Samsung Bespoke Jet Pro im Test: Staubsauger mit Designer-Station
Samsungs Philosophie für Premium-Produkte macht auch vor dem Haushalt nicht Halt. Wie bei den teuren Smartphones und TVs gilt: Mehr ist mehr.
Bei den Staubsaugern ist der Bespoke Jet Pro (889 Euro UVP, gesehen ab 755 Euro) das derzeit meiste. Mit Complete (679 Euro UVP) und Extra (749 Euro UVP) gibt es günstigere Varianten, die sich durch den Lieferumfang unterscheiden.
Was den Pro zum Pro macht ist, dass statt der „Slim Action Brush“ der „Spray Spinning Sweeper“ dabei ist. Damit kann man mit dem Jet Pro also nicht nur staubsaugen, sondern auch feucht wischen.
Dockin Station sieht wie ein Designer-Lautsprecher aus
Die Besonderheit des Bespoke Jet ist die Ladestation. Es ist eine am Boden stehende Station, in die der Staubsauger oben angedockt wird. Die Station erinnert von Form und Farbgebung eher an einen Designer-360-Grad-Lautsprecher, als an ein Zubehör für Putzutensilien. Das Design ist spannend und mir gefällt es – in dem eleganten Dunkelblau ist aber nicht gerade unauffällig. Die Station wird so zum Hingucker. Und weil selbst mit angedockten Staubsauger nicht sofort ersichtlich ist, worum es sich handelt, wird es sicher einige fragende Blicke von Gästen auslösen.
Die Erklärung für das Design: Die Ladestation ist gleichzeitig eine Schmutzstation. Wird der Staubsauger ohne angedockt, kann man einen Knopf an der Station drücken. Mit lautem Getöse wird dann der Behälter des Staubsaugers in den Beutel, der in der Station eingelegt ist, abgesaugt. Das heißt: Kein lästiges Herumfummeln mit dem Staubsauger beim Mistkübel mehr, um den Behälter zu entleeren.
Wer will, kann das natürlich nach wie vor machen. Die Klappe des Staubsaugerbehälters öffnet sich nach unten, wie bei den vielen Konkurrenzprodukten auch. Im Lieferumfang sind 3 Beutel für die Station enthalten. Damit kommt man eine ganze Weile aus, wenn man den Sauger im Alltag nutzt. Danach kann man überlegen, ob man Beutel nachkaufen will und weiter den Komfort nutzt, oder den Behälter selbst entleert.
Eine Etagere voller Zubehör
An der Ladestation gibt es keinen Platz für Zubehör. Das hilft zwar den Designer-Look zu erhalten, ist aber unpraktisch. Samsung hat das gelöst, in dem die „Accessory Cradle“ mitgeliefert wird. Die erinnert an eine Etagere.
Sie hat oben einen Griff, damit man sie bequem aus dem Eck oder aus dem Kasten heben kann. So kommt man leichter an das Zubehör, das an der Unterseite des Griffs und am Boden der Cradle eingerastet ist. Ebenfalls am Boden ist der Steckplatz für den mitgelieferten Zweitakku. Der lädt den Akku auch auf. Das heißt aber, dass man 2 freie Steckdosen benötigt: eine für die Station und eine für die Cradle.
Das direkte Laden der Akkus per Ladekabel ist nicht möglich. Er muss entweder im Staubsauger sein und der Staubsauger in der Ladestation, oder in der Cradle.
Aufsätze für alle Fälle
Die Standardbürste des Bespoke Jet Pro ist die „Jet Dual Brush“. Sie funktioniert im Test auf Hart- und Weichböden gut genug, sodass man auf eine separate Parkett- bzw. Teppichbürste verzichten kann. Auf den Trainingsgummimatten, die für fast alle Staubsauger eine große Herausforderung sind, die ich bisher getestet habe, schlägt die Jet Dual Brush die Standardbürste des Dyson v15 (nicht aber die Teppichbürste) und des Tineco S15 Pro.
Clever ist die klassische schmale Düse. Diese kann zusätzlich ausgefahren werden und ist dann noch länger und dünner, was das Saugen von engen Spalten zwischen Möbeln ermöglicht. Dann gibt es noch die übliche Kombobürste (Düse und Bürstenhaare) und das „Flexible Tool“. Damit können die Düse oder Stange um bis zu 270 Grad gebogen werden, um etwa einfacher unter oder über Möbel zu saugen. Der Winkel wird in mehreren Voreinstellungen ausgewählt und rastet stabil ein.
Das „Pet Tool“ ist die für Akkusauger übliche Textilbürste, um Polstermöbel oder die Sitze im Auto abzusaugen. Von dieser Bürste bin ich enttäuscht. Sie saugt deutlich schlechter Krümel und Haare ein als die Gegenstücke von Dyson und Tineco, selbst bei höchster Saugstufe. Haare wickeln sich hartnäckig um die Bürste. Um sie zu entfernen, muss man sie aufschneiden und dann rausziehen. Weil sie so hartnäckig sind, kann man die losgeschnittenen Haare nicht mit der Düse des Saugers entfernen, so wie es Samsung in der Bedienungsanleitung vorschlägt. Ein Entnehmen der Bürste aus ihrem Gehäuse, um sie einfacher reinigen zu können, ist nicht vorgesehen.
Der „Spray Spinning Sweeper“ ist der Aufsatz zum Feuchtwischen. Dabei drehen sich 2 Platten, auf denen entweder Einweg-Pads oder wiederverwendbare Wischer per Klettfläche angebracht werden. Beides ist im Lieferumfang vorhanden. Bei den wiederverwendbaren Wischern wird der kleine Wassertank vorher aufgefüllt und in den Aufsatz gesteckt. Auf Knopfdruck wird dann der Boden beim Wischen befeuchtet. Reinigungsmittel darf nicht dazugegeben werden. Die Einweg-Pads sind vorbefeuchtet, hierfür ist der Wassertank nicht nötig.
Verstellbare Teleskopstange
Alle Bürsten und Aufsätze können direkt am Handteil des Staubsaugers oder an der Stange angebracht werden. Dadurch ist man sehr flexibel. Ungewöhnlich für einen modernen Akkusauger ist die längenverstellbare Stange. Samsung preist das „Teleskop-Saugrohr“ als Feature an, um „die für Dich ergonomischte Position“ zu finden. I call Bullshit.
Selbst meine Frau, die einen Kopf kleiner ist als ich, muss die längste Einstellung am Rohr nehmen, um den Staubsauger bequem nutzen zu können. Allerdings muss man die kürzeste Einstellungen nehmen, wenn man den Sauger an der Ladestation andockt. Auch wenn das Verstellen in 2 Sekunden erledigt ist, nervt es, dass man jedes Mal vor Beginn des Saugens und danach die Länge umstellen muss.
Meine Vermutung: Samsung hat erst das Gesamtpaket mit Ladestation und Sauger designt und ist dann darauf gekommen, dass das Rohr zu kurz für die meisten Erwachsenen ist. Anstatt die Station höher zu bauen, wurde die Stange zum Teleskop-Rohr – der Bug wird als Feature verkauft.
Abzugsbügel ohne Abzug
Schräg ist auch, dass der Bespoke Jet einen Abzugsbügel hat – aber keinen Abzug. Viele Akkustaubsauger haben einen Abzug, wie etwa die Modelle von Dyson und Tineco. Bei Dyson ist der Sauger wirklich nur an, solange man den Abzug drückt. Bei Tineco ist es ein Ein-Ausschalter, was ziemlich dumm ist. Man könnte dann nämlich auch einen Ein-Ausschalter statt eines Abzuges machen.
Beim Bespoke Jet ist der Ein-Ausschalter oben am Gerät. Dennoch hat der Pistolengriff einen Abzugsbügel. Das ist die horizontale Strebe, die Zeige- von Mittelfinger räumlich trennt. Ohne Abzug ist das komplett unsinnig. Im Gegenteil: Es erzeugt sogar einen Hot Spot, Weil Zeige- und Mittelfinger an diesem Plastik anliegen. Der Zeigefinger liegt zudem auf einer Plastknaht am Abzugsbügel auf.
Im normalen Gebrauch war das zumindest nicht so unangenehm, dass es mich irritiert hätte. Wer aber besonders große Hände oder dicke Finger hat, wird den (unnötigen) Abzugsbügel vermutlich als unbequem oder gar störend empfinden.
Handhabung und Ergonomie
Durch die Form- und Gewichtverteilung zieht der Bespoke Jet stark nach unten. Längeres Saugen im Handheld-Modus (keine Stange, Düse direkt am Sauger) kann deshalb anstrengend werden. Für den Gebrauch mit Stange ist es egal, solange man den Sauger nicht einhändig anheben will, um schnell mal über ein Hindernis zu kommen oder den Tischfuß abzusaugen. Obwohl das Gewicht des Saugers an sich nicht so hoch ist, ist das Anheben durch die Ergonomie und Gewichtsverteilung unangenehm.
Der Bespoke Jet ist überraschend schwergängig in den Kurven, wenn er mit der Bodenbürste genutzt wird. Ich hatte oft das Gefühl, als würde etwas dagegenhalten – und das tut es tatsächlich. Ausgeschaltet lässt sich der Bespoke Jet flott und geschmeidig führen, kleine Lenkbewegungen reichen. Doch sobald er aktiv ist, hält die Mischung aus Drehbürste und Saugkraft dagegen. Wer lieber einen Akkusauger mit steifem statt flattrigem „Fahrverhalten“ hat, wird sich über den Bespoke Jet Pro freuen.
Nach unten hin ist er dafür sehr beweglich. Er lässt sich nahezu komplett flach am Boden führen, wodurch man leicht unter Möbeln saugen kann. Kurven fahren ist mit flacheren Winkeln aber dann wieder schwierig, wegen der Trägheit in den Seitenbewegungen.
Simple Bedienung
Die Bedienung erfolgt über 3 Tasten an der Oberseite: Plus, Minus und der Ein-Ausschalter. Das Display ist gut leserlich, aber reduziert. Abgesehen von eventuellen Störmeldungen zeigt es die verbleibende Saugdauer und die aktuell gewählte Saugstärke: Minimum, Mittel, Max und Jet. Zusätzliche Informationen, wie etwa die Menge der eingesaugten Partikel, gibt es nicht. Auch eine App-Verbindung fehlt, um diese oder Service-Informationen am Smartphone anzuzeigen.
Auffällig ist zudem, dass ein Auto-Modus fehlt, der die Saugstärke an den eingesaugten Mist anpasst. Standardmäßig befindet sich der Bespoke Jet beim Einschalten auf der mittleren Stärke.
Saugleistung
Wie bei den Modellen anderer Hersteller auch nimmt die Bodenbürste Staub primär in der Vorwärtsbewegung auf. In der Standardeinstellung Mittel saugt der Bespoke Jet ordentlich. Im Alltag und beim Schmutztest mit Bröseln und ungekochten Reis gab es keinen Grund, auf eine der 2 höheren Stufen wechseln zu müssen.
Bei der Bodenbürste ist bemerkbar, dass die Saugkraft vor der Bürste stärker ist, als bei Dyson und Tineco. Dort wird der Schmutz in der Auto- und Mittelstärke erst eingesaugt, wenn er tatsächlich „überrollt“ wird. Beim Bespoke Jet werden größere Schmutzcluster schon in Teilen eingesaugt, bevor die Bürste darüberrollt. Das hilft dabei, dass die mittlere Stufe für die meisten Aufgaben ausreichend ist. Was mir abgeht, ist ein Licht in der Bodenbürste. Das wirkt zwar wie ein Gimmick, wenn man es aber einmal verwendet hat, besonders das grüne „Laser“-Licht beim Dyson v15, will man es nicht mehr missen.
Die Düsenaufsätze funktionieren, wie sie sollten. Nur das Pet Tool reinigt, wie oben beschrieben, weniger gründlich als die Gegenstücke von Dyson und Tineco. Hier muss man häufiger über das Sofa drübersaugen, um alle Krümel zu erwischen.
Im Vergleich zu anderen kabellosen Staubsaugern ist der Bespoke Jet etwas lauter. Auch in der niedrigsten Saugstärke ist er lauter als Dyson und Tineco auf der niedrigsten Stufe.
Wischleistung
Die wiederverwendbaren Pads und Einweg-Pads halten nur locker an den Drehplatten des Wischaufsatz. Beim Wischen mit den Einweg-Pads ist es deshalb öfter vorgekommen, dass sie verrutschen, speziell, wenn man in Ecken wischt.
Die Wischleistung insgesamt ist moderat. Die Pads nehmen schon Schmutz auf, allerdings ist das nur für den Alltags-Dreck geeignet. Hat man nach einem Gatschlauf mit den dreckigen Schuhen das Vorzimmer angesaut, muss man warten, bis es trocken ist, dann staubsaugen und dann mit mehreren Pads wischen, bzw. die wiederverwendbaren Pads dazwischen reinigen, damit man den Schmutz wegbekommt.
Frische Flecken, wie etwa Ketchup oder verschütteter Kaffee auf Fliesen, sollte man nicht wischen. Hier wird das Ketchup mehr verteilt als aufgenommen. Da muss man erst mit einer Küchenrolle arbeiten, bevor man den möglichst geringen Rest mit dem Wischaufsatz angeht.
Für nicht akuten Schmutz ist der Wischaufsatz in Ordnung. Die Einweg-Pads reichen für ca. 15 bis 20 Quadratmeter, je nachdem wie intensiv man wischt. Die Mehrweg-Pads reichen dank der manuellen Bewässerung (Plus-Taste drücken) für mehr Quadratmeter. Allerdings sollte man sich fragen, ob man wirklich die ganze Wohnung bzw. das ganze Haus mit denselben Pads wischen will, ohne sie dazwischen auszuwaschen.
Laufzeit
Bei mittlerer Saugstufe beträgt die Laufzeit des Akkus mit der Bodenbürste 25 Minuten. Durch den mitgelieferten Zweitakku hat man so 50 Minuten Laufzeit – das reicht für eine sehr intensive Reinigung. Die höheren Saugstufen reduzieren die Laufzeit: Auf Max sind es 15 Minuten pro Akku, auf der höchsten Stufe Jet nur noch 9 Minuten.
Bei Düsen ohne rotierende Bürste verlängert sich die Laufzeit. Auf Mittel sind es hier 30 Minuten. Beim Wischaufsatz wird hingegen nur gedreht, statt gesaugt. Das sorgt für eine Akkulaufzeit von über einer Stunde pro Akku.
Fazit
Das spektakulärste am Bespoke Jet Pro ist die Docking Station im Designer-Look. Deren Absaugsystem ist ein nettes Feature – besonders für User*innen, die das Entleeren des Akkusauger-Behälters nervt oder denen sogar davor graust.
Der große Lieferumfang inklusive Reserveakku samt eigener Ladestation ist sehr praktisch, besonders in Haushalten, in denen oft und viel gestaubsaugt wird. Der Wischaufsatz ist in Ordnung, wenn man regelmäßig wischen möchte, ohne mit Kübel und Lappen herumzuhantieren. Für das Wegmachen von akuten Flecken oder das Aufnehmen von verschütteten Flüssigkeiten, eignet er sich aber nicht.
Defizite gibt es bei der Ergonomie. Die Gewichtsverteilung macht ihn schwerer, als er eigentlich ist. Muss man den Sauger oft anheben, um etwa mit der Bodenbürste Tischfüße oder die unteren Ebenen eines Regals abzusaugen, wird man nicht viel Freude mit dem Bespoke Jet haben. Die Schwerfälligkeit in den Kurven ist Geschmackssache: Ich bevorzuge wendigere Modelle, während etwa meine Frau solch „flatternde“ Modelle gar nicht mag und Staubsauger wie den Bespoke Jet bevorzugt.
Preis und Alternativen
Um 755 Euro (gesehen bei Amazon) bekommt man mit dem Bespoke Jet Pro einen sehr gut ausgestatteten Staubsauger, wenn auch mit ein paar Defiziten. Wer auf die Docking Station und den Wischaufsatz verzichten kann, aber mit Laser-Licht saugen will, bekommt den Dyson v15 Detect Absolute um 655 Euro. Für den gibt es Bodenständer von Drittanbietern ab etwa 50 Euro – die sehen aber nicht so schön aus wie vom Bespoke Jet und haben keine Funktion zum Entleeren des Behälters. Für Mutige gibt es auch Wischaufsätze für Dyson-Sauger, ab etwa 85 Euro.
Mit 504 Euro (gesehen bei Amazon) ist der Tineco S15 Pro eine günstigere Alternative. Der kommt standardmäßig mit einer praktischen Boden-Docking-Station. Die lädt aber nur den Akku und entleert nicht den Staubbehälter. Außerdem gibt es keinen Wischaufsatz. Dafür hat die Bodenbürste aber ein Licht. Außerdem zeigen Display und App Zusatzinformationen an.
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