entsprechend ausgebildet“ worden zu sein, sagte Bachmayer. 45 Prozent sehen sich durch ihre Grundausbildung „schlecht“ und 28 Prozent „eher schlecht“ vorbereitet. Dass dieser Prozentsatz bei den unter 30-jährigen Lehrern deutlich geringer ausfällt, wertete der Meinungsforscher als Hinweis, dass „die Weichen schon in die richtige Richtung gestellt wurden“.
Wenn sich allerdings immer noch rund jeder fünfte Pädagoge unter 30 „schlecht“ vorbereitet sieht, müsse man hier auch von einem „Kompetenzproblem“ sprechen, so Zotti, der in dem Zusammenhang auf eine kürzlich ausgelaufene Ausschreibung der Stiftung im Rahmen ihrer Förderschiene zur Entwicklung digitaler Lehr- und Lernmittel hinwies. In den kommenden Wochen werde man in Kooperation mit der Forschungsförderungsgesellschaft FFG zudem ein „BildungsLAB“ ausschreiben, im Rahmen dessen Schulen Zugang zu Forschungs- und Technologieinfrastruktur erhalten sollen.