Netzpolitik

Katzenschnurren in YouTube-Video verletzt Urheberrecht

Schnurrende Katzen sind schon etwas Feines. Das Schnurren ist für Menschen beruhigend und es ist ein eindeutiges Zeichen, dass es der Katze gut geht. Aus diesem Grund hat ein YouTube-Nutzer Katzenschnurren seiner Katze „Phantom“ aufgenommen und online gestellt. Eine Stunde lang Katzenschnurren auf YouTube, damit sich auch die Internet-Nutzer schön beim Schnurren von „Phantom“ entspannen können.

Automatischer Filter

Doch der Algorithmus von YouTube erkannte in dem einstündigen Video eine Contentverletzung. Zwölf Sekunden lang sollen in dem Video die Rechte der großen Musikfirma EMI sowie PRS verletzt worden sein, bekam der Katzenbesitzer mitgeteilt. Das Content-ID-System, das YouTube zur Überprüfung von Urheberrechtsverletzungen einsetzt, hat offenbar einen Fehler gemacht und hielt das Katzenschnurren für einen Teil des Songs „Focus“, der auf EMI erschienen ist.

Das Video wurde zwar nicht gesperrt, aber dem Nutzer wurde die Möglichkeit entzogen, Werbung vor dem Clip zu schalten. Mittlerweile die Sanktionierung des Videos von EMI wieder zurückgezogen, da es sich ganz offensichtlich um einen Fehler gehandelt hat.

Nutzer muss Unschuld beweisen

Der Fall zeigt aber zwei Dinge deutlich auf: Einerseits wie viel Macht die Urheberrechtsindustrie hat. Als Nutzer muss man nämlich im Zweifelsfall erst einmal beweisen, dass man die Musik im Video nicht gestohlen hat bzw. dass es sich eben um keine Urheberrechtsverletzung handelt.

Andererseits zeigt es einmal mehr die Fehleranfälligkeit des Content-ID-Systems von YouTube auf. Der Algorithmus ist seit jeher für seine Ungenauigkeit bekannt, es wurde aber von YouTube bereits nachgebessert.

Kann zu Sperre führen

Durch das automatisierte System, das ohne Sichtung eines Menschen auskommt, gelangen eben auch einfache Nutzer, die einfach nur Katzenschnurren mit der Welt teilen wollen, in Bedrängnis und ihnen wird unbegründet eine Urheberrechtsverletzung vorgeworfen. Video-Uploader, deren Inhalte mehrfach beanstandet werden, müssen mit einer Sperre ihres Accounts rechnen. Auch wenn es bereits Nachbesserungen beim Content-ID-System gab, zeigt dieser Fall auf: Auch das neue System ist noch nicht perfekt.

Der YouTube-Nutzer, der das Katzenschnurren hochgeladen hat, nimmt den Vorfall jedenfalls mittlerweile gelassen. Immerhin wird das Schnurren seiner Katze „Phantom“ dank zahlreicher Medienberichte und Clicks nun weltberühmt. Bevor das Video vom Content-ID-System von YouTube entdeckt und markiert wurde, hatte das Video knapp 3.000 Zuseher. Nun sind es bereits mehr als 59.000. "Graf Katzula" wird sicher eifersüchtig.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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