"Super Mario 3D Allstars" im Test: Ein großartiges Spiel zum Preis von Dreien
Nostalgie ist ein starkes Verkaufsargument, besonders bei Spielen, die man in seiner Kindheit geliebt hat. Nintendo hat für Mario-Fans gleich 3 Klassiker fit für die Nintendo Switch gemacht. Mit „Super Mario 3D Allstars“ erhält man „Super Mario 64“, „Sunshine“ und „Galaxy“. Während „Sunshine“ bekanntlich die Gemüter spaltet, sind die anderen beiden Teile zumindest in der Erinnerung großartig. Aber ist das auch im Jahr 2020 noch so?
Der Release kommt im Rahmen des 35. Geburtstags von "Super Mario Bros." (Herzlichen Glückwunsch!). Allerdings löste Nintendo hier schon vor der Veröffentlichung Verärgerung aus: "Super Mario 3D Allstars" ist sowohl digital als auch als Box nur limitiert erhältlich. Zahlreiche Vorbestellungen mussten gecancelt werden, die digitale Version soll am 31.03.2021 aus dem Store verschwinden. Schon vor dem Erscheinen wurden die ersten Spiele für mehr als 100 Euro im Netz angeboten. Die Nachfrage ist enorm, bereits eine Woche vor Verkaufsstart war es laut Amazon das am meisten verkaufte Spiel des Jahres.
Die 3 Spiele sind ohne Frage gut, denn Nintendos First-Party-Titel haben einfach seit jeher eine Grundqualität, mit der sich andere Genre-Vertreter schwer messen können. Die Sammlung enthält neben den Spielen auch ihre Soundtracks, was eine schöne Beigabe ist. Im direkten Vergleich zeigen sich aber Helden und Verlierer in der Collection.
Das beste vom Besten
Star der Sammlung ist ohne Frage „Super Mario Galaxy“ (2007). Das ist nicht nur das beste 3D-Mario-Spiel, es ist überhaupt eines der besten Spiele aller Zeiten. Ursprünglich für die Wii erschienen, lässt sich die damals neue Bewegungssteuerung perfekt auf die Switch übertragen. Die gute Grafik wurde nochmals überarbeitet und das Spiel, das Mario quer durch das All schickt, muss sich optisch vor aktuellen Titeln nicht verstecken.
Um ein weiteres Mal Peach zu retten und Bowser davon abzuhalten, Herrscher über seine eigene Galaxy zu werden, müssen mindestens 60 von insgesamt 121 Powersterne gesammelt werden. Neben flachen Welten wie in allen anderen Spielen befindet sich Mario hier auch auf Planeten. Der Kniff, dort so mit der Gravitation zu spielen, dass neue Wege frei werden und man so zwischen den Himmelskörpern reisen kann, war damals ein Hit und begeistert auch heute noch.
Für die Motion-Steuerung kamen auf der Wii die Nunchucks und Wii-Fernbedienung zum Einsatz. Das konnte man perfekt auf die Joy-Cons der Switch übertragen. Im Handheld-Modus wird das über die Knöpfe und Touch-Funktionen abgewickelt - das ist nicht ideal, funktioniert aber. "Galaxy" fesselt auch heute noch so, dass man es stundenlang nicht weglegen will.
Nette Geschichtsstunde
„Super Mario 64“ ist das älteste Spiel im Bunde (1997) - und das merkt man leider auch. Es war als erstes 3D-Mario bahnbrechend und ebnete den Weg für das Genre. Heute fesselt es aber einfach nicht mehr so wie damals. Zwar wurde es für HD aufgeblasen und gerade Textelemente wurden deutlich verbessert. Es bleibt aber im Format 4:9 und hat eine Bildfrequenz von 30 fps - hier hätte man wirklich ein bisschen nacharbeiten können.
Die träge Kameraführung ist damals wie heute ein größeres Hindernis als viele Gegner. Die sind gerade zu Beginn keine Herausforderung für Mario (und mich). Die Steuerung ist zwar an sich gut übersetzt, aber etwas träge. Mit dem Pro-Controller geht das noch am besten, doch den besonderen N64-Controller ersetzt das eben nicht. Gerade die Rutsch-Partien laufen dann nicht immer so, wie man sich das wünscht, insbesondere mit den kleinen Analogsticks der Switch.
Das Spiel selbst macht natürlich immer noch Spaß, man verbringt jedoch deutlich weniger Zeit damit, bevor man es frustriert aus macht, weil die Kamera-Steuerung-Kombination wieder dafür gesorgt hat, dass man aus der Kurve in den Abgrund geflogen ist. Als nette Geschichtsstunde für Kinder, die 1997 noch nicht geboren waren, und als schöne Erinnerung für Nostalgiker ist es aber ein Muss für die Collection.
Gespaltete Gemüter
„Mario Sunshine“ erschien 2002 für den Gamecube und war schon damals kein gutes Mario-Spiel. Daran hat sich nichts geändert. Die Wasserkanone (Dreckweg 08/17), mit der man eine Insel von Schleim befreit, war natürlich gut und innovativ. Das Leveldesign ist aber mitunter so unfair, dass es eher Frust als Spaß auslöst. Da gibt es Sprung-Passagen, die einfach unfaires Timing erfordern - etwa wenn man mit Yoshi Früchte sammeln muss und mit dem Dreckweg Plattformen erzeugt, die sich dann auch noch bewegen.
Die Steuerung des Dreckweg und die Kamera sind nämlich ziemlich mühsam, da sie invertiert sind. Statt des regulierbaren analogen Triggers des Gamecube-Controllers gibt es jetzt verschiedene Spritz-Modi. Ob das stört ist Geschmackssache, ich fand die Handhabung sehr gelungen. Man wechselt zwischen einer stationären Kanone und dem Spritzen beim Rennen. Die invertierte Steuerung der Strahl-Länge mit den Analogsticks machte mich aber wahnsinnig.
"Sunshine" wurde anders als "Mario 64" auf ein 16:9-Format geändert. Die Grafik wurde geglättet und sieht sehr hübsch aus. Bei Zwischensequenzen wurde aber oben und unten etwas abgeschnitten, da sie ursprünglich im Format 4:3 vorlagen. Das Spiel läuft mit 30 fps, aber immer wieder gibt es ein leichtes Ruckeln.
Fazit
Schlussendlich kauft man hauptsächlich das großartige „Galaxy“, die anderen zwei Titel sind gute Zugabe. Das ist meckern auf hohem Niveau, aber für einen Preis von 59,99 Euro hätte Nintendo optisch und spielerisch den beiden älteren Marios ein besseres Update verpassen können. Gerade die Kamerasteuerung und einige Texturen hätten das Spielerlebnis hier flüssiger und unterhaltsamer gemacht. Ob man sich das Spiel zulegen sollte, steht und fällt mit der Begeisterung für die Titel - "Galaxy" ist sein Geld auf jeden Fall wert.
Ob Nintendo nachträglich noch "Super Mario Galaxy 2" der Collection hinzufügt, bleibt abzuwarten. Beschwert haben sich die Fans zumindest schon über den fehlenden Titel. Einige vermuten, er könnte als kostenpflichtiger DLC nach dem Ablaufdatum im März veröffentlicht werden. So oder so hinterlässt die künstliche Verknappung einen Beigeschmack und ist kundenfeindlich.