Huawei FreeBuds 3: Airpods-Konkurrenten im Test
Es ist schwer abzustreiten, dass das Design der Huawei FreeBuds 3 von der Konkurrenz inspiriert wurden. Auf den ersten Blick erinnern sie ganz stark an Apples AirPods. Ob es sich bei den FreeBuds 3 um eine minderwertige Kopie der AirPods handelt, oder ob Huawei damit eine hochwertige Alternative für Android-User auf den Markt gebracht hat, haben wir uns angesehen.
Günstig ist Huaweis Airpod-Alternative jedenfalls nicht: Mit rund 180 Euro sind ist zu einem ähnlichen Preis zu haben, wie Apples AirPods 2.
Auf die Passform kommt es an
Schaut man sich die technischen Spezifikationen der Huawei-Kopfhörer an, wird ebenso schnell klar, dass hier jede Menge zeitgemäße Technik verbaut wurde: Ein hauseigener Kirin A1-Prozessor, aktive Geräuschunterdrückung, kabelloses Laden, niedrige Latenzzeiten und das Aufwecken des Sprachassistenten per Touch-Interface.
Ob die FreeBuds 3 für jemanden in Frage kommen, entscheidet sich zunächst aufgrund der Passform. Ähnlich wie die Apple AirPods werden sie nicht mit einem kleinen Gummi-Stöpsel im Ohr befestigt, sondern hacken sich einfach in der Ohrmuschel ein.
Sollte jemand auf die Gummi-Stöpsel angewiesen sein, damit Ohrhörer einen guten Halt finden und nicht beim Laufen oder leichten Kopfbewegungen herausfallen, dann sind die FreeBuds 3 bestimmt nicht die richtige Wahl. Finden Stöpsel-lose Ohrhörer einen guten Halt, können die Huawei-Kopfhörer in Betracht gezogen werden.
Wie ist die Sound- und Gesprächsqualität?
Ob die FreeBuds 3 zum Ohr passen, entscheidet nämlich auch darüber, wie gut die Sound- und Sprachqualität wahrgenommen wird und wie gut die aktive Geräuschunterdrückung funktioniert. Gleich vorweg: Wenn die Ohrhörer nicht gut ins Ohr passen und nicht eng am Gehörgang liegen, muss man von den FreeBuds 3 eher abraten, da das Active-Noise-Cancelling nicht gut funktioniert und auch die Wiedergabequalität gemindert ist.
Liegen sie gut im Ohr, gibt es an der Soundqualität nichts auszusetzen. Allerdings schirmen sie durch die Bauform nicht so gut von Umgebungsgeräuschen ab, wie Ohrhörer mit Gummi-Stöpsel. Dadurch ergibt sich ein etwas anderes Sounderlebnis als bei abgeschirmten Ohrhörern.
Das Telefonieren mit den FreeBuds 3 funktioniert bestens. Für den Gegenüber war es nicht erkennbar, ob man über die Bluetooth-Ohrhörer telefonierte oder nicht. Das heißt, Umgebungslärm sowie leichte Windgeräusche konnten die FreeBuds 3 makellos herausfiltern und sich gleichzeitig auf das Gesprochene fokussieren.
Wie funktioniert die aktive Geräuschunterdrückung?
Das Active-Noise-Cancelling ( ANC) lässt sich durch zweimaliges Tippen auf den linken Ohrhörer aktivieren. Liegen die FreeBuds 3 eng im Gehörgang, funktioniert die Geräuschunterdrückung recht gut, liegen sie leicht lose in der Ohrmuschel, ist das ANC kaum in der Lage, Umgebungslärm zu unterdrücken.
Wie stark Umgebungsgeräusche unterdrückt werden sollen, kann in der dazugehörigen AI Life-App geregelt werden. Findet man dabei die richtige Einstellung, können die FreeBuds 3 monotone und permanente Geräusche, etwa beim Zugfahren, Busfahren oder im Flieger, in passabler Qualität ausblenden. Mit geschlossenen ANC-Over-Ear-Kopfhörern können sie jedoch nicht mithalten.
Wie lange hält der Akku?
Huawei gibt an, dass die FreeBuds 3 mit einer Akkuladung vier Stunden durchhalten können. Im Test hat dies exakt auf die Minute gestimmt: Nach vier Stunden durchgehender Musikwiedergabe war Schluss.
Knapp eine Stunde nach Inbetriebnahme und permanenter Musikwiedergabe hat der linken Ohrhörer 95 Prozent, der rechte 80 Prozent. Nach insgesamt zwei Stunden und 20 Minuten Musikwiedergabe zeigt die Akkuanzeige 55 Prozent beim linken Stöpsel und 50 Prozent beim rechten Ohrhörer.
Nach genau vier Stunden kam die Fünf-Prozent-Restakku-Warnung. Dann dauerte es nicht mal eine Minute und der Akku des rechten Ohrhörers war leer.
Wie schnell lässt sich der Akku laden?
Jeder Ohrhörer hat einen 30mAh-Akku verbaut, die Ladehülle verfügt zudem über einen 410mAh-Akku. Verstaut man die FreeBuds 3 in der Ladehülle, werden sie vom dortigen Akku geladen. Ist dieser Akku auch leer, muss die Ladehülle an die Steckdose.
Eine Vollladung der Ohrhörer in der Ladehülle, reduziert den Akkustand der Ladebox auf 70 Prozent. Eine Stunde dauert es, bis die Ohrhörer in der Ladebox geladen sind. Den Akku der Ladebox über mit dem Stromkabel aufzuladen dauert ebenso rund eine Stunde.
Die Ladebox kann auch kabellos nach dem Qi-Standard geladen werden, allerdings nur mit 2 Watt, was dann wesentlich länger dauert, als mit Kabelverbindung (6 Watt). Praktisch ist, dass auch das Power-Sharing mit entsprechenden Huawei- und Samsung-Smartphones funktioniert.
Bei 65 Prozent Restakku in die vollgeladene Ladebox gelegt, waren die Ohrhörer nach 30 Minuten zu 100 Prozent geladen, während der Restakku der Ladebox noch 90 Prozent zeigt.
Was kann die dazugehörige AI Life-App?
Will man auf alle Funktionen der Kopfhörer zugreifen, muss man sich die AI Life-App von Huawei installieren. Dort lassen sich die FreeBuds 3 verwalten und sämtliche Einstellungen steuern. Auch ein Blick auf den aktuellen Akkustand ist dort möglich.
Äußerst praktisch ist, dass sich die Funktionsbelegung des Touch-Interfaces in der Smartphone-App auswählen lässt. Wer also auf die Geräuschunterdrückung verzichten will und mit einem Doppeltippen lieber den smarten Assistenten seines Smartphones aufwecken und ansprechen will, kann dies in der App einstellen.
Eine Funktion vermisst man allerdings: Lautstärkeregelung. Leider ist es nicht möglich durch Tippen auf die Ohrhörer die Lautstärke der Wiedergabe zu regulieren.
Die AI Life-App ist übrigens nur für Android verfügbar, eine iOS-Version gibt es nicht.
Was heben die FreeBuds 3 von der Konkurrenz ab?
Einige Funktionen, die bei den FreeBuds 3 für ein Alleinstellungsmerkmal sorgen, benötigen ein Huawei-Smartphone, auf dem die kommende Benutzeroberfläche EMUI 10 läuft. Getestet werden konnten die EMUI 10-Funktionen leider nicht.
So lassen sich mit entsprechenden Smartphones die beiden Ohrhörer unabhängig voneinander ansprechen. Das bedeutet, dass der jeweilige Ohrhörer den linken beziehungsweise rechten Audiokanal direkt empfangen kann. "Dieser Übertragungsmodus führt dazu, dass die Latenzzeit bis zu 190ms niedrig bleibt", heißt es etwa von Huawei. Das soll vor allem beim Gaming für ein besseres Spieleerlebnis sorgen.
Außerdem vermarktet Huawei seine FreeBuds 3 mit integrierten Kirin A1-Chip als weltweit erste Ohrhörer, die über Bluetooth 5.1 und Bluetooth Low Energy 5.1 verfügen. Diese neue Bluetooth-Generation soll in erster Linie die Störsicherheit und die Stabilität der Musikwiedergabe erhöhen.
Fazit
Wer auf der Suche nach kabellosen Bluetooth-Ohrhörern ist, sollte die FreeBuds 3 auf jeden Fall in Betracht ziehen: Die Sound- und Gesprächsqualität sind makellos, der Tragekomfort ist hoch (sofern die Gummi-Stöpsel-lose Bauform gut in das eigene Ohr passt) und der Akku hält lange genug durch. Kabelloses Laden und die niedrigen Latenzzeiten für EMUI 10-Geräte sind zudem praktische Eigenschaften.
Die Geräuschunterdrückung ist - je nach Anwendungssituation - passabel und dazugehörige App lässt weitreichende Anpassungen zu. Einziges Manko dabei: Die Lautstärke kann nicht direkt am Touch-Interface der Ohrhörer geregelt werden.
Alles in allem liefert Huawei mit den FreeBuds 3 ansprechende kabellose Bluetooth-Ohrhörer ab, die für Android-User eine willkommene Alternative zu Apples AirPods darstellen.
Die Huawei FreeBuds 3 sind ab Ende November in Österreich erhältlich. Der Preis wird erst bekanntgegeben, dürfte aber in etwa 180 Euro betragen.