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Sony PlayStation 4 Pro im Test: Liebe auf den zweiten Blick

PS4 4K, PS4 Neo, PS4.5: Bis zur offiziellen Vorstellung der PlayStation 4 Pro im September hatte Sonys neue Konsole mehrere kolportierte Namen. Und alle davon treffen auf die Konsole zu. Sie gibt ein 2160p-Signal aus (UHD, technisch inkorrekt auch 4K genannt), ist eine neue Version der PS4 und eine Art Zwischenschritt zur PS5.

Die PS4 Pro kostet 399 Euro, so viel wie damals die normale PS4 zum Start. Das Nicht-Pro-Modell, die kürzlich gestartete PS4 Slim (futurezone-Test), kostet 299 Euro. Warum mich die PS4 Pro nicht sofort beeindrucken konnte, ich sie aber nicht mehr hergeben möchte und wieso man demnächst günstig gebrauchte PS4-Konsolen bekommen wird, erfahrt ihr in diesem Test.

Triple-Decker

„Da setzen wir noch einen drauf!“ dürfte das Motto der Sony-Designer bei der PS4 Pro gewesen sein. Optisch ist sie ein Triple-Decker. Zwischen der oberen und der mittleren Schicht ist das Slot-In-Blu-ray-Laufwerk. Der Laufwerks-Schlitz ist nicht zu sehen, da er aber an derselben Stelle wie bei der PS4 ist, wird hoffentlich niemand die Spieledisk am Konsolen-Gehäuse zerbröseln, wenn versucht wird sie mittig oder rechts einzuschieben.

Zwischen der mittleren und oberen Schicht sind die physischen Tasten für Einschalten und Disk auswerfen, die von einer blauen Lichtleiste unterstrichen werden. Die physischen Tasten sind zwar besser als die Softtouch-Tasten der normalen PS4, jedoch sind sie durch die lange, dünne Form nicht optimal zu drücken. Im Normalfall braucht man die Tasten ohnehin nur selten, dennoch bin ich kein Fan, wenn Design vor Funktion gestellt wird.

Matter, größer

PS4 und PS4 Pro

Die Designsprache der PS4 Pro orientiert sich an der PS4 Slim. Mattes Gehäuse statt Klavierlack, abgerundete Ecken statt spitze Kanten. Die Pro ist nicht nur größer als die Slim, sondern auch als die reguläre PS4 – in Höhe, Breite und Tiefe. Durch das Triple-Decker-Design sieht sie aber in der Wohnzimmer-Landschaft schlanker aus, als sie eigentlich ist.

Wie bei der PS4 Slim gibt es kleine Designfeinheiten. Die Kreuzschraube, die die 1-TB-Festplatte im Gehäuse fixiert, hat die vier Symbole der Aktionstasten des PS4-Controllers eingraviert. Die Gummifüßchen an der Unterseite haben die Form der Aktionstasten.

Im Vergleich zur PS4 Slim steht die Pro etwas stabiler, wenn sie vertikal genutzt wird. Gänzlich wackelfrei ist das aber nicht. Wer die Pro stehend nutzen will und Haustiere, spielende Kinder, Staubsaugroboter oder ungeschickte Mitbewohner hat, sollte 20 Euro für den Sony-PS4-Standfuß (2016er Modell) investieren.

Anschlüsse

PS4 Pro (oben) und PS4

Die Pro hat an der Front zwei USB-3.0-Anschlüsse. Die Aussparungen sind, PS4-typisch, wieder eher schmal bemessen, weshalb dickere USB-Sticks möglicherweise nicht passen. An der Rückseite gibt es einen weiteren USB-3.0-Anschluss, der für PSVR gedacht ist.

Weiters an der Rückseite: HDMI, AUX und Gigabit-Ethernet. Auch der Optical Out ist wieder mit dabei, der schon bei der Original-PS4 vorhanden war, aber bei der PS4 Slim weggespart wurde. Die höhere Leistungsaufnahme der Pro erfordert einen größeren Stromstecker. Statt dem klassischen Kleingerätestecker (Typ C7) ist jetzt ein zweipoliger Kaltgerätestecker (C17) nötig, wie man ihn vom PC kennt.

Wie die PS4 Slim beherrscht auch die Pro ac-WLAN. Im Lieferumfang ist ein HDMI-2.0a-Kabel für die UHD-HDR-Wiedergabe beigelegt. Ebenfalls dabei: Der neue PS4-Controller, der mit der PS4 Slim eingeführt wurde, ein zu kurzes Micro-USB-Kabel um den Controller beim Spielen aufzuladen und das Mini-In-Ear-Headset für Sprachchats.

Verbrauch und Lautstärke

PS4 Pro

Die Pro verbraucht mehr Energie als die Slim und ist relativ nahe an der Original-PS4. Die Verbrauchswerte unterscheiden sich je nach Spiel, liegen aber meist um die 150 Watt. Bei der Slim sind es 80 bis 90 Watt. Games, die für die höhere Leistung der Pro optimiert sind, verbrauchten im Test im 2160p-Modus nur etwa fünf bis zehn Watt mehr als im FullHD-Modus.

Auch bei der Lautstärke ist die Pro näher an der Original-PS4 als an der Slim. Der Lüfter läuft oft nicht konstant, sondern dreht abwechselnd schnell und langsam, was bei ruhigen Szenen schon mal negativ auffallen kann. Bei Blu-rays ist die Lautstärke etwas höher als bei der Original-PS4 und dadurch auch höher als bei der Slim.

2160p, kein UHD-Blu-ray

PS4 Pro

Wie auch dieXbox One Skann die PS4 Pro das Videosignal mit 3840 x 2160 Pixel ausgeben. Um User nicht weiter mit den Begrifflichkeiten UHD und 4K zu verwirren, nennt Sony die entsprechende Einstellung im Konsolen-Menü 2160p. 2160p kann mit den Farbprofilen YUV420 oder RGB ausgewählt werden. YUV420 ist für UHD-TVs mit HDR und HDR-taugliche Games. RGB hat mehr Farbinformationen, durch die HDMI-Limitationen ist hier aber kein HDR möglich.

Besitzt man einen UHD-TV ohne HDR, der RGB (4:4:4) und HDMI Deep Colour unterstützt, sollte man in den Einstellung RGB wählen. Hat man einen UHD-TV mit HDR, wählt man am besten die Einstellung „Automatisch“. Die PS4 Pro wählt dann für Nicht-HDR-Games RGB und wechselt zu YUV420, wenn das Game HDR unterstützt. Achtung: Hängt Das Virtual-Reality-Headset PSVR zwischen PS4 Pro und HDR-fähigen TV, wird aus technischen Gründen kein HDR-Signal weitergegeben.

Trotz 2160p-Output hat die PS4 Pro kein UHD-Blu-ray-Laufwerk, obwohl Microsofts zuvor erschiene Xbox One S eines hat. UHD/4K-Videos für die PS4 Pro gibt es dafür über die üblichen Streaming-Anbieter, wie Netflix und Amazon Prime.

Pro-Grafik nur mit Pro-Games

PS4 Pro

Betrachtet man rein die Rechenleistung, ist die Pro mehr als doppelt so schnell im Vergleich zur normalen PS4: 4,2 Teraflops statt 1,8 Teraflops. Für die meisten Games bringt das genau nichts, weshalb die Pro im ersten Moment enttäuschend sein kann.

Die Pro spielt zwar alle PS4-Spiele ab, aber nur Pro-optimierte Games profitieren von der zusätzlichen Leistung. Bisher sind das 35 Games, die durch Updates für die PS4 Pro angepasst wurden. Ab 2017 werden Spiele erscheinen, die von Haus aus für die Pro optimiert sind. Diese werden ein „PS4 Pro Enhanced“-Siegel auf der Verpackung, bzw. einen Vermerk bei der Kaufseite im PlayStation Store haben.

Sonys hauseigene Spiele, die ab 2017 erscheinen, werden alle für die Pro optimiert sein. Es ist davon auszugehen, dass auch alle neuen großen Games der anderen Publisher die Pro unterstützen werden.

Rendering statt Upscaling

PS4 Pro

Trotz der höheren Rechenleitung hat die PS4 Pro nicht genügend Power, um alle aktuellen Games in einer nativen 2160p-Auflösung darzustellen. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist. Bei Last of Us: Remastered (das Original-Game ist bereits 2013 für die PS3 erschienen) ist 2160p möglich, wenn die Framerate auf 30 fps beschränkt wird.

Bei einem normalen 1080p-Signal nutzt die Pro Upscaling, ähnlich, wie ein UHD-TV ein FullHD-Fernsehbild auf 2160p hochrechnet. Bei den Pro-optimierten Spielen kommen verschiedene Rendering-Maßnahmen zum Einsatz, wie etwa Geometry-Rendering und Checkerboard-Rendering. Kurz gesagt: Diese Methoden sorgen für eine bessere Grafik als bloßes Upscaling.

Zwischen 1080p und 2160p ist auch noch viel Platz. Die Pro-Spiele nutzen verschiedene Auflösungen, wie 1400p, 1530p oder 1800p, mit Rendering, Upscaling oder einer Kombination daraus. Bei einigen Games findet das dynamisch statt, um die Framerate stabil zu halten. Sind etwa viele Effekte im Bild zu sehen, wird mit einer geringeren Auflösung gerendert, damit es keine Slowdowns gibt.

Schöner in Bewegung

PS4 Pro

Eines vorweg: Ein Pro-Spiel schaut auf der PS4 Pro immer besser aus, als auf der normalen PS4. Je nach Game schwanken die Unterschiede zwischen auffällig und kaum bemerkbar. Am stärksten fielen mir die Verbesserungen im Test auf einem UHD-TV in Bewegung auf – bei Standbildern und Screenshots sind die Unterschiede manchmal so gering, dass man sie suchen muss.

Einige Pro-Games lassen Spielern die Wahl, ob sie eine hohe Framerate oder eine bessere Grafik sehen wollen. Bei Last of Us: Remastered kann die Framerate auf 30 Bilder pro Sekunde gesperrt werden, wodurch vor allem die Qualität der Schatten im Spiel erhöht wird. Bei Rise of The Tomb Raider gibt es sogar drei Optionen: 2160p mit 30fps, 1080p mit 60fps und 1080p mit 30fps. Hier sind in der 2160p-Version die Unterschiede zur normalen PS4-Variante am größten, da Texturen, Details, Lichteffekte und Schärfe verbessert sind.

Uncharted 4 sieht schon auf der normalen PS4 sehr gut aus. Das ist eines der Spiele, bei denen die Unterschiede hauptsächlich in der Bewegung bemerkbar sind. In rasanten Szenen ist die Umgebung schärfer – es wirkt fast so, als wäre der Motion-Blur-Effekt reduziert worden, damit die schärfere Grafik der PS4 Pro mehr zur Geltung kommt.

Aktuelle Games bevorzugt

Bei den kürzlich erschienenen Games Call of Duty: Infinite Warfare, Titanfall 2, Dishonored 2 und Watch Dogs 2 ist der Pro-Vorteil gut sichtbar. Durch die höhere Schärfe sehen die Spiele knackiger und sauberer aus. Im direkten Vergleich zu den Games auf der PS4 hatte ich manchmal das Gefühl, als wäre aus der Pro eine trübe Folie entfernt worden.

Bei Battlefield 1 sind die Unterschiede subtiler, was auch an der absichtlich tristen und düsteren Grafik des Ersten-Weltkrieg-Spiels liegen könnte. Am ehesten fällt auf, dass Partikel- und Lichteffekte etwas besser aussehen.

Allgemein gilt für Pro-optimierte Spiele: etwas mehr Schärfe, weniger Treppchenbildung bei Kanten und weniger Upscaling-Probleme wie Artefakte und „leuchtende“, schwarze Kanten.

Wie die normale PS4 unterstützt auch die PS4 Pro HDR. Der Unterschied zwischen SDR- und HDR-Game kann sehr deutlich ausfallen, was aber meist daran liegt, dass der HDR-Modus die Helligkeits-, Kontrast- und Farbsättigungseinstellungen des TVs nach oben prügelt.

FullHD-TVs und PSVR

Die PS4 Pro soll auch die Grafik bei FullHD-TVs verbessern. Dies manifestiert sich in einer stabileren bzw. höheren Framerate und in verbesserten Licht- und Partikeleffekten. Wenn man nicht bewusst darauf achtet, wird man diese Verbesserungen aber kaum wahrnehmen. Immerhin Framerate-Freaks werden sich freuen, da die meisten Pro-Games auf FullHD-TVs konstant mit 60 fps laufen. Allerdings sind Framerate-Freaks tendenziell eher PC-Spieler, die über die niedrige Gaming-Leistung von Konsolen lachen.

Bei dem Virtual-Reality-Headset PSVR gibt es viel Potenzial für Verbesserungen, das derzeit aber noch kaum genutzt wird. Im direkten Vergleich sieht man bei den Pro-gepatchten VR-Games ein wenig mehr Schärfe, speziell bei Schriften. Bei Robinson The Journey und London Heist ist das am ehesten bemerkbar. Die zusätzlichen Shader bei Battlezone, die das Cockpit besser aussehen lassen sollen, fallen kaum auf.

Fazit

PS4 Pro

Die nächsten Wochen sind eine gute Gelegenheit, um günstig eine gebrauchte PS4 zu kaufen. Denn viele neue PS4-Pro-Besitzer werden sich von ihren alten Konsolen trennen – zumindest wenn sie einen UHD-TV besitzen. Denn obwohl die Pro kein initiales Wow-Erlebnis auslöst und nicht die Leistung eines teuren Highend-4K-Gaming-PCs erreicht, ist das Mehr an Auflösung sehr willkommen. Ich würde es schmerzlich vermissen, wenn ich wieder eine normale PS4 verwenden würde. Außerdem gibt es derzeit nur wenig UHD-Inhalte, was die PS4 Pro noch reizvoller für UHD-TV-Besitzer macht.

User, die PSVR gerne verwenden und an das System glauben, können ebenfalls über den Kauf einer PS4 Pro nachdenken. Die aktuellen Pro-optimierten VR-Games bieten kaum Verbesserungen. Die Entwickler werden aber mit der Zeit lernen, die PS4 Pro besser auszureizen, wodurch auch künftige VR-Spiele mehr von der Leistung der Pro profitieren werden. Dasselbe gilt auch für normale PS4-Spiele.

Hier ein Überblick, für wen der Kauf einer PS4 Pro empfehlenswert ist und für wen nicht:

  • UHD-TV-Besitzer, die bereits eine PS4 haben: kaufen
  • UHD-TV-Besitzer, die keine PS4 haben, aber eine wollen: kaufen
  • UHD-TV-Besitzer, die nur ein bis zwei Spiele pro Jahr anschaffen: nicht kaufen
  • FullHD-TV-Besitzer, die bereits eine PS4 haben: nicht kaufen
  • FullHD-TV-Besitzer, die keine PS4 haben aber einen UHD-TV anschaffen wollen: Warten bis der neue TV da ist und hoffen, dass die PS4 Pro bis dahin günstiger ist
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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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