So klimaschädlich sind Smartphones
Am Donnerstag wurde das Fairphone 4 vorgestellt. Die 4. Smartphone-Generation des niederländischen Herstellers steht, wie seine Vorgänger, für modularen Aufbau und einfache Reparierbarkeit. Ist eine Komponente im Inneren kaputt, etwa der Akku, kann er von Nutzer*innen selbst getauscht werden. Man erspart sich teure Reparaturen und muss nicht gleich das ganze Gerät ersetzen.
Dieser Umstand, gepaart mit 5 Jahren Garantie und jahrelangen Updates für das Android-Betriebssystem, soll dazu führen, dass das Fairphone 4 möglichst lange genutzt wird. Laut dem Europäischen Umweltbüro (EEB) werden Smartphones in der EU im Schnitt 3 Jahre lang genutzt. Danach werden sie gegen neue Geräte ersetzt, nur eines von 5 wird wiederverwertet. Der große Rest landet als Elektroschrott auf Deponien.
Energiereiche Produktion
Für den Kampf gegen den Klimawandel ist das ein wachsendes Problem. Um Smartphones zu produzieren, muss viel Energie aufgewendet werden, die oft aus fossilen Quellen stammt. Außerdem sind jede Menge Rohstoffe notwendig. Einige davon werden wiederum unter Einsatz von viel Energie und umweltschädlichen Chemikalien gewonnen. Materialien wie Cobalt oder Gold stammen dazu oft aus Minen in Entwicklungsländern, wo Menschen unter unvorstellbaren Arbeitsbedingungen schuften.
"Smartphones sind kein Saisonprodukt, das man nach kurzer Zeit gegen ein neues austauscht", heißt es dazu von Greenpeace. "Der Ressourcenverbrauch, der Energieeinsatz und die Arbeit, die in jedes Gerät einfließen, sind enorm. Bevor ein Smartphone bei uns landet, gehen seine Komponenten durch hunderte Hände und reisen mehrmals um die Welt."
Einsatzdauer verlängern
Produktion und Betrieb von Smartphones sorgen in Europa für 14 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen pro Jahr. Das ist mehr als ganz Lettland ausstößt. Würde man die Einsatzdauer von Smartphones nur um ein Jahr verlängern, könnte man jährlich 2 Millionen Tonnen Emissionen einsparen. Das entspräche den Abgasen von 430.000 Pkw. Hersteller fördern jedoch das rasche Ersetzen von Geräten mit jährlich aktualisierten Produktlinien. Aber auch Mobilfunkanbieter steuern ihren Teil bei, etwa mit eigenen Tarifen, die Kund*innen alle 2 Jahre ein neues Smartphone versprechen.
Laut einer Studie aus Kanada steigen die Treibhausgasemissionen aus dem Sektor Informations- und Kommunikationstechnologien insgesamt rasant an. Bis 2040 sollen sie 14 Prozent aller weltweiten Emissionen ausmachen. Der Anteil, den die Smartphone-Produktion daran hat, ist um ein Vielfaches größer als jener anderer Elektronikprodukte wie PCs oder Laptops. Bei jährlich 1,4 Milliarden verkauften Smartphones weltweit ist das nicht verwunderlich.
Gute Seiten gibt es auch
Neben der Produktion von Mobiltelefonen wirkt sich auch ihr Betrieb klimaschädlich aus, wenngleich in wesentlich kleinerem Maßstab. Wie der Netzwerkausrüster Ericsson in einer Studie beschreibt, müsse man in den Betrieb etwa den Stromverbrauch von Endgeräten, Mobilfunkinfrastruktur und Datenzentren miteinberechnen. Sechs Jahre Smartphone-Benutzung generieren in etwa so viel Treibhausgasemissionen wie ein Ticket für eine Flugreise von London nach Barcelona und zurück.
Andererseits können Smartphones im Betrieb auch dabei helfen, Emissionen zu vermeiden - etwa wenn Menschen per App Mobilitätsdienste nutzen anstatt mit dem eigenen Auto zu fahren. Auch mit Geschäftstreffen per Videochat oder Smart-Home-Apps, die etwa helfen Heizkosten zu sparen, kann man dabei helfen, den Klimawandel zu bremsen. Neben dem Beitrag zur Digitalisierung können Smartphones auch andere Geräte ersetzen, die lange Zeit zusätzlich produziert und erworben wurden, etwa Musikplayer oder Fotokameras.
Macht der Konsument*innen
Am Ende haben es Konsument*innen selbst in der Hand, einen Beitrag zu leisten, um den klimaschädlichen Einfluss von Smartphones möglichst gering zu halten. Umweltbehörden raten etwa zum sorgfältigen Umgang mit dem Gerät und seinem Akku, zu Reparieren statt Ersetzen und zu fachgerechter Entsorgung.
Bringt man Smartphones etwa zu Altstoffsammelzentren, kann wenigstens ein Teil davon recycelt werden. In vielen Fällen landen alte Mobiltelefone aber in einer Schublade und werden vergessen. Dabei könnte man sie auch weiterschenken oder verkaufen. Und statt zu einem neuen Smartphone könnte man zu "refurbished", also gebrauchten und generalüberholten Geräten, greifen.