Sony zensiert PS4-Spiele, die auf Xbox und Switch unzensiert sind
Wie das Wall Street Journal berichtet, gibt es neue Richtlinien für die PlayStation 4. Demnach geht Sony gegen Inhalte vor, die sexuelle Handlungen suggerieren oder Borderline-anstößig sind. Dadurch müssen Entwickler ihre Games für die PS4 zensieren, die auf Xbox One und PC ganz normal veröffentlicht werden.
Ein Unternehmenssprecher von Sony hat dem Wall Street Journal bestätigt, dass es diese Richtlinien gibt. Offiziell soll damit sichergestellt werden, dass Gaming „nicht das gesunde Wachstum und die gesunde Entwicklung von jungen Menschen“ verhindert. Klingt nobel, doch der wahre Grund soll ein anderer sein.
Angst vor Klagen
Laut dem Wall Street Journal befürchtet Sony, dass der Ruf des Unternehmens durch Spiele leiden könnte, die eindeutig sexueller Natur sind. Besonders die im Heimatmarkt Japan beliebten Anime- und Manga-Games seien ein Problem. In diesen werden oft Charaktere gezeigt, die durch ihre Kleidung oder das Aussehen den Eindruck erwecken, minderjährig zu sein. Durch Videospiele-Streamer auf Twitch und YouTube würden solche Spiele global bekannt werden. Auch die MeToo-Kampagne wird als Grund genannt, dass Sony gegen solche PS4-Spiele vorgehen will. „Sony ist besorgt, dass das Unternehmen das Ziel legaler und sozialer Aktionen werden könnte“, so ein Sony-Vertreter gegenüber Wall Street Journal.
Fans von genau solchen Games hatten bereits vermutet, dass Sony irgendwann im Vorjahr diese Regeln eingeführt hat. Auf Nintendos Switch ist etwa Nekopara Vol. 1 im Sommer erschienen. Bei diesem Erwachsenen-Game gibt es nackte Körperteile zu sehen und einen „Streichel-Modus“. Die PS4-Version wurde verschoben und erschien erst im November. Sie hatte mehr Dampf bei Badezimmerszenen, um die nackten Körperteile zu verdecken. Ein Schieberegler, um die Brüste von weiblichen Charakteren mehr wackeln zu lassen, wurde aus den Optionen entfernt.
Bei Senran Kagura Burst Re:Newal, einem Kampfspiel mit sexuellen Anspielungen, wurde die PS4-Version ebenfalls verschoben. Der „Intim-Modus“ wird gestrichen und es werden andere Änderungen vorgenommen, weil dies Sony wünsche, berichtete einer der Producer des Spiels.
Devil May Cry 5 zensiert
Diese Regeln betreffen aber nicht nur solche Games, die die meisten Spieler in der westlichen Welt wohl für seltsam oder schlicht verzichtbar halten. Mit Devil May Cry 5 ist auch ein Blockbuster-Spiel betroffen. Der Hintern des Charakters Trish wurde in einer Zwischensequenz so mit Sonnenstrahlen überblendet, dass er kaum erkennbar ist. In der Xbox-One-Version und der PC-Version des Games gibt es diese Zensur nicht.
Auch in der japanischen PS4-Version von Devil May Cray 5 ist der unbedeckte Po zu sehen. Das liegt wohl daran, dass Japan eher locker mit solchen fast-pornografischen Inhalten umgeht. Allerdings führt es das Argument von Sony ins Absurde, dass man mit diesen Regeln die Entwicklung junger Menschen schützen wolle – oder sind die japanischen Jugendlichen weniger schützenswert als die Westlichen?