Kryonik: Ewiges Leben als Eisleiche
Tote Hamster kann man wieder lebendig machen. Zumindest in ganz bestimmten Fällen. Das zeigten Experimente, die in den 1950er-Jahren in London durchgeführt wurden: Man kühlte Hamster auf Temperaturen von unter null Grad ab, die Tiere hatten keinen Herzschlag mehr und keine Nervenaktivität. Teilweise hatte sich in ihren Körpern sogar Eis gebildet und sie waren starr und fest – nach klassischer Definition waren sie tot.
Doch als man sie vorsichtig wieder erwärmte, teilweise nach über einer Stunde, wachten sie wieder auf und lebten scheinbar problemlos weiter.
Menschen einfrieren und wieder auftauen?
Wenn das mit Hamstern funktioniert, warum soll das dann nicht auch bei Menschen klappen? Können wir uns einfrieren, vielleicht sogar für Jahrzehnte oder Jahrhunderte, und dann in einer zukünftigen High-Tech-Welt wiedererweckt werden?
Das ist zumindest die Hoffnung von Menschen, die auf Kryokonservierung setzen: Für eine ausreichende Summe Geld kann man sich nach dem Tod einfrieren lassen, in der Hoffnung, dann vielleicht später ins Leben zurückgeholt zu werden. Vielleicht ist die Medizin dann so weit, dass die Krankheit, an der man gestorben ist, problemlos geheilt werden kann? Wer eine billigere Variante bevorzugt, kann auch nur seinen Kopf einfrieren lassen – in der künftigen High-Tech-Welt wird es doch wohl möglich sein, den Rest einfach nachzubauen!
Aber so einfach ist das leider nicht. In der Wissenschaft wird Kryokonservierung eher belächelt als ernst genommen. Eine der größten Gefahren beim Einfrieren biologischer Materialien ist die Bildung von Eiskristallen. Eis nimmt mehr Volumen ein als flüssiges Wasser. Wenn sich in den Zellen Eiskristalle bilden, kann also die Zellstruktur zerstört werden, ähnlich wie eine Bierflasche zerstört wird, wenn man sie in den Tiefkühler legt.
Man kann versuchen, das mit speziellen Anti-Frost-Chemikalien zu verhindern – die allerdings sind dann oft für den Körper schädlich. Oder man versucht, durch die exakt richtige Gefriergeschwindigkeit zu erreichen, dass keine Kristalle entstehen, sondern sich ein unregelmäßiger Festkörper bildet, ähnlich wie Glas. Man spricht dann von „Vitrifizierung“. Allerdings ist der Mensch einfach zu groß, um all seine Gewebe gleichzeitig mit genau der richtigen Geschwindigkeit abkühlen zu können – bei Hamstern ist das deutlich einfacher. Nach allem, was wir heute wissen, gibt es keine Möglichkeit, ein menschliches Gehirn (oder gar einen ganzen Menschen) einzufrieren, ohne irreparable Schäden zu verursachen.
Auch mit Hamstern ist es schwierig
Hamsterkörper sind für solche Experimente viel besser geeignet als menschliche Körper – nicht nur deshalb, weil sie so klein sind. Hamster dürften auch grundsätzlich besser geeignet sein, tiefe Temperaturen zu überstehen – schließlich halten sie Winterschlaf. Bereits das würden wir Menschen nicht überleben.
Außerdem sind die Hamster-Experimente der 1950er-Jahre auch aus anderen Gründen nicht ganz mit Kryokonservierung von Menschen zu vergleichen: Bei den Hamstern war bei wenigen Grad unter null Schluss, Kryokonservierung erfolgt in flüssigem Stickstoff, bei -196°C. Und auch bei den Hamstern ging das Experiment nicht immer gut aus: Je höher der Anteil des Hamsterkörpers, in dem sich festes Eis gebildet hatte, umso geringer war auch bei den Hamstern die Chance, ins Leben zurückzukehren. Und auch bei den Hamstern, die danach tatsächlich weiterlebten, wissen wir nicht: Fühlten sich die dann noch so wie vorher? Behielten sie ihre Erinnerungen und ihre Persönlichkeit?
Der Glaube an ein ewiges Leben durch Tiefkühlen ist ein verständlicher Wunsch, aber eine wissenschaftliche Basis hat er nicht. Man kann mit seinem Geld wohl sinnvollere Dinge anstellen, als sich damit ein Grab in flüssigem Stickstoff zu kaufen.