Digital Life

WhatsApp hat ein Kinderporno-Problem

Während Facebook im Kampf gegen Hasspostings und andere dubiose Inhalte die Anzahl der internen Moderatoren zuletzt von 10.000 auf 20.000 erhöhte, stand der ebenfalls zu Facebook gehörende Messenger-Dienst WhatsApp bisher kaum im Fokus. Das rächt sich jetzt. Denn praktisch unbemerkt von Behörden und vor allem der Plattform selbst, hat sich dort ein Sammelbecken für Kinderpornographie gebildet, das zum Austausch illegaler Bilder und Videos genutzt wird.

Pädophile Chatgruppen

Wie zwei israelische Organisationen herausfanden, existieren zahlreiche Chatgruppen, die mit eindeutigen Beschreibungen und Profilbildern von Minderjährigen Nutzer anlocken. Bis zu 256 Personen können sich in diesen Chats aufhalten. Der Zugang erfolgt zwar nur auf Einladung. Mittlerweile gibt es aber sogar Apps im Google Play Store, über die man gezielt nach solchen illegalen Angeboten auf WhatsApp suchen kann und auch einen Zugangslink erhält.

Zugute kommen den pädophilisch veranlagten Usern zwei Dinge. Zum einen, dass die Chats verschlüsselt sind und von Behörden und WhatsApp selber nicht wirklich eingesehen werden können. Zum anderen, dass die Anzahl der von WhatsApp eingesetzten Moderatoren verschwindend gering sind. Wie Techcrunch aufzeigt, das die Existenz der besagten Gruppen nachweisen konnte, sind gerade einmal 300 Mitarbeiter beschäftigt.

Algorithmus alleine versagt oft

Da nur wenige Hundert Menschen Hinweisen zu Kinderpornografie und anderen illegalen Inhalten nachgehen können, ist WhatsApp fast ausschließlich auf die automatische Erkennung und Überprüfung durch Softwareprogramme angewiesen. Standardmäßig geprüft und mit Datenbanken bekannter Kinderpornographie abgeglichen wird sämtlicher unverschlüsselter Content, wie hochgeladene Profilbilder für Gruppen oder die Beschreibung.

Wird die Software oder die Moderatoren fündig, werden die Gruppe und sämtliche Teilnehmer lebenslang auf WhatsApp gesperrt. Warum dennoch so viele Gruppen aktiv sind, obwohl deren Beschreibungen in puncto Kinderpornographie so eindeutig sind, bleibt ein Rätsel. Sowohl die Überprüfungssoftware als auch die geringe Anzahl an Mitarbeitern dürften angesichts der über 1,5 Milliarden WhatsApp-User überfordert sein.

130.000 WhatsApp-Accounts gesperrt

Ein WhatsApp-Sprecher bestätigte nun zumindest, dass das Unternehmen im Laufe einer zehntägigen Razzia etwa 130.000 Accounts wegen Kinderpornographie gesperrt habe. Man habe null Toleranz bei diesem Thema, sei aber auch auf die Zusammenarbeit mit anderen Tech-Unternehmen angewiesen, teilte WhatsApp mit. Damit dürfte unter anderem auch Google gemeint sein, in dessen Play Store auch weiterhin Apps zu finden sind, die besagte WhatsApp-Chatgruppen überhaupt auffindbar machen.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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