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Huawei Mate 8 im Test: Großer Akkukünstler mit Schwächen

Der chinesische Konzern Huawei ist mittlerweile zu einem der größten Smartphone-Hersteller der Welt angewachsen. 2015 habe man laut eigenen Angaben 108 Millionen Geräte ausgeliefert, eine Steigerung von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während man früher in erster Linie mit günstigen Geräten punkten wollte, setzt man nun verstärkt auf Premium-Handys, wie auf das neue Mate 8.

Verarbeitung und Fingerabdrucksensor

Mit seinen sechs Zoll Displaydiagonale und dem kreisrunden Fingerabdrucksensor auf der Rückseite erinnert das Handy optisch ein wenig an Googles Nexus 6P (zum Test), das ebenfalls von Huawei hergestellt wird. Auch in Sachen Haptik hatte ich im ersten Moment das Gefühl, das 6P in Händen zu halten.

Bei der Verarbeitung erkennt man deutlich Huaweis Wandel von Billig zu Premium. Im Unterschied zu früheren Modellen ist das Mate 8 deutlich schöner und stabiler verarbeitet. Das Gehäuse besteht nahezu komplett aus Metall und fühlt sich hochwertig an. Power- und Lautstärkentasten wirken langlebig und haben deutliche Druckpunkte. Die Kameralinse auf der Rückseite steht leider ein kleines Stück aus dem Gehäuse hervor. Zwar ist das nicht besonders schön, die minimale Unebenheit stört in der Praxis allerdings nicht wirklich. Durch die abgerundeten Kanten liegt das Mate 8 so gut in der Hand, wie es für ein Sechs-Zoll-Smartphone möglich ist. Der Akku des Unibody-Gerätes ist fix verbaut, das Mate 8 unterstützt wahlweise zwei microSIM-Karten oder eine microSIM und eine microSD-Karte.

Der Umstand, dass ein Fingerabdrucksensor auf der Rückseite eines Gerätes liegt, kam mir immer ein wenig unlogisch vor. Wie schon bei den Nexus-Handys geht das Konzept in der Praxis dennoch auf. Dafür sorgt auch der Umstand, dass der Fingerabdrucksensor extrem präzise und nahezu in allen Situationen verlässlich funktioniert. Solange die Finger trocken sind, erkennt der Sensor den Finger fast immer. Damit ist es auch möglich, das Handy direkt zu entsperren, ohne das Display vorher einschalten zu müssen.

Display

Eine deutliche Unterscheidung zwischen Nexus 6P und Mate 8 findet sich bei der Anzeige. Im Unterschied zum Google-Handy ist beim Mate 8 ein LC-Display verbaut. Das sorgt für weniger knallige und satte Farben und nicht ganz so gute Betrachtungswinkel. Das heißt jedoch nicht, dass das Display des Mate 8 schlecht ist, die Anzeige ist lediglich etwas neutraler als bei den OLED-Kollegen.

Ein wenig nervig war im Alltag der Helligkeitssensor. Jener übertreibt es mit dem Akkuschonen ein wenig und regelt die Displayhelligkeit in vielen Situationen extrem stark herunter. Hier musste ich immer wieder manuell nachbessern, um auf dem Display genug zu erkennen.

Das Mate 8 löst im Unterschied zu seinem Schwesternmodell Nexus 6P lediglich in FullHD auf. Dadurch soll wohl Akku gespart werden. Einen Unterschied bei der Schärfe konnte ich zwischen FullHD und 1440p mit freiem Auge nicht erkennen.

Marshmallow!

Das Mate 8 wird mit Android 6.0 ausgeliefert, über das Huawei das bekannte Emotion UI gelegt hat. Dabei wird nicht nur der Launcher modifiziert, sondern auch das Aussehen der Icons. Die Optik des Systems ist Geschmackssache, ich bin kein großer Fan davon. Störend ist außerdem, dass man standardmäßig keine Möglichkeit hat, auf die Stock-Icons zu wechseln. Also selbst dann, wenn man einen alternativen Launcher installiert, wird man die Huawei-Optik nicht völlig los.

Abgesehen von der Optik hat Huawei jedoch einige praktische Zusatzfunktionen integriert. Vieles davon kennt man schon von anderen Display-Riesen. Streicht man etwa horizontal auf der Navigation-Bar an der Unterseite, verkleinert sich das Display so, dass man es einhändig gut bedienen kann. Eine andere, mehr oder weniger sinnvolle Funktion ist es, per doppeltes Klopfen mit dem Fingerknöchel einen Screenshot aufnehmen zu können - das konnte bereits das Huawei P8. Funktioniert im Test gut, wirklich gebraucht habe ich es nie.

Tricksen beim Akku

Huawei preist beim Mate 8 besonders dessen lange Akkulaufzeit an. Smartphones seien heutzutage nämlich nicht wirklich drahtlos, da man ständig an der Steckdose hängen müsste, sagte ein Huawei-Manager etwa im Rahmen der Präsentation. Um die versprochene Akkulaufzeit von zwei Tagen zu erreichen hat Huawei aber keine besondere Akkutechnologie verbaut, sondern trickst einfach bei der Software.

So ist am Mate 8 standardmäßig eine Akkusparfunktion integriert, die Apps im Standby schließt bzw. einfriert, um den Stromverbrauch im Standby zu minimieren. Lediglich einige wenige Applikationen sind standardmäßig von dieser Regelung ausgenommen. Problematisch wird das dann, wenn man von einer App Push-Benachrichtigungen bekommen will. Jene werden nämlich dann ebenfalls eingefroren, wenn das Display aus ist.

In der Praxis hat mich dieses Verhalten des Handys im ersten Moment zwar irritiert, sobald ich die positiven Auswirkungen auf den Akku tatsächlich auch gespürt hab, habe ich die Funktion langsam zu schätzen gelernt. Die genaue Betriebsdauer des Handys ist natürlich stark von der individuellen Nutzung abhängig, im Schnitt schaffte ich es mit dem Mate 8 und seinem Stromsparmodus aber ohne größere Probleme über zwei Tage, ohne an die Steckdose zu müssen. Die Screentime lag dabei bei rund fünf Stunden - ebenfalls ein respektabler Wert.

Leistung

Im Mate 8 kommt erstmals Huaweis neuer Sytem-on-a-Chip Kirin 950 zum Einsatz. Die Kerne der Octa-Core-CPU sind in ARMs big.LITTLE-Architektur zusammengefasst. Maximal taktet die CPU mit 2,3 GHz. Für die Grafikdarstellung ist ein Mali-T880 verbaut. Im Alltagsbetrieb reicht die Leistung aus, um sämtliche Apps und Spiele ohne Verzögerungen und mit einer ansprechenden Bildrate zu spielen.

Als etwas störrisch hat sich die Software dennoch erwiesen: So stürzte das Handy immer wieder ohne ersichtlichen Grund komplett ab. Das Display fror dabei komplett ein. Entkommen ist man lediglich per langem Tastendruck auf den Power-Button, der einen Reboot einleitet. Das letzte Software-Update vom 31.01.2016 mit der Build-Nummer NXT-L29C900B137 schien das Problem aber gelöst zu haben.

Die Kamera

Die Hauptkamera löst mit maximal 16 Megapixel auf und bot im Test zumeist eine durchschnittliche Leistung. Wenn das Licht stimmt und der Fokus passt, sind die Aufnahmen sehr ansehnlich. Ab und zu mischen sich unter die guten Fotos aber auch solche, die ohne ersichtlichen Grund unscharf ausgefallen sind. Das Problem scheint dabei aber nicht unbedingt die Kamera, sondern die Software zu sein. Als besonders störrisch erwies sie sich dann, wenn es etwas finsterer wurde. Schafft man es mit der langsamen App den richtigen Ausschnitt zu finden, scharf zu stellen und abzudrücken sind aber auch unter schlechten Lichtbedingungen gute Fotos möglich. Gleiches gilt übrigens für die Frontkamera, die mit maximal acht Megapixel auflöst.

Das Huawei Mate 8 ist eines der besten Handys, das Huawei jemals gebaut hat. Einen besonders positiven Eindruck hinterlässt die lange Akkulaufzeit: Huawei verspricht hier nicht zu viel und hat es geschafft, einen Display-Riesen mit ausreichend Puste zu bauen.

Ganz perfekt ist das Mate 8 aber trotzdem nicht. In erster Linie ist es die oft etwas störrische Software, die mir im Test manchmal den Spaß an der schnellen Hardware nahm. Selbiges gilt für die Kamera, die zwar einiges an Potenzial hat, von der Software aber einfach nicht ausgereizt wird.

Wie so oft bleibt noch die Hoffnung, dass Huawei hier mit Software-Updates für etwas Abhilfe sorgt und zumindest einige grobe Fehler an System und Kamera im Nachhinein behebt. Ambitionierte Smartphone-Fotografen werden mit dem Mate 8 aber dennoch nie eine große Freude haben.

Trotz dieser Mankos ist das Mate 8 für einen Verkaufspreis von knapp 500 Euro eine gute Wahl für all jene, für die Handyfotos kein großes Thema sind und das große Display und die lange Akkulaufzeit zu schätzen wissen.

Technische Details auf der Webseite des Herstellers

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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