Wie sich Polestar das Infotainment-System der Zukunft vorstellt
Als der Polestar 2 auf den Markt kam, war das Elektroauto eine Weltneuheit: Es war das erste Fahrzeug, dessen Software und Infotainmentsystem auf Googles Android Automotive basierte. Im futurezone-Test hat sich gezeigt, dass das Android-Infotainmentsystem des Polestar 2 tatsächlich eine makellose Usability bietet und insofern das derzeit beste Infotainmentsystem darstellt.
Der größte Vorteil ist, dass das das Betriebssystem im Auto der Software am Smartphone ähnelt und im selben Ökosystem verortet ist. Unter anderem stehen beispielsweise die Spotify-App und Google Maps vollumfänglich am Screen im Fahrzeug zur Verfügung. Insofern spielen Auto und Smartphone weitgehend makellos zusammen.
Wie sieht das Infotainmentsystem der Zukunft aus?
Die Automobilbranche entwickle sich derzeit extrem schnell weiter. Insofern werde sich in den nächsten Jahren auch entsprechend viel bei den Infotainmentsystemen tun, sagt Dennis Nobelius, Chief Operating Officer bei Polestar und zuständig für das operative Geschäft im Gespräch mit der futurezone. Ein zentrealer Dreh- und Angelpunkt sei dabei der Weg in Richtung autonomes Fahren.
"Die Weiterentwicklung von Infotainmentsystemen geht einher mit dem Durchbruch der autonomen Fahrfähigkeit. Das ermöglicht es dann, das Auto als Wohnzimmer, Kino oder auch als Büro zu nutzen", sagt Nobelius.
Was sind die nächsten Schritte?
In welche Richtung sich das Polestar-Infotainmentsystem entwickelt, zeigt sich anhand der kommenden Funktionen. Beispielsweise gibt es mittlerweile einen eigenen und vollwertigen Web-Browser für das Fahrzeug. Damit lässt sich im Auto wie gewohnt im Internet surfen.
Außerdem kündigt Nobelius im futurezone-Gespräch die Einführung einer eigenen YouTube-App für das Polestar-Infotainmentsystem an, die noch in diesem Jahr erscheinen soll. Nutzbar sind diese beiden Funktionen allerdings nur, wenn das Auto geparkt ist - etwa während eines Ladevorgangs.
Darüber hinaus werde sich ein Polestar-Auto demnächst noch tiefer in das Google-Home-Ökosystem integrieren lassen, sodass der Polestar dort als eigenes Device aufscheinen wird. Verriegelung, Klimaautomatik oder Batteriestatus können dann entsprechend über die Google-Home-App ausgelesen werden.
Wie arbeiten Google und Polestar zusammen?
"Viele Autohersteller haben Schwierigkeiten solche benutzerfreundlichen Betriebssysteme selbst zu entwickeln. Wir haben erkannt, dass wir mit den Besten der Branche zusammenarbeiten müssen, um ein wirklich hervorragendes Betriebssystem mit Sprachsteuerung zu realisieren", sagt Nobelius.
Das Verhältnis zwischen Google und Polestar, einem Joint Venture von Volvo Cars und der Geely Holding, beschreibt Nobelius als eine Art Kooperation: "Die Zusammenarbeit mit Google entspricht eher eine Partnerschaft als einer Kunden-Lieferanten-Beziehung." Polestar sei beispielsweise für das Design der Benutzeroberfläche sowie für die Konzeption im Auto verantwortlich.
Datenschutz und Google
Dass Google nun auch in den Autos sitzt und dort seine Dienste anbietet, aber auch mitliest, sorgt immer wieder für Kritik und bei einigen wohl für Unbehagen. Polestar selbst habe allerdings durchwegs positives Feedback erhalten, wie der Polestar-Manager erklärt.
"Unsere Kund*innen schätzen die nahtlose Konnektivität mit ihrem Polestar und betrachten das Auto wie ein weiteres Gerät in ihrem digitalen Ökosystem. Es zeigt sich, dass viele Auto-Erlebnisse sich veraltet anfühlen, nachdem Kund*innen ein Premium-Elektroauto mit integriertem Google-System getestet haben", sagt Nobelius.
Welche Daten erhält Google?
Aber welche Daten erhält Google tatsächlich aus einem Polestar 2? Bei unserem Polestar-Test hat sich gezeigt, dass Google - je nach Einstellungen - zahlreiche Einblicke in den Betrieb des Fahrzeugs bekommt: GPS-Standort, Navigationsdetails wie etwa zurückgelegte Strecke oder Fahrtziele.
Abgesehen von diesen Informationen, die über Google Maps nicht nur im Auto mit Google geteilt werden, erhält der Software-Konzern auch Daten aus den Fahrzeugsensoren: etwa Informationen zu Straßenschildern, Fahrbahnmarkierungen und weitere Sensordaten, etwa ob die Scheibenwischer eingeschaltet sind oder nicht.
Dies stellt jedoch keine Besonderheit von Polestar oder Google dar. Im Grunde ist davon auszugehen, dass alle Autohersteller derartige Daten sammeln und verarbeiten.
Polestar versichert umfassenden Datenschutz
"Datenschutz und die Sicherheit unserer Kund*innen hat bei uns oberste Priorität, besonders in Hinblick auf den Datenaustausch mit Google", versichert Polestar-Manager Nobelius. "Ähnlich wie bei Android-Geräten kann Google auf die Daten jener Apps zugreifen, die dafür verwendet werden, das Fahrerlebnis laufend zu verbessern und sicher zu gestalten."
Es handle sich dabei primär um Fahrzeugdaten und nicht um persönliche Daten. "Dabei werden natürlich jegliche rechtliche Vorgaben sorgfältig beachtet und kontrolliert, um unseren Kund*innen die Sicherheit ihrer Daten zu garantieren", sagt Nobelius.
Kommt Werbung in das Auto?
Das Hauptgeschäft von Google ist das Verkaufen und Anbieten von personalisierten Werbeeinblendungen. Insofern drängt sich die Frage auf, ob in einem Polestar künftig möglicherweise Werbeeinblendungen zu sehen sein könnten.
"Die Sicherheit unserer Kund*innen steht für uns an erster Stelle, deswegen wird es von unserer Seite niemals in einem Polestar während der Fahrt Ablenkungen für Fahrer*innen geben. Und das wären Werbeeinblendungen auf jeden Fall", erteilt Nobelius eine Absage. Allerdings könne es während der Nutzung von Apps zu Werbeeinblendungen kommen. "Diese stammen allerdings nicht von Polestar."