Neuartiges Kraftwerk am Meeresboden erzeugt Strom aus Wellen
Wer schon mal beim, auf dem oder im Meer war, weiß vermutlich, dass Wellen ungeheure Kräfte freisetzen können. Schon länger gibt es Projekte, diese Kräfte in elektrische Energie umzuwandeln. Das Kraftwerk WaveRoller wurde dafür entworfen. Es sitzt am Meeresboden und hat eine maximale Leistung von bis zu ein Megawatt (MW).
Auch die EU ist bei dem Projekt mit an Bord. In einem aktuellen Artikel zu dem Thema schätzt man die theoretische Energie, die weltweit durch Wellenkraftwerke gewonnen werden könnte, auf beeindruckende 30.000 TWh/Jahr. Dies würde den gesamten Verbrauch elektrischer Energie des Planeten decken.
Wellenroller
Der WaveRoller vom finnischen Unternehmen AW Energy ist in Küstennähe in einer Tiefe zwischen 8 und 20 Meter am Meeresboden verankert. Ein Panel wird durch die Wellen in Bewegung versetzt. Man kann es sich in etwa wie ein “Unterwassersegel” vorstellen, das vor und zurück kippt.
Über ein Hydrauliksystem wird ein Generator betrieben, der schlussendlich Strom erzeugt. Ein Unterwasserkabel transportiert die Energie an Land.
Kraftwerk im Einsatz
Bereits 2019 wurde das erste derartige Kraftwerk von AW Energy 800 Meter vor der Küste von Portugal versenkt. Es hat eine Leistung von maximal 350 Kilowatt (KW).
Rund 2 Jahre später wurde es für Inspektionen wieder vom Meeresboden auf die Oberfläche geholt. AW Energy zeigte sich damals erfreut von den Erkenntnissen. Trotz der harschen Bedingungen im Meer - die Gerätschaften müssen unter anderem Korrosion durch Salzwasser standhalten - sei das Kraftwerk in einem hervorragenden Zustand gewesen.
Mittlerweile arbeitet AW Energy an der Serienproduktion des Kraftwerks. Künftig sollen auch Arrays als “WaveFarms”, mit 10 bis 24 Stück der Unterwassersegel, eingesetzt werden. Das Unternehmen erwartet in den nächsten 10 Jahren in der EU ein Marktvolumen von 275 Millionen Euro und die Schaffung von etwa 500 Arbeitsplätzen.
Laut AW Energy werden durch die Implementierung von Wellenkraftwerken auch Fischschwärme angezogen, was wiederum den lokalen Fischbeständen helfen soll. Das würde sich positiv auf die Fischereiindustrie auswirken.
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Vorhersehbar
Für Strom aus Wellen spricht, dass sie in hohem Maße vorhersehbar sind. So könnten Netzbetreiber über mehrere Tage exakt berechnen, wie viel Strom sie dadurch gewinnen. Wettervorhersagen, um etwa die Produktion von Wind- oder Solarenergie zu prognostizieren, sind hier deutlich ungenauer.
Bis 2030 will die EU Wellenkraftwerke im Umfang von einem Gigawatt (GW) installiert haben. Bis 2050 sollen es 40 GW sein. Damit könnten laut EU-Angaben rund 40 Millionen Haushalte mit Strom versorgt werden.
Im Vergleich zu anderen grünen Energiequellen ist das allerdings überschaubar. So wurden allein im Jahr 2023 Windkraftanlagen mit insgesamt 17 GW in der EU gebaut. Die Gesamtkapazität bei Windkraft liegt heuer schon bei 221 GW.
Andere Wellenkraftwerke
Ebenfalls aus Wellen erzeugt das Kraftwerk Uniwave200 aus Australien Strom. Der wichtigste Unterschied zum WaveRoller ist, dass es sich nicht am Meeresgrund, sondern auf der Meeresoberfläche befindet bzw. am Wasser schwimmt.
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Es arbeitet nach dem Prinzip der „Oscillating Water Column“. Dabei strömt Luft in eine Kammer. Steigt dort der Wasserspiegel. Die in der Kammer befindliche Luft wird komprimiert und durch ein Ventil gedrückt. Sinkt der Pegel, wird frische Luft angesaugt – ein Unterdruck entsteht. Diese Luftbewegung dreht eine Turbine am oberen Ende der Säule, die wiederum Strom erzeugt. Ein Prototyp hat eine Leistung von 350KW.