Netzpolitik

Keine Gewissheit bei Spionage-Vorwurf gegen Huawei

Nach den Spionage-Vorwürfen gegen den chinesischen Technologie-Konzern Huawei gibt es nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Marcel Dickow von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik auch weiterhin keine konkrete Gewissheit. Chinesische Unternehmen stünden "generell unter Generalverdacht", sagte Dickow am Dienstag dem "Deutschlandfunk".

Doch weder der Bundesnachrichtendienst noch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI oder britische Geheimdienste hätten bisher konkrete Beweise dafür, dass Huawei tatsächlich Hintertüren für Spionagezwecke in seine Geräte verbaue. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt zum Boykott von Huawei-Technik aufgerufen.

Staat oder privat

China sei ein Staat, der Einfluss auf seine Unternehmen ausübe, sagte Dickow dem Radiosender. "Es gibt eine gewisse Unsicherheit, mit wem wir es da eigentlich zu tun haben." Ein Boykott sei aber möglicherweise die Lösung eines politischen, aber nicht des technologischen Problems. Denn vor allem bei der neuen Mobilfunktechnologie 5G habe Huawei die Nase deutlich vorn. Bei einem Boykott liefen die USA Gefahr, sich technologisch noch weiter abzukoppeln und den "Anschluss zu verpassen".

Der deutschen Regierung rät Dickow dazu, sich mehr Know-how anzueignen, um konkret entscheiden zu können, welche Komponenten man selbst produziert und welche von chinesischen Firmen eingekauft werden müssten. Eine echte Alternative zu chinesischen Anbietern werde es kurzfristig im Mobilfunk der Zukunft nicht geben, schätzt Dickow.

Das BSI arbeitet aktuell eng mit Huawei zusammen und betreibt etwa seit November ein gemeinsames Sicherheitslabor in Bonn und setzt auch beim Ausbau des 5G-Netzes auf die Kooperation mit dem chinesischen Konzern. Im Zuge des Handelsstreits der USA mit China waren Trumps Boykott-Aufruf gegen Huawei-Produkte unterdessen auch Australien und Neuseeland gefolgt. Für internationale Spannungen sorgt auch der diplomatische Streit um die Festnahme von Huaweis Finanzchefin Meng Wanzhou in Kanada.

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