Science

“Blob”: Pazifik-Anomalie ist menschengemacht

Ein riesiger, heißer „Blob“ hatte 2013 zum Massensterben von Meeresbewohnern im Pazifik geführt. Die Anomalie trat an der Küste Nordamerikas auf und spülte tote Seevögel, Lachse und Seelöwen ans Ufer. Wissenschaftler vermuten, dass mehr als 100 Millionen Kabeljau starben. Zudem entwickelte sich eine giftige Alge, die sich schnell verbreitete.

Teilweise war der Blob fast 4 Grad wärmer als die reguläre Wassertemperatur. Er hielt sich bis 2015 und kühlte erst dann ab. Weltweit treten immer wieder solche Hitzewellen unter Wasser auf. Sie zerstören das Ökosystem und gefährden Arten wie Buckelwale, verursachen Korallenbleiche, beschleunigen das Schmelzen von Meereis und führen zu vermehrtem Freisetzen von Kohlendioxid durch absterbendes Seegras.

300 Ereignisse

Eine neue Studie der Umweltphysikerin Charlotte Laufkötter von der Universität Bern hat nun ergeben, dass sich solche Ereignisse künftig stärker häufen könnten. Mit ihrem Team analysierte sie die Meereshitzewellen zwischen 1981 und 2017. Sie konnte 300 Ereignisse verzeichnen, die durchschnittlich 40 Tage andauerten, eine Größe von 1,5 Millionen km² umfassten und eine Spitzentemperatur von 5,5 Grad über dem Normalwert erreichten.

Besonderes Augenmerk legten sie auf jüngere Ereignisse. Sie berechneten, wie wahrscheinlich eine Hitzewelle aufgetreten wäre, gäbe es keine globale Erwärmung. Dabei kam man zum Schluss, dass ein Hitze-Blob aufgrund des Klimawandels 20 Mal wahrscheinlicher ist. „Die Häufigkeit, Dauer und Intensität großer mariner Hitzewellen nahm während des Beobachtungszeitraums zu", heißt es in der Studie, die im Fachmagazin Science erschien.

Jährlich neue Blobs

Solche außergewöhnlich riesigen Blobs wie 2013 im Pazifik seien in vorindustriellen Zeiten nur alle hundert oder tausend Jahre aufgetreten, schreiben die Forscher. Sobald die Erderwärmung um mehr als 1,5 Grad gestiegen ist, prognostizieren sie, dass die Hitzewellen alle 10 Jahre auftreten könnte. Hat sich die Erde um 3 Grad erwärmt, könnten sie jährlich auftreten. Bereits 2018 war eine Studie zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.

„Jüngste Hitzewellen hatten schwerwiegende Folgen für marine Ökosysteme, die danach eine lange Erholungszeit brauchen – wenn sie sich überhaupt je ganz erholen“, so Laufkötter in einem Statement. Dadurch, dass die Hitzewellen plötzlich auftreten, haben die Ökosysteme keine Zeit, sich an die Veränderung anzupassen, warnen die Wissenschaftler.

Ehrgeizige Klimaziele

Damit würden viele Lebensräume eingehen. Die Hitzewellen würden so auch die Nahrungskette beeinflussen, etwa weil nährstoffreiches Plankton verschwindet. „Um das Risiko von nie dagewesenen marinen Hitzewellen zu reduzieren, sind unbedingt ehrgeizige Klimaziele nötig. Nur so lässt sich verhindern, dass einige der wertvollsten marinen Ökosysteme unwiderruflich verloren gehen“, schreibt Laufkötter

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