Science

Nervige Captcha-Tests werden von Bots leichter gelöst als von Menschen

Sogenannte Captchas sind seit Jahrzehnten ein fester und nerviger Bestandteil des Internets. Es gibt sie in verschiedensten Ausführungen. Manchmal muss man verzerrte Buchstaben erkennen und eintippen, ein andermal Zebrastreifen auf Fotos vom Straßenverkehr identifizieren.

Die Idee dahinter ist immer die gleiche: Menschen von Computern zu unterscheiden. Die Aufgaben sollen so gestellt sein, dass sie für Menschen einfach und schnell, für Bots aber fast unmöglich zu lösen sind. Die Abkürzung Captcha steht für “completely automated public Turing test to tell computers and humans apart”. Damit soll etwa verhindert werden, dass Bots versuchen Passwörter von User*innen auf Login-Seiten zu erraten, die Server durch zu viele Suchanfragen lahmlegen, zehntausende Fake-Reviews abgeben oder bei Konzerten echten Menschen alle Tickets wegschnappen.

Eine neue Studie zeigt nun, dass Captchas ihre Aufgabe aber nur unzureichend erfüllen. Von den 200 populärsten Webseiten laut Alexa-Ranking verwenden demnach 120 Captchas. 1.400 Teilnehmer*innen der Untersuchung haben sich ans Lösen jener gemacht. Verglichen wurden sie mit automatisierten Systemen, um die Captchas auszufüllen. 

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Bots schlagen Menschen

Die Wissenschaftler*innen haben dabei herausgefunden, dass die Bots die Menschen nicht nur in der Geschwindigkeit, sondern auch in der Genauigkeit übertreffen. So benötigten die Versuchspersonen im Schnitt zwischen 9 und 15 Sekunden, um die Captchas mit einer Trefferrate von 50 bis 84 Prozent erfolgreich zu lösen.

Die Genauigkeit der Bots lag zwischen 85 und 100 Prozent, wobei ein Großteil der Systeme in über 96 Prozent der Fälle erfolgreich war. Dabei waren die Bots “signifikant schneller” als ihre menschlichen Kolleg*innen. 

Da die Captchas also ihren Zweck nur mangelhaft erfüllen, rufen die Autor*innen dazu auf, Webseiten auf eine andere Art und Weise zu schützen. Auch der*die durchschnittliche Internet-Anwender*in wäre wohl nicht unglücklich darüber, weniger nervige Captchas ausfüllen zu müssen. Veröffentlicht wurde das entsprechende Paper auf Arxiv, ein Peer-Review steht noch aus.

Versteckter Nutzen von Captchas

Dass wir uns einfach so von Captchas verabschieden können, ist aber unwahrscheinlich. Das Ausfüllen hat nämlich oft noch einen anderen Zweck, als zu überprüfen, ob man ein Roboter ist. Das Erkennen von verzerrten Buchstaben durch Millionen Internet-Nutzer*innen hat etwa aktiv dazu beigetragen, Tausende Bücher zu digitalisieren.

Und das Identifizieren von Fahrrädern oder Ampeln trägt höchstwahrscheinlich dazu bei, Systeme für selbstfahrende Autos zu trainieren. Das ist auch der Grund, warum Google 2009 den Captcha-Anbieter reCAPTCHA aufgekauft und die entsprechenden Services anderen Webseiten kostenfrei zur Verfügung stellt.

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