Die dunkle Seite der Klimabewegung
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Der Klimawandel ist eine Bedrohung, und wir müssen uns dringend bemühen, ihn aufzuhalten. Daran besteht aus wissenschaftlicher Sicht heute kein Zweifel. Wenn sich junge Leute für Klimaschutz engagieren und dabei Slogans wie „Follow the Science“ hochhalten – wie könnte ein Physiker wie ich das nicht großartig finden? Immer wieder habe ich daher, auch in dieser Kolumne, die Klimabewegung gelobt und gegen Angriffe in Schutz genommen.
Das war nicht ganz falsch. Aber ganz richtig war es auch nicht, wie ich jetzt zugeben muss. Die Klimabewegung hat dunkle Seiten. Und gerade wenn man Klimaschutz wichtig findet, muss man das ansprechen.
Die Hamas-Affäre
Spätestens nach den entsetzlichen Terroranschlägen der Hamas auf Israel zeigt sich, dass sich in Teilen der Klimabewegung ein schockierendes Maß an Antisemitismus breitgemacht hat. Greta Thunberg selbst empfahl Social-Media-Kanäle, die sich diesem Thema widmen – und zwar nicht etwa bloß solche, die Israel ermahnen, sich an das Völkerrecht zu halten, sondern Kanäle, die offen Verständnis oder sogar Unterstützung für die Gewalttaten der Hamas zeigten.
Thunberg war nicht die einzige Klimaaktivistin, die auf diese Weise für entsetztes Kopfschütteln sorgte. Auch die internationale Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ postete anti-Israelisches in sozialen Medien. Fridays for Future Österreich und Fridays for Future Deutschland distanzierten sich allerdings davon.
Was ist hier los?
Der Nahostkonflikt hat mit dem Klima sehr wenig zu tun, es bestünde überhaupt keine Notwendigkeit für eine Klimaschutzorganisation, sich dazu zu äußern. Kaum ein anderer politischer Konflikt auf unserem Planeten ist so vielschichtig und kompliziert und hat Wurzeln, die so weit in die Geschichte zurückreichen. Natürlich kann man unterschiedlicher Meinung darüber sein, welche historischen politischen Entscheidungen richtig waren, welche falsch, und wie man den Konflikt jetzt am besten lösen könnte. Aber all diese Meinungsverschiedenheiten müssen egal sein, wenn Terrorkommandos Zivilisten überfallen, sie mit maximaler Bestialität quälen, entführen oder umbringen und all das auch noch filmen.
Das lässt sich nicht schönreden. Das ist einfach vorbehaltlos zu verurteilen. Da ist kein Platz für ein „ja, aber“. Um zu wissen, dass es ein ekelerregendes Verbrechen ist, Kinder vor den Augen ihrer Eltern zu Tode zu foltern, muss man nicht über einen historischen Kontext diskutieren. Das sollte jedem fühlenden Menschen klar sein.
Schluss mit der Sozialromantik
Es war immer schon problematisch, wenn die Klimabewegung mit moralischen Argumenten arbeitete. Nein, man soll nicht das Klima schützen, um ein guter Mensch zu sein oder um sich anderen moralisch überlegen fühlen zu können. Man soll das Klima schützen, damit wir eine angenehme Zukunft haben, weiterhin in Wohlstand leben und den wertvollen Lebensreichtum unseres Planeten bewahren. Nach den Pro-Hamas-Entgleisungen der vergangenen Tage muss man sagen: Moralische Glaubwürdigkeit haben viele Leute aus der Klimabewegung nun dauerhaft verspielt.
Vielleicht ist das aber nicht nur schlecht. Vielleicht bringt das die vernünftigen Leute der Klimabewegung dazu, klarer beim Thema zu bleiben. Klimaschutz lässt sich mit wissenschaftlichen Fakten argumentieren, mit Messdaten, Computermodellen und ökonomischen Kosten-Nutzen-Rechnungen. Wer die Klimabewegung als Vehikel verwendet, um die eigenen sozialpolitischen Fantasien zu verbreiten – vom Sturz der freien Marktwirtschaft bis hin zur Deindustrialisierung – der schadet ihr. Wer dabei versucht, „den Westen“ als dämonische Macht darzustellen und die Verbrechen von Terroristen zu relativieren, der bringt die Klimabewegung in ernste Gefahr.
Natürlich stellen antisemitische Entgleisungen mancher ihrer Mitglieder nicht die Bedeutung des Klimaschutzes insgesamt infrage. Aber gerade wenn man mit einer Bewegung sympathisiert, muss man sich gegen problematische, radikale Strömungen in dieser Bewegung aussprechen. Die Klimabewegung hat dunkle Seiten. Und auch sie müssen wir beleuchten. Um das Klima zu retten, brauchen wir nämlich keine naive Revolutionsromantik, sondern die rasche Umsetzung kluger Ideen.
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