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Von Snake bis Quizduell: Das Massenphänomen Handyspiele

Mit bunten Vögeln auf Schweine schießen, in Wissensfragen gegen Freunde und Kollegen antreten oder ein virtuelles Puzzle lösen - so genannte Casual Games haben in den vergangenen Jahren einen wahren Siegeszug angetreten. Dank Smartphone und Social Networks sind die Spiele, die mit geringem technischen Aufwand nebenher gespielt werden können, zu einem kurzweiligen Zeitvertreib im Alltag geworden, sei es am Weg zur Arbeit, in der Mittagspause oder zuhause auf der Couch. Doch nicht alle Games schaffen es zum großen Durchbruch, hinter den Erfolgen von Angry Birds, Quizduell und Candy Crush Saga stecken Strategie, richtiges Marketing und auch immer ein bisschen Glück.

“Einerseits könnte man sagen, ein Casual Game braucht eine einfache Spielmechanik. Es braucht ein klares und intuitives Interface und es muss eine gute Balance schaffen zwischen einem leichten Vernügen und einer motivierenden Herausforderung”, erklärt der Wissenschaftler und Games-Experte Konstantin Mitgutsch im futurezone-Interview. Doch diese Parameter seien nicht automatisch als Rezept zu verstehen.

“Man kann nicht sagen: Machen Sie das, dann wird Ihr Spiel ein Hit”, sagt Mitgutsch. Ein gutes Beispiel dafür sei der Angry-Birds-Entwickler Rovio. “Die Firma hat unglaublich viele Casual Games herausgebracht, bevor schließlich mit dem Vogelspiel ein Hit gelungen ist.” Ein wenig Glück sei immer nötig, aber auch von der richtigen Vermarktung des Spiels hänge der Erfolg ab. Zudem spielt auch die Platzierung in den App-Stores laut dem Experten heute eine große Rolle. “Das Spiel muss im Idealfall schnell nach dem Erscheinen in die Top Ten, um überhaupt gesehen zu werden”, sagt Mitgutsch.

Vorreiter Moorhuhn

Angry Birds zählt inzwischen mehr als 500 Millionen Downloads und kann sich schon seit ein paar Jahren in den Top-Ten-Listen der beliebtesten Apps halten. Doch schon lange vor Smartphone- und Tablet-Games haben derlei Mini-Spiele die Nutzer begeistert. Der Computerspielklassiker Snake etwa fand sich bereits auf vielen Nokia-Handys aus den 90er-Jahren. Ein bekannter Vorreiter war auch das Moorhuhn. Die erste Version des PC-Spiels erschien im Jahr 1999. Und auch das Kartenspiel Solitär ist bis heute ein Dauerbrenner unter den “Nebenbei-Büro-Games”. “Moorhuhn war, was diesen besonderen Durchbruch und Erfolg betrifft, sicher ein Vorreiter”, sagt Mitgutsch. Mittlerweile gibt es das Spiel in vielen verschiedenen Versionen für unterschiedliche Plattformen, auch für iPhone und iPad.

In den 80er und 90er Jahren hätten auch viele Arcade Games, die ihren Ursprung in Spielhallen hatten, noch diesen “leichten, spielerischen Zugang” mitgebracht. Allerdings, so der Games-Experte, waren diese Spiele damals nicht so leicht verfügbar wie heute. “Außerdem musste man bei Arcade Games früher immer von vorne beginnen, wenn man gescheitert ist. Die neuen Casual Games speichern ab, wo man gerade steht”, sagt Mitgutsch. Es werde sehr clever eine Struktur geschaffen, von der sich die Nutzer immer wieder herausgefordert fühlen, aber auch immer locker wieder einsteigen können.

Farmville und Co

Das Prinzip der Mini-Spiele funktioniert im Umfeld von sozialen Netzwerken, wo man Spielstände oder Erfolge mit Freunden teilen und gegen diese antreten kann, besonders gut. Ein herausragendes Beispiel ist der Facebook-Hit Farmville. “Es gibt unterschiedliche Wege, um zum Erfolg zu kommen. So gibt es Firmen wie Facebook, die hier clever und strategisch arbeiten”, sagt Mitgutsch. Dabei sei die Produktion der Games selbst nicht der Trick, sondern die Weiterverarbeitung und das Reagieren auf die Nutzervorlieben. “Da geht weit mehr Aufwand in das Erhalten als in die Kreation des Spiels.”

Es gebe daneben aber auch Firmen, die es lange Zeit “verzweifelt probieren” und dann einmal einen Glückstreffer landen und dabei bleiben, wie dies bei Angry Birds der Fall gewesen sei. “Die dritte Möglichkeit sind Beispiele wie Quizduell, wo eine Firma eine interessante Mechanik herausbringt”, so der Games-Experte. Überhaupt sei der Trend zu beobachten, dass Firmen in einfache Mechaniken und interessante Spieldesigns sehr schnell, teilweise unfertig auf den Markt werfen. “Erst wennbermerkt wird, da ist Interesse vorhanden, wird darauf reagiert und die Spiele erweitert”, erklärt Mitgutsch.

Unterschiedliche Erfolgsspannen

Wie lange sich ein Casual Game die Gunst der Nutzer erhalten kann, ist höchst unterschiedlich. Grundsätzlich unterscheidet der Games-Experte zwischen drei Nutzertypen: Leute, die nur ganz kurz einmal reinspielen, Leute, die ein bisschen intensiver Spielen, also auch versuchen einige Levels zu schaffen, und Leute, die es richtig intensiv spielen. Letztere seien dann auch jene, die meist sehr viel über die Games sprechen und damit auch andere zum Spielen motivieren.

Die Erfolgsspanne eines Games setze sich aus diesen unterschiedlichen Nutzertypen zusammen. “Gerade Angry Birds ist hier auch wieder ein Beispiel dafür, wie es gelingen kann, über einen längeren Zeitraum mit mehreren Versionen an der Spitze der Beliebtheitsskala zu bleiben”, sagt Mitgutsch. Oft kämen außerdem noch Merchandise-Aspekte hinzu, die den Games zu weiterem Erfolg verhelfen. “Im großen und ganzen kommt es also auf eine gute Mischung an. Wobei der Aspekt der Neuartigkeit nicht fehlen darf.”

Innovation liegt im Detail

Spiele wie Quizduell hält Mitgutsch durchaus für innovativ. “Denn die Innovation kann auch darin liegen, dass man etwas nimmt, das bereits etabliert ist und es technologisch vereinfacht. “Oft stelle sich der Erfolg gerade durch eine gute Usability ein. “Denn gerade bei Casual Games ist die Einfachheit der Bedienung das Um und Auf.”

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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